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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wang sie alle kenne. Er machte für sich Reklame. Viel mehr konnte ich nicht sehen, denn weiter in der Tiefe des Ladens entdeckte ich weder Regale, Schränke noch Schubkästen, aber einen Vorhang, den ich schon fast vermißt hatte.
    Er war dunkel, das Öllicht erreichte ihn kaum, so daß er wie ein gefährlicher Schatten wirkte.
    Ich überlegte, ob ich auf ihn zugehen und ihn öffnen sollte, als er sich bewegte. Von der anderen Seite her wurde er zur Seite geschoben. Ich rechnete mit dem Erscheinen des Knochensetzers — und bekam vor Überraschung einen trockenen Mund, als ich sah, wer mir da entgegenkam.
    Eine junge Frau, die in diesem alten Laden wirkte wie ein heller Stern am finsteren Nachthimmel.
    »Guten Abend, Sir«, sagte sie…
    Ich war baff, von den Socken, und glaubte an eine Vorspiegelung falscher Tatsachen, weil ich diese Person in einem Laden wie diesem einfach nicht erwartet hatte. Deshalb blieb ich auch stumm, schaute sie nur mehr an, und das lohnte sich wirklich. War sie Suzie Wong?
    Es hatte beinahe den Anschein, jedenfalls stand vor mir eine Eurasierin, die von beiden Elternteilen nur das Beste mitbekommen hatte. Das lackschwarze Haar hatte sie hochgesteckt. Es umgab den Kopf wie ein Kranz und rahmte ein Gesicht ein, dessen Haut die Weichheit von Aprikosen aufwies. Hinzu kamen die Mandelaugen, der wunderschön geschwungene Mund, das kleine Kinn und die ebenfalls schmale Nase, die sich harmonisch in dieses Gesicht einfügte.
    Ich schätzte sie auf Anfang bis Mitte Zwanzig. Eine Frau, die keinen aggressiven oder ordinären Sex ausstrahlte, sondern eine wirklich weibliche Anmut, die auch die weit geschnittene Samthose nicht verbergen konnte. Darüber fiel der Saum einer langen hellen Bluse, die auf der vorderen Seite wunderschöne Stickereien zeigte. Aus dem runden Ausschnitt wuchs der schmale Hals. Er wurde von einer schlichten Perlenkette verziert, deren einzelne Stücke einen bläulichen Schim mer besaßen.
    Trotz der schlechten Lichtverhältnisse entging mir nicht die Faszination ihrer Augen, die einen etwas spöttischen Ausdruck angenommen hatten. Wahrscheinlich amüsierte sie sich über meine Verblüffung.
    »Habe ich etwas an mir?« fragte sie plötzlich.
    »Nein, im Gegenteil, es ist alles in Ordnung.« Ich hob die Schultern. »Es ist nur so, eine Person, wie Sie es sind, hätte ich in diesem Laden nicht erwartet, und deshalb darf ich davon ausgehen, daß Sie nicht Cheng Wang sind.«
    »Das dürfen Sie.«
    »Mein Name ist übrigens John Sinclair. Ich komme aus London.«
    »Ein weiter Weg.«
    »An dessen Ende hoffentlich ein Erfolg steht.«
    »Ich wünsche es Ihnen. Ich heiße übrigens Suzie, wie eben Suzie Wong, an die Sie bestimmt dachten, als sie mich sahen. Man konnte es Ihnen direkt vom Gesicht ablesen.«
    »Stimmt.«
    »Aber ich habe mit der Suzie Wong nichts zu tun.«
    »Das habe ich auch nicht angenommen.« Mit der rechten Hand deutete ich einen Halbkreis an. »Ferner kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie ein weiblicher Knochensetzer sind, obwohl Hongkong ja viele Überraschungen bereithält.«
    »Sie haben recht. Das bin ich nicht.« Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen. »Cheng Wang ist ein Bekannter meines Vaters, die beiden sind sogar Freunde. Ich stamme nicht aus Hongkong und helfe dem Meister nur aus, sofern mir mein Studium Zeit läßt.«
    »Sie studieren?«
    »Geschichte des alten China, Sprachen und noch etwas Kunst. Sehr interessant übrigens.«
    »Das glaube ich. Aber mit dieser Arbeit, dem Knochensetzen, haben Sie nichts zu tun?«
    »Nein.«
    Mit war schon die ganze Zeit über aufgefallen, daß sie mich sehr genau, prüfend und abschätzend betrachtet hatte. Und zwar so, als wollte sie etwas fragen, sich aber nicht traute, diese Frage zu stellen. Ich sprach Suzie direkt an. »Sie haben etwas auf dem Herzen?«
    »Das kann schon sein.«
    »Hat es mit mir zu tun?«
    »Nicht direkt. Sie kommen aus London, wie Sie sagten. Sie hätten sich mir gegenüber nicht vorzustellen brauchen, denn ich habe Bescheid gewußt, daß Sie hier eintreffen würden.«
    »Wieso?«
    »Feng…« Sie sprach den Namen zögernd aus und wartete auf meine Erwiderung.
    »Ich kenne ihn. Er trug eine Visitenkarte bei sich, als wir ihn durchsuchten.«
    Suzie begriff schnell. »Moment, soll das heißen, daß er es nicht mehr geschafft hat?«
    »Fast nicht mehr. Er konnte Suko einen Brief übergeben, bevor ihn ein Killer tötete.«
    Sie wurde bleich.
    Mit der rechten Hand umfaßte sie ihren Hals, und es

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