Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
wurden sichtbar. Zwei hielten eine sich drehende Kugel in die Höhe, die sich nacheinander in verschiedene Planeten verwandelte: in die Erde, den Heimatplaneten der Narn, schließlich in Centauri Prime. Die anderen beiden Gestalten schienen sich nach der Kugel zu strecken. Alle vier Figuren trugen weite Umhänge, die es unmöglich machten, ihr Geschlecht zu bestimmen. Ihre Köpfe waren von Kapuzen verhüllt, so daß man nur vage die Gesichter erkennen konnte. Unklar blieb, wo ihre Ohren saßen, welche Form ihre Schädel hatten oder ob sie Haare oder einen Knochenkranz besaßen. Die zwei Figuren, die sich nach der Kugel streckten, waren kleiner und schmaler, ihre langfingrigen Hände feiner gebildet als die der anderen beiden. Einige der mehr ästhetisch empfindenden Gäste bemerken, daß die kleineren Figuren realistischer und lebensechter wirkten. Ein Drazi murmelte, daß sie von einem anderen Künstler stammen müßten.
»Der Name der Skulptur«, rief Sheridan, während die Menge applaudierte, »ist ›Frieden und Einheit‹.«
Einen Augenblick später bemerkte Semana, daß G’Kar nicht mit den anderen Gästen klatschte. Sie sah zu ihm hinüber und stellte fest, daß er das Bildnis angeekelt anstarrte. »Was ist los?« flüsterte sie.
»Das sind T’llin«, erklärte er leise.
»Was?« Sie runzelte verwirrt die Stirn.
»Diese Figuren… das sind T’llin«, seine Stimme klang immer zorniger.
»Ich dachte, das wären angedeutete Humanoide.« Semana zuckte mit den Schultern. »Sie wollen behaupten, daß es ein Volk gibt, das tatsächlich so aussieht. Wie… interessant.« Sie grinste. »Die armen Leute. Besonders schön sind sie nicht gerade.«
Sie drehte sich um und lächelte den Botschafter an, aber er befreite sich von ihrem Arm und starrte sie an.
»Sie sind beleidigt!« rief sie und versuchte ihn zu berühren. »Ich gebe Ihnen mein Wort, Botschafter. Ich würde Sie nie wissentlich beleidigen. Ehrlich, ich wußte nichts von diesen Teil, Till…«
»T’llin!« schnaubte G’Kar.
Semana blickte von der Statue zu G’Kar. Sie richtete sich auf und hob das Kinn. »Welche sind es? Ich werde sie entfernen lassen.«
»Das würden Sie tun?« fragte der Botschafter erstaunt.
Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. »Natürlich.« Dann zuckte sie mit den Schultern. »Wie schwierig es sein wird, hängt davon ab, welche es sind.« G’Kar deutete auf die beiden äußeren Gestalten, und Semana sackte erleichtert in sich zusammen. »Kein Problem, Botschafter…«
»G’Kar.«
»G’Kar«, murmelte sie und lächelte ihn von unten herauf an. »Das sind nicht diejenigen, von denen die Kugel hochgehalten wird, wie Sie sehen. Ich verspreche Ihnen, morgen sind sie verschwunden.«
Sergeant Midori Kobiyashi war der Botschafterin der Minbari schon eine ganze Weile gefolgt. Sie näherte sich ihr so vorsichtig, als wäre Delenn ein seltener Vogel, der wegfliegen könnte, wenn sie näher kommen würde.
Schließlich erregte sie Delenns Mitleid, die sich umdrehte und Midori ansah. »Wollten Sie mich sprechen?« fragte sie behutsam.
»Äh. Ja, Botschafterin.« Nun, da sie tatsächlich mit der Minbari sprach, war sie noch aufgeregter.
»Es gibt keinen Grund, mich zu fürchten«, versicherte ihr Delenn. »Ich beiße nicht.«
Midori lachte und lief rot an. Sie fühlte sich in ihre Kindheit auf Nippon versetzt und verbeugte sich leicht. »Ich habe mich gefragt«, berichtete sie mit gefalteten Händen, »ob Sie mir die Ehre erweisen würden, die Tee-Zeremonie für Sie durchzuführen. Und für Ihren Assistenten«, fügte sie rasch hinzu.
Delenn war ein wenig überrascht. Normalerweise wurde sie nicht von Menschen zu einer Erfrischung eingeladen. Und wenn doch, dann bezeichneten sie es nicht als Ehre; es handelte sich meistens um diplomatische Anlässe.
»Eine Tee-Zeremonie«, wiederholte sie. Zeremonie , dachte sie. Die Menschen gestalteten solche Dinge im allgemeinen nicht besonders ästhetisch.
»Bitte, Botschafterin«, beharrte Midori ernst. »Es würde mir sehr viel bedeuten.«
Delenn verbeugte sich anmutig. »Ich würde gerne teilnehmen.«
»Vielen Dank«, antwortete Midori schlicht und erwiderte die Verbeugung. »Vielleicht wären Sie so freundlich, in Ihrem Terminplan nachzusehen und mir mitzuteilen, wann es Ihnen gelegen wäre«, schlug sie vor. »Es wird mindestens zwei Stunden dauern, vielleicht auch länger.«
»Natürlich. Lennier wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Soll ich irgend etwas
Weitere Kostenlose Bücher