Baby-Bingo
machen musste. Dazu meine Blasenentzündung, die leider den ganzen Urlaub anhielt. Und dann noch der Umzug plus Dauerregen.
Romantischer Liebesurlaub im tropischen Paradies? Fehlanzeige. Ehrlich gesagt, hatte ich mir den irgendwie anders vorgestellt. Und trotzdem war’s schön. Wir hatten mal wieder Zeit für uns, sind uns nähergekommen und haben gemerkt, dass eben alles im Leben zwei Seiten hat. Selbst die Malediven.
Martin
Die Wunderpille
Ob die Tablette denn überhaupt noch wirkt? Ist nicht längst schon das Haltbarkeitsdatum abgelaufen?
Ich versuche, einen Aufdruck zu finden. Vergeblich. Das Wunderding ist zwar original verpackt, oben transparentes Plastik, unten Alu. Aber Stefan hat es offensichtlich aus einer größeren Packung geschnitten. Es ist kein Datum zu sehen.
Ich rätsle, wann er mir die Viagra-Tablette geschenkt hat. War es an meinem letzten Geburtstag oder bereits das Jahr davor?
»Falls mal alle Stricke reißen«, hat er gesagt.
Bis jetzt ist in dieser Beziehung bei mir zum Glück noch kein Strick gerissen. Abgesehen von gelegentlichen Ausreißern nach unten in der Tagesform, bedingt vielleicht durch Stress. Oder sind es doch schon die ersten Alterserscheinungen, die manchmal auf die Lustkurve drücken? Wie auch immer, bis jetzt gab es für mich keine Notwendigkeit, das Geschenk zum Einsatz zu bringen. Andrerseits wäre es doch schade, wenn die babyblaue Pille weiter ganz unten in der Schreibtischschublade vor sich hingammelt und irgendwann mal gar keinen Nutzen mehr bringt. Vermutlich bin ich sowieso einer der letzten Männer Deutschlands, die Viagra und Co. noch nicht getestet haben.
Im Internet gibt es zu jedem Thema Diskussionsforen, in denen sich die Leute austoben. Auch Tausende Erfahrungsberichte über Viagra. Ich finde ein paar Einträge über das Ablaufdatum. Demnach ist die Wunderpille noch Jahre darüber hinaus haltbar. Und wirksam.
Vielleicht kein Zufall, dass mir Stefans Geschenk, das ich schon vergessen hatte, gerade heute wieder in die Hände fällt. Ist es ein Wink des Schicksals, dass ich damit meinem Liebesleben mit Carla einen zusätzlichen Kick geben soll?
Eigentlich dachte ich, dass die Reise auf die Malediven unsere Körperlichkeit wieder entkrampfen und intensivieren würde. Zudem hoffte ich, mein Gehirn dort von der zwanghaften und destruktiven Koppelung Sex = Babymache etwas freispülen zu können. Aber Carla bekam eine schlimme Blasenentzündung. Und schon der Gedanke an Sex tat ihr weh. Unsere Lockerungsübungen entfielen.
Aber auch danach schafften wir es bisher leider nicht, die Distanz zwischen uns abzubauen. Distanz, das Wort hört sich wohl zu dramatisch an. Denn die ersten Tage auf den Malediven waren wirklich traumhaft. Wir verstanden uns nach wie vor bestens, stritten selten. Wenn, dann ging es um Alltagskleinigkeiten. Die nötigen Reibereien eben, um eine Partnerschaft im Gleichgewicht zu halten.
Aber es scheint im Moment oft eine Art Plexiglasscheibe zwischen uns zu sein. Wir sehen uns, nehmen uns wahr, aber unsere Kommunikation erreicht den anderen nicht wirklich. Ich bin etwas ratlos, woran das liegen mag.
Carla wirft mir vor, dass ich die Planung, wie es mit der Erfüllung des Kinderwunsches weitergehen soll und welche unterstützenden Maßnahmen wir in Erwägung ziehen, ganz allein ihr überlasse. Und damit auch die Verantwortung. Sie hält meine etwas lässigere Art, an das Thema ranzugehen, für männliche Bequemlichkeit, gemischt mit Desinteresse. Aber das stimmt nicht! Wenn ich wüsste, dass man durchs Reden Kinder kriegen könnte, würde ich das 24 Stunden lang am Tag nonstop mit Carla tun. Sofort, gar keine Frage.
Es ist nicht so, dass ich keinen persönlichen Masterplan hätte. Im Gegenteil, ich habe einen radikalen Zweistufen plan:
1. Wir versuchen noch drei Monate lang, auf ganz natürlichem Weg ein Kind zu bekommen. Im Gegensatz zu Carla habe ich die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass das noch klappen könnte. Manche mögen es für Küchenpsychologie halten, aber es gibt Positivbeispiele von Paaren, die nach einem KiWu-Marathon genau dann erfolgreich waren, wenn sie innerlich losließen und den Überdruck rausnahmen. Gemäß dem Motto: Was du unbedingt willst, das kriegst du nicht. Ich möchte mit Carla das Nachwuchsthema wieder gelassener angehen. Einen Versuch ist das wert, finde ich.
2. Sollte das nicht funktionieren, überspringen wir alle Zwischenstufen und konzentrieren uns sofort auf In-vitro. Diese Art der künstlichen
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