Babylon in Hongkong
auf Cheng Wang zu und ging neben ihm mit einer steif wirkenden Bewegung in die Hocke, so daß ich den größten Teil des Raumes unter Kontrolle halten konnte. Aus der Nähe stellte ich fest, daß diesem Mann niemand mehr helfen konnte. Er war getötet worden, und ich dachte daran, daß der Mandarin und seine verfluchten weißen Masken jede Spur radikal auslöschten. Wunden waren kaum zu sehen, nur am Hals des Toten fielen mir die feuchten Flecke auf. Ich dachte daran, daß diese Bande mit den unterschiedlichsten Waffen arbeitete, meist mit solchen, die lautlos töteten.
»Ist er…?«
»Ja, Suzie, ihm kann keiner mehr helfen.«
»O nein.« Ich hörte sie schluchzen und kam wieder hoch. In diesem Augenblick sah ich einen hellen Flecken genau dort, wo die Regale standen, hörte gleichzeitig hinter mir schnelle kurze Schritte, und Suzies schriller Schrei gellte durch den Raum.
Zwei Masken waren da und hatten es geschafft, mich in eine tödliche Zange zu nehmen…
***
In derartigen Augenblicken reagierte ich rein reflexhaft, ohne daß die Bewegungen bewußt vom Gehirn gesteuert wurden. Ich wuchtete mich flach nach hinten, prallte mit dem Rücken auf und sah die weiße Maske wie ein verzerrtes Clownsgesicht über mir. In der Hand hielt der Mann einen Gegenstand, der lang, dünn und vorn sehr spitz aus der geschlossenen Faust hervorragte: eine Killernadel!
Um mein Leben zu retten, blieb mir nur eine Wahl. Der Zeigefinger krümmte sich automatisch, ein schnelles Zurückzucken, und das überlaute Echo des Schusses tobte in meinen Ohren. Ich bekam noch mit, wie der Killer zusammenzuckte und sein weißes Gesicht grimassenhaft verzerrt vor mir verschwand, dann rollte ich mich herum, schleuderte mich einige Male um die eigene Achse, gerade rechtzeitig genug, um dem mörderischen Stoß des zweiten Mannes zu entwischen.
Die Nadel zischte dicht an mir vorbei und rammte in die Holzdielen. Sie brach nicht ab, denn mit einer reflexhaften Bewegung zog der Killer seine Hand wieder hervor und stach nach mir.
Ich drehte mich, feuerte nicht, denn ich wollte unbedingt einen Zeugen haben.
Mit beiden Füßen griff ich an. Dabei wuchtete ich meinem Körper hoch, er bildete eine Brücke, und der Killer nahm seinen Kopf nicht so schnell zur Seite. Ich erwischte ihn am Hals, brachte ihn aus dem Konzept, aber er fing sich sehr schnell, denn seine Glieder zogen sich zusammen wie die einer Katze, die auf die Pfoten kommen wollte. So ähnlich sah es auch bei ihm aus.
Der Kerl war flink, mit allen Wassern gewaschen, aber in mir steckte eine unheimliche Wut, die trotzdem nicht überschäumte, so daß ich cool reagieren konnte.
Um Suzie kümmerte ich mich nicht. Ich wußte nicht einmal, ob sie noch zuschaute oder sich zurückgezogen hatte. Jetzt war der Chinese wichtig, und der kam.
Er flog hoch, dann nach vorn, wollte Karate Kid spielen. Ich war flinker und schleuderte ihm einen Sessel entgegen. Den traf er, nicht mich. Es klatschte, als sein Fuß gegen das Leder hämmerte. Dadurch geriet er aus dem Konzept, was ich ausnutzte, denn über den zur Seite kippenden Sessel hinweg stieß ich meine Faust. Die traf sein Gesicht. Er taumelte durch das halbe Zimmer. Ein Regal stoppte ihn. Dort stand er und schüttelte den Kopf. Ich schlug wieder zu.
Diesmal mit der Beretta, aber der Killer drehte den Kopf zur Seite, so daß ich gegen die strammen Buchrücken hämmerte. Wäre er nicht so benommen gewesen, er hätte mich bestimmt mit der verfluchten Nadel erwischt, weil ich zu unaufmerksam war. Doch so war er zu langsam, und ich konnte mich leicht zur Seite drehen.
Er rammte den Kopf vor.
Ich hob mein Knie an, verfehlte ihn, erwischte ihn aber mit einem Rundschlag.
Die Linke hatte genau getroffen. Die Wucht schleuderte ihn auf die Für zu. Er trieb dorthin wie ein Blatt, das der Wind bewegte. Und an der Für tauchte Suzie auf.
Was sie in der Hand hielt, erkannte ich nicht. Jedenfalls war es ein größerer und härterer Gegenstand, den sie zielsicher gegen den Kopf des Chinesen schlug.
Sein taumelnder Gang fand ein abruptes Ende. Suzie mußte zur Seite springen, sonst wäre er noch gegen ihre Beine gefallen. So rollte er sich förmlich vor ihr zusammen, bevor er still liegenblieb und Suzie tief durchatmete. Mit zitternden Knien ging sie mir entgegen und sah mein Nicken. In der Hand hielt sie eine Metallvase, die konnte auch bei einem Volltreffer nicht zerbrechen.
»Danke«, sagte ich.
Suzie nickte nur. »Flaben Sie jetzt erlebt, wie grausam und
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