Baby-Bingo
bestens zwischen uns. Und den Flug können wir verschieben, ich manage das.«
»Wie auch immer, ich möchte nicht mit einem Betrüger verreisen.«
Wieder trifft sie mich völlig unvorbereitet.
»Was meinst du mit Betrüger? Falls du auf die letzten Tage bei Stefan anspielst, ich war dir so was von treu, das musst du mir glauben.«
»Ich bleibe dabei, du bist ein gemeiner Schwindler«, sagt Carla. Aber sie hält die Rolle nicht durch und kichert plötzlich.
Nun bin ich komplett verwirrt. »Was ist das für ein Spielchen?«, möchte ich von ihr wissen.
»Das war meine grausame Rache.«
»Rache wofür?«
»Ich erwarte ein Geständnis. Du bist auf dem Rückweg von der Toilette in die Küche und hast Luca gefragt, was ich bestellt habe. Stimmt’s?«
»Was, woher willst du das wissen?«
»Ganz einfach. Weil ich diesen Verdacht hatte und Luca danach gefragt habe, als du später nochmals auf der Toilette warst. Traue nie einem Mann, das habe ich gelernt. Du glaubst doch nicht, dass du bei mir mit einem so simplen Trick durchkommst! Mache nie den Fehler, mich zu unterschätzen.«
»Luca, dieser Verräter!«, sage ich.
Und bin erleichtert. Für einen Moment hatte Carla mich wirklich geschockt.
»Wohin reisen wir denn, wenn wir uns das nächste Mal trennen und wieder versöhnen?«, frage ich Carla glücklich und übermütig, als wir wenig später zusammen in ihre Wohnung gehen, die nun wieder unsere Wohnung ist.
»Es gibt kein nächstes Mal. Das war der letzte Warnschuss«, sagt Carla.
Und ich merke, sie meint es ernst.
Carla
Die Reise
»Habe ich das richtig gehört?« Erstaunt schaue ich Martin an. »Hat uns der Kellner gerade zur Hochzeit gratuliert? Wir sind doch schon seit zwei Jahren verheiratet!«
Martin grinst. »Manchmal sind eben kleine Schwindeleien nötig, um den besten Platz im Restaurant zu bekommen. Und einen Gratischampagner dazu«, sagt er.
Auf unserem Tisch sind frische rote Rosenblätter in Herzform dekoriert, um uns herum stecken brennende Fackeln im Sand. Das Meer ist nur drei Meter entfernt, sanft schwappen kleine Wellen an den Strand. Ein Logenplatz für Honeymooner. Und für die wird der Tisch am Strand exklusiv reserviert. Aber eigentlich sind wir ja auch in den Flitterwochen. Wenn auch mit zwei Jahren Verspätung.
Wir sind auf den Malediven. Wie sich das schon anhört: Male-diven. Der Name sagt alles. Und wie eine Diva fühle ich mich auch. Wie eine champagnertrinkende Diva aus der Raffaello-Werbung. Barfuß, denn Schuhe trägt hier auf der Insel niemand.
Ich habe mich heute für ein Abendkleid entschieden, dem Anlass entsprechend. Diesen Moment will ich auskosten. Schließlich habe ich mein Leben lang darauf gewartet. Und wenn nicht hier, wo dann kann ich endlich mal mein langes Kleid von Hugo Boss anziehen, in das ich gerade noch so reinpasse. Wenn ich den Bauch weit genug einziehe. Denn die Kombination aus Hormonen, Häagen-Dazs-Eis und Dallmayr- Pralinen hat leider Spuren an meiner Figur hinterlassen.
Martin sitzt mir im weißen Hemd und in weißer Hose gegen über. Meine Güte, ich wusste gar nicht mehr, was für einen gut aussehenden Mann ich habe! Seine dichten schwarzen Haare sind nach hinten gekämmt. Er hat das große Glück, auch mit über 40 noch über eine volle Haarpracht zu verfügen, was ihn um Jahre jünger aussehen lässt. Und dann seine Art, den Kopf leicht schräg zu halten, während er mir aufmerksam zuhört. Was in letzter Zeit leider nicht immer der Fall war. Aber seit unserem Streit vor ein paar Wochen scheint er sich zumindest wieder etwas mehr anzustrengen, aufmerksamer zu sein.
Herrje, ich bin gerade dabei, mich neu in meinen eigenen Mann zu verlieben. Erste Auswirkungen der Liebesinsel? Oder habe ich einfach nur zu viel Champagner getrunken?
»Und? Hast du es dir so vorgestellt?«
Martin sieht mich an, und ich merke, wie er immer noch stolz auf seine Idee ist, mich hierher zu entführen.
»Nein. Ehrlich gesagt dachte ich nicht, dass es hier sooo schön ist.«
Meistens ist es doch im Leben genau andersrum. Man hat von etwas bestimmte Vorstellungen – und wenn man es dann sieht, ist man enttäuscht. Weil es so ganz anders ist, als man dachte. So habe ich mich gefühlt, als ich die Pyramiden zum ersten Mal sah. Klar, sie sind schon überwältigend. Aber in meinen Vorstellungen waren sie noch viel größer und gewaltiger als in Wirklichkeit.
Und hier ist alles noch viel intensiver als erträumt. Das Wasser noch blauer, der Sand noch weißer, die
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