Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
beiden Streithähne wurden von den Kisten und Schaulustigen verdeckt, während sich Garibaldi zu ihnen durcharbeitete.
»Dann können Sie Ihre… Sachen hierlassen und später wiederkommen.«
»Das geht nicht!« erwiderte die Frau entsetzt. »Sie sind ausgesprochen wertvoll.« Sie schien zu glauben, der Sicherheitsoffizierin wäre die Bedeutung des Wortes »wertvoll« nicht bekannt.
Endlich hatte sich Garibaldi zu den beiden durchgekämpft. Eine verdutzte Cristobel Santos deutete gerade mit beiden Händen auf die riesigen Kisten und fragte: »Wer soll die schon stehlen?«
»Was ist denn hier los?« erkundigte sich der Sicherheitschef bei Santos.
»Sind Sie hier verantwortlich?« wollte die Zivilistin wissen.
Garibaldi drehte sich übertrieben langsam zu ihr um, hielt inne und starrte sie an. Die Frau war ausgesprochen attraktiv. Ihre schöne Stimme hatte nicht zuviel versprochen. Sie hatte zarte, glatte zimtfarbene Haut und dichtes, schwarzgelocktes Haar, das über einen bunten Schal auf ihre schmalen Schultern fiel. In ihren sherrybraunen Augen war zu lesen, daß Garibaldis zweifellos dümmlicher Blick sie amüsierte. Ihre vollen Lippen formten ein Lächeln, das ihre kleinen, gleichmäßigen weißen Zähne enthüllte. Sie bewegte sich ein winziges Stück auf ihn zu.
Jetzt aber! Immer mit der Ruhe, mein Junge , rief sich Garibaldi innerlich zur Ordnung. Die ist mit Vorsicht zu genießen. Sie ist eine von den Frauen, die ihre Schönheit nur zu gerne ausnutzen.
Vorsicht Falle! bestätigte ihm seine Erinnerung. Jedesmal, wenn er einer solchen Frau begegnet war, hatte er sich hinterher gewünscht, sie nie getroffen zu haben. »Bitte einen Augenblick Geduld, Madame. Ich muß nur schnell mit der Beamtin hier sprechen.«
Die Frau warf ihm einen beleidigten Blick zu und verzog schmollend den Mund. Eine Schande, wenn sie das mit den Lippen nicht täte , dachte Garibaldi und zwang sich dazu, sich wieder Santos zu widmen.
»Diese Dame will mit ihren Kisten hier durch…«, begann Santos.
»Ich weiß nicht, was dagegen spräche. Meine Papiere sind in Ordnung…«
»Bitte!« unterbrach sie Garibaldi und hielt beschwichtigend die Hände hoch.
»Ich habe ihr erklärt, daß das sehr lange dauern würde und daß wir die Kisten öffnen müßten. Oder wenigstens eine.« Santos redete wie ein Wasserfall, weil sie offenbar befürchtete, wieder unterbrochen zu werden. Zur Kontrolle der Scanner wurde immer ein Teil der Gepäckstücke durchsucht. »Ich habe ihr gesagt, daß wir dafür hier nicht eingerichtet sind.«
Im Klartext , dachte Garibaldi, hier gibt es keine Brechstange.
»Ich habe vorgeschlagen, die Sachen runter zur Frachtzollstelle zu bringen, aber sie wollte mich ja nicht vorbeilassen!« beteuerte die Frau.
Garibaldi hob abermals die Hand, und die Frau verstummte. Ihre Augen sprühten förmlich vor Wut. Dann streckte er Santos eine Hand hin. »Ihre Papiere?«
Santos knallte ihm den Datenkristall in die Handfläche, als wollte sie ihn zerschmettern.
»Ich werde die Dame und ihre Kisten zur Frachtzollstelle bringen«, entschied er und deutete auf einen der Neulinge in seinem Gefolge. »Das ist Chang, Santos. Sie werden ihn anlernen.«
Garibaldi zuckte unter Santos’ verletztem Gesichtsausdruck fast zusammen. Entschuldigend erklärte er: »Jeder bekommt einen.«
Er wandte sich der Schönheit neben ihm zu. »Wenn Sie und Ihre Leute mir bitte folgen würden.« Er ging los.
»Vielen Dank«, erwiderte die Frau überbetont höflich. Sie drehte sich zu ihren Gepäckträgern um und bedeutete ihnen, ihr zu folgen. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Chief zu. »Ich heiße Semana MacBride.«
Sie hielt ihm ihre Hand hin, und er schüttelte sie – kurz. Semana zog ihre vornehmen Augenbrauen hoch. »Wieso so zurückhaltend? Weil ich noch nicht durch den Zoll bin?«
Er lächelte sie von oben herab an. »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.«
Er musterte sie. Sie war auffallend gekleidet. Er hätte schwören können, daß ihr Kleid von Minbar stammte. Es war ger nauso dezent wie die seidigen Roben, die Botschafterin Delenn trug. Nur dieses Kleid war mit einer Reihe ausgefallener Schmuckstücke und bunter Schals verziert.
Sie ist ganz schön dreist , dachte er. Nicht viele unserer Frauen würden in Minbari-Kleidern herumlaufen . Offensichtlich war ihr die Meinung anderer Leute ziemlich gleichgültig. Sie schien eine Unruhestifterin zu sein. Ich hoffe bloß, sie bleibt nicht lange.
»Was ist in diesen
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