Baby, Liebe, Glück
mit allem rechnen. „Oh. Eines Tages, hoffe ich.“ Sie rang sich ein Lächeln ab. „Aber vorher bekomme ich eine Nichte oder einen Neffen.“
„Ich bekomme eine Cousine“, sagte Maddie stolz.
„Eine Cousine, die in Florida lebt.“ Gayle klang enttäuscht. „Ich weiß nicht, warum meine Kinder in die Ferne ziehen mussten, um eigene Kinder zu bekommen.“
„Na ja, wenigstens sind Cam und Maddie jetzt hier“, erwiderte Ashley, als Cams Tochter den Hasen zurückbrachte.
Gayle lächelte und behielt ihre Enkelin im Blick. „Und dafür bin ich so dankbar.“
„Sieh dir das hier an, Grandma.“ Maddie war zurück, diesmal mit den kleinen Ballettschuhen, die Ashley gerade bewundert hatte. „Können wir die hier kaufen, damit das Baby eine Tänzerin wie ich wird?“
Gayle schaute aufs Preisschild und verzog das Gesicht. „Honey, wenn ihr diese Schuhe passen, kann sie noch gar nicht laufen und erst recht nicht tanzen.“
„Aber sie sind so hübsch.“ Maddie strich über die seidige Zehenspitze.
„Und ich habe ein viel zu weiches Herz.“ Lachend legte Gayle die Schuhe in ihren Einkaufskorb. „Ich war so oft hier, als Maddie ein Baby war. Ich glaube, ich habe ihr jede Woche einen Schlafanzug, ein Kleid oder etwas anderes geschickt. Cam fand das gar nicht gut, aber welche Großmutter will ihre Enkelkinder nicht verwöhnen?“
„Sherry erwartet ein Mädchen?“
„Ja. Sie hat es mir gestern Abend erzählt. Leider war das Geschäft schon geschlossen.“
„Ich bin froh, dass es ein Mädchen wird. Mädchen sind besser als Jungs“, verkündete Maddie. „Eine Schwester wäre noch besser, aber ich muss mit einer Cousine zufrieden sein, weil Daddys keine Babys bekommen und meine Mutter nicht der mütterliche Typ ist.“
„Maddie“, tadelte ihre Großmutter sanft.
„Das hast du zu Grandpa gesagt.“
„Stimmt.“ Gayle beugte sich zu Ashley. „Aber ich hätte es nicht gesagt, wenn ich gewusst hätte, dass sie in Hörweite ist“, fügte sie leise hinzu.
„Daddy sagt, ich wachse wie Unkraut. Babys brauchen Hilfe, weil sie noch so klein sind, aber ich wette, ich könnte helfen, eins großzuziehen.“
„Ich bin sicher, du wärst eine große Hilfe“, erwiderte Ashley und schluckte. Sie musste weg von hier, bevor sie in Tränen ausbrach. „Ich muss los. Ich bin mit Megan und Paige zum Lunch verabredet.“
Und dann flüchtete sie aus dem Geschäft und ließ ein riesiges Stück ihres Herzens bei dem kleinen Mädchen zurück, das ihr überrascht nachsah.
Stirnrunzelnd schaute Cam auf den Aktenstapel auf seinem Schreibtisch. Es war fast sieben, der letzte Patient hatte die Praxis vor einer Stunde verlassen, und er musste eine weitere Stunde mit dem Papierkram verbringen. Seine Mutter hatte Maddie zum Ballettunterricht gebracht, damit er länger arbeiten konnte. Aber er wollte rechtzeitig zu Hause sein, um seine Tochter zu Bett zu bringen.
Das tat er seit dem Tag ihrer Geburt. Früher war es einfacher gewesen. Eine Flasche, ein Kuss auf die Stirn – keine Snacks, keine Getränke, keine Geschichten, keine Suche nach Monstern unter dem Bett. Aber egal, wie lange es dauerte, Cam genoss die stillen Momente mit seinem kleinen Mädchen.
Als Ashley noch bei ihm gewesen war, hatte Maddie sie hin und wieder gebeten, ihr die Gutenachtgeschichte zu erzählen, weil sie „die besten“ kannte. Er war nicht gekränkt gewesen, denn es stimmte.
Er vermisste ihre Geschichten. Vielleicht vermisste er auch nur Ashley.
Nein, nicht vielleicht – Ashley fehlte ihm. Und hoffentlich wurde ihr bald bewusst, wie sehr er ihr fehlte.
Cam schlug die erste Akte auf, um sich auf die Arbeit zu konzentrieren und nicht mehr an die Lehrerin seiner Tochter denken zu müssen.
Auf der Akte stand Andy Robichaud. Der ältere Gentleman war vor ein paar Wochen in die Praxis gekommen, weil er Schmerzen beim Wasserlassen hatte. Vorsichtshalber hatte Cam einige Tests angeordnet. Der Laborbericht lag oben. Er überflog die Werte und runzelte die Stirn. Mr. Robichaud war nämlich schwanger.
Ganz offenbar war der Bericht in die falsche Akte geraten – es sei denn, sein neunundsiebzigjähriger Patient war ein medizinisches Wunder.
Cam lächelte noch, als sein Blick auf den Namen in der oberen Ecke des Bogens fiel.
Es waren Ashleys Werte.
9. KAPITEL
Als Ashley am Freitagabend von ihrem Buchklubtreffen nach Hause kam, saß Cam auf der dunklen Veranda. Da sie mal wieder vergessen hatte, die Außenleuchten einzuschalten, bemerkte sie ihn
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