Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
erschwerte. Sie war an Händen und Füßen gefesselt, nicht zu fest, aber es würde ihr nicht leichtfallen, sich zu befreien. Ihr war übel, und ihre Kehle schmerzte. Durch das Brummen in ihrem Kopf hörte sie gedämpfte Stimmen.
»Wie konntest du nur?« zischte eine wütende männliche Stimme. »Übereilt nichts! Übereilt nichts!«
»Wenn du das noch einmal sagst, Miczyn, bringst du mich dazu, etwas äußerst Übereiltes zu tun«, brummte eine tiefere Stimme.
»Er hat aber recht«, flüsterte barsch eine Frau. »Das war sehr dumm, sehr schlecht geplant.«
»Wenn wir sie nicht bestrafen wollen«, bemerkte die tiefe Stimme, »schlage ich vor, daß wir diese übereifrigen Jugendlichen wegschicken. Je weniger unsere Beratungen mitbekommen, desto besser.«
»Geht!« befahl die Stimme, die zu Miczyn gehörte. »Aber vergeßt nicht die Anweisung der Obersten Olorasin!« Es folgte eine nachdenklich Pause. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für Wagemut.«
Na’Toth bewegte sich vorsichtig; eine leichte Drehung des Kopfes ließ die Decke ein wenig verrutschen. Angenehm kühle Luft strömte zu ihr, süß und erfrischend trotz ihres metallischen Geruchs. Durch eine Falte konnte sie die abgetragenen Stiefel und die ausgefransten Säume der Kleidung ihrer Entführer sehen. Sie wünschte, sie hätte den Mut, sich noch etwas mehr zu bewegen, damit sie auch ihre Gesichter sehen konnte.
Das müssen T’llin sein , dachte sie. ›Oberste‹ ist ein Amt bei den T’llin. Und Olorasin – den Namen kenne ich. Aber woher sie ihn kannte und in welchem Zusammenhang er stand, wußte sie nicht mehr. Schrecken durchfuhr sie. Wenn das T’llin sind, werden mich diese Leute umbringen, ohne mit der Wimper zu zucken. Sie konnte ohnehin nicht begreifen, wieso sie nicht schon längst tot war.
Vorsichtig prüfte sie ihre Fesseln. Ihre Füße und Hände fühlten sich wie betäubt an. Aber wenigstens würde sie rennen können, wenn sie schon nicht in der Lage war, sich zu verteidigen. Vorausgesetzt, ich kann mich rechtzeitig befreien.
Ein Paar großer, abgelaufener Stiefel kam auf sie zu, und sie wurde angestupst. Na’Toth war überrascht, wie sanft man mit ihr umsprang, sie hatte einen brutalen Tritt erwartet. Bei den riesigen Füßen , dachte sie, hätte ich mich wahrscheinlich nicht mehr bewußtlos stellen können, wenn er mir einen kräftigen Tritt verpaßt hätte.
Die dunkle, müde klingende Stimme sagte: »Werft sie aus einer Luftschleuse! Niemand wird sie mit uns in Verbindung bringen können.« Der Tllin kicherte boshaft. »Nicht wenn sie zu tot ist, um noch zu reden.«
»Ich habe ihr Gesicht gesehen«, sagte die Frau. »Das ist die, vor der du mich gerettet hast, Segrea.«
»Dann«, erklärte Miczyn verblüfft, »ist sie der Attaché des Botschafters der Narn.«
Es folgten ein undeutliches Geräusch und ein dumpfer Knall. Jemand hatte die Kabinentür zugeschlagen. Na’Toths Herz schlug schneller. Sie hielt den Atem an.
»Bist du sicher?« wollte die tiefe Stimme wissen.
Na’Toth zwang sich dazu, bewegungslos zu verharren, obwohl sie instinktiv kämpfen und fliehen wollte. Aus Angst, zu laut zu keuchen, hielt sie den Atem an und erstickte fast.
»Ich habe mich erkundigt, und das habe ich herausbekommen. ›Die Handlangerin des Narn-Vertreters hat einen Tritt in den Hintern gekriegt‹, hat mein Centauri-Informant gesagt.«
»Wunderbar!« rief die Frau. »Wir sollten sie wirklich ins Weltall hinausbefördern. Die wird keiner je vermissen.«
»Was werden wir tun ? « fragte Miczyn mit vor Aufregung zitternder Stimme.
Na’Toth konnte wieder die großen Stiefel sehen, die auf sie zukamen. »Sie konnte doch niemanden erkennen, als die Jungen sie gefangengenommen haben?« fragte der dazugehörige Tllin.
»N-nein«, stotterte Miczyn. »Sie sagen, daß sie ihr die Decke über den Kopf gestülpt haben, bevor sie etwas merken konnte. «
»Dann werden wir ihr ihre Kreditchips abnehmen und sie hierlassen. Wenn sie aufwacht, ist sie ganz auf sich selbst gestellt. Jeder weiß, wie riskant es ist, in die Unterwelt zu kommen. Und genau das werden ihr die Sicherheitsleute sagen, wenn sie so dämlich ist, Anzeige zu erstatten.« Segrea hob das Tuch über Na’Toths Kopf an und betrachtete die Narn-Frau genau. Er haßte die Gesichter der Narn: die kantigen Züge, die faltige Haut um die roten Augen, die ekligen schwarzen Flecken auf der Stirn, die ihn immer an verdorbenes Obst erinnerten. Er machte ein angewidertes Geräusch und
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