Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
Kisten?« fragte er.
»Die Bauteile für eine Statue, die ich in einem der Gärten aufstellen soll.« Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu. »Eine großzügige Spende der Intergalaktischen Versicherung.«
Er warf einen zweifelnden Blick auf die Kisten hinter sich. »Ich weiß nicht, wo Sie das Ding aufstellen wollen. Es scheint ziemlich groß zu sein.«
»Ach!« Semana machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das Teil ist entsetzlich kitschig, aber lange nicht so groß, wie die Kisten vermuten lassen.«
»Wieso sind Sie nicht bei der Frachtabfertigung gelandet?« wollte Garibaldi wissen. »Das hätte Ihnen eine Menge Ärger erspart.« Und uns auch , fügte er in Gedanken hinzu.
»Nun ja«, erklärte Semana, »aus künstlerischer Sicht taugt es nicht viel, aber als Spende«, sie zuckte leicht mit den Schultern, »ist es großartig. Das ist mein großer Durchbruch, und ich wollte nicht riskieren, daß die Statue beschädigt wird. Sie enthält zum Beispiel einige hochempfindliche elektronische Bauteile, und wenn sie unterwegs beschädigt worden wären, hätte ich sie hier vielleicht nicht reparieren lassen können.« Sie sah ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag an. »Ich wollte die Kisten per Frachtpost herschicken. Damit hätte ich eine Menge Geld gespart. Aber der Captain wollte mir aus versicherungstechnischen Gründen nicht gestatten, die Ladung zu überwachen.« Sie grinste. »Welche Ironie, nicht wahr? Also habe ich mir eine zusätzliche Kabine genommen und sie dort untergebracht. Nur so konnte ich sicher sein, daß sie weder zerdrückt noch fallengelassen oder Temperaturschwankungen ausgesetzt würden. Künstler sind nicht immer besonders gute Elektroniker«, bemerkte sie und sah ihn fragend an. »Ich wollte keinerlei Risiken eingehen.«
»Sie sind also Künstlerin, ja?«
»Oh, nein«, erwiderte sie. »Viel schlimmer. Ich bin Kunsthändlerin. Und das ist ein weiterer Grund für meine Reise nach Babylon 5 .« Ihr Blick schweifte in die Ferne. »Ich bin sicher, hier entwickelt sich eine neue Kunstrichtung. Es muß einfach so sein! Neue Erfahrungen schreien nach neuen Ausdrucksformen.« Sie wandte sich ihm erwartungsvoll zu. »Finden Sie nicht auch?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung«, antwortete Garibaldi mit einem verächtlichen Lächeln. »Ich treibe mich nicht in der Kunstszene herum. Wenn es hier überhaupt eine gibt.«
Semana hakte sich mit einem schelmischen Lächeln bei ihm unter und zog ihn an sich heran. »Dann ist es wohl Zeit, daß Sie es herausfinden. Ich schicke Ihnen eine Einladung zur Enthüllung. Wie heißen Sie?«
»Ich bin Michael Garibaldi, der Sicherheitschef der Station.«
»Oh, kein Wunder, daß Sie den kleinen Zwischenfall vorhin so schnell in den Griff gekriegt haben.« Sie hielt ihn noch ein wenig fester und glitt ganz nah an ihn heran. »Könnten Sie mir bei der Frachtzollstelle noch einmal behilflich sein? Ich habe nämlich wirklich einen Termin.« Sie blickte hoffnungsvoll zu ihm auf.
Sie versucht mich auf den Arm zu nehmen , dachte Garibaldi, gleichzeitig belustigt und mißtrauisch. Natürlich , warnte er sich selbst, kommt sie aus der Kunstszene. Vielleicht reden dort alle so. Aber er empfand es als ganz erfrischend, wegen eines banalen bürokratischen Schnickschnacks auf den Arm genommen zu werden. Eine nette Abwechslung von den üblichen Schwierigkeiten…
Als sie eintrafen, hatte der Zollbeamte gerade eine Frachtladung abgefertigt und wollte sich an die nächste machen. Transportplattformen glitten hin und her, Leute mit tragbaren Com^ puterterminals liefen herum, Scanner piepten, und ganz in der Nähe hörte man das durchdringende pulsierende Geräusch eines Frachters, der instabile Chemikalien direkt in die Leitungen der Station pumpte. Der Geruch von Ozon und Metall lag in der Luft, und zwischen all den Arbeitsoveralls, Rohren mit farbigen Markierungen und blanken Oberflächen wirkte Semana noch deplazierter.
»Einen Moment!« rief Garibaldi, »ich will die Lady hier zuerst abfertigen.«
Der Beamte drehte sich um. Er war dreifach überrascht. Erstens, weil er den Sicherheitschef vor sich sah. Zweitens, weil der auf einmal höchstpersönlich Fracht abfertigen wollte. Und drittens, weil die Kisten neben ihm offenbar gerade erst vom Warteraum für Passagiere gekommen waren und von einer wahren Göttin begleitet wurden.
Garibaldi setzte Semanas Kristall ein und übertrug die Daten. Dann drehte er sich um, hob eine Art Stemmeisen auf und setzte es an der
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