Babylon in Hongkong
Demison wird sich freuen.«
»Kennen Sie den auch?«
Ich lächelte. »Das blieb nicht aus.«
»Wir hatten auch mal mit ihm zu tun. Ich meine, Cheng Wang. Manchmal nahm die Polizei seinen Rat in Anspruch.«
Die Nummer suchte mir Suzie heraus. Ich hoffte, Demison noch im Büro zu finden, erwischte ihn nicht, bekam aber die Nummer, unter derer zu erreichen war.
Gern störte ich ihn nicht, denn ich hörte im Hintergrund den typischen Partylärm.
»Ach, Sinclair, sagen Sie nur, Sie haben eine Spur entdeckt. Sagen Sie nur.«
»Ja, Sir, ich kann Ihnen eine weiße Maske abliefern.«
»Wie?«
»Sie können den Diener des Mandarins bei Cheng Wang abholen. Leider auch zwei Tote…«
»Der Knochensetzer?«
»Ja, und eine weitere weiße Maske, die Selbstmord verübte.«
»Mann, Sinclair, das ist ein Hammer. Sind Sie noch da?«
»Ich rufe von Cheng Wang aus an. Wenn Sie hier erscheinen, werde ich nicht mehr anwesend sein. Die Spur ist heiß, ich will sie nicht erkalten lassen.«
Er schrie plötzlich.
»Hören Sie, Sinclair, machen Sie keinen Unsinn. Sie kommen allein nie gegen…«
»Ich muß es allein machen. Wir hören voneinander.« Bevor er sich noch starker aufregen konnte, hatte ich die Verbindung unterbrochen und drehte mich Suzie zu, die wieder blaß geworden war.
»Wollen Sie tatsächlich allein gegen die weißen Masken angehen, John?«
»Ich will die Dschunke entern. Gern tue ich es nicht, aber ich möchte Sie fragen, ob Sie mir dabei behilflich sein könnten. Ich brauche ein Motorboot und…«
»Kein Problem.«
»Kommen Sie mit?«
»Und ob«, erwiderte sie hart. »Wenn ich Cheng Wang je etwas schuldig war, will ich es jetzt abarbeiten.«
An der Tür hielt ich sie fest.
»Damit wir uns richtig verstehen, Suzie, Sie bringen mich bis an die Dschunke heran, falls dies möglich ist. Dann drehen Sie um und verständigen Superintendent Demison. Klar?«
Sie überlegte, bevor sie nickte. Überzeugt, daß sie Wort halten würde, war ich allerdings nicht…
Suko fühlte sich wie ein Tier, das in einen Käfig gesperrt worden war. Sein Gaumen war dermaßen dick angeschwollen, daß er kaum Luft bekam.
Er war erwacht, schaffte es aber nicht, herauszufinden, wo er sich befand. Er schwankte von einer Seite zur anderen und spürte den Magen, der in Intervallen immer wieder in Richtung Kehle zu steigen schien. Allerdings mußte er sich nicht übergeben.
Die Schwäche war so heftig, daß vor seinen Augen alles verschwamm Lind die Schatten einer erneuten Bewußtlosigkeit ihn überfielen. Beim zweitenmal erwachte er durch einen Schmerz, der den Körper malträtierte. Jemand hatte ihn kurzerhand zu Boden geworfen. Über ihm tat sich etwas, er hörte flüsternde Stimmen, dann öffnete sich sein Gefängnis. Zwei starke Hände packten ihn und zerrten ihn aus tiem Sack hervor. Mit den Absätzen schleifte er über einen rauhen Boden, nahm fremde Gerüche wahr und merkte auch, daß der Boden unter ihm leicht schwankte. Das konnte nur einen Grund haben.
Er befand sich auf einem Schiff, von denen es Tausende rund um Hongkong und Kowloon gab. Wer ihn hier finden wollte, mußte schon übersinnliche Fähigkeiten besitzen.
Sehen konnte Suko nichts. Er lag in einer absoluten Finsternis, er roch seine Gegner nur und spürte auch die flinken Finger auf seinem Körper, die ihn abtasteten.
Sie durchsuchten ihn noch einmal gründlich, fanden aber nichts mehr. Die Beretta und seine Dämonenpeitsche waren ihm sowieso schon abhanden gekommen.
Wieder flüsterten sie, lachten kehlig, dann hörte Suko ihre Schritte leiser werden. Irgendwo schlug eine Tür, und Suko blieb allein in der Finsternis des Schiffsbauchs zurück.
Er mußte noch immer davon ausgehen, daß ersieh im Bauch eines Schiffes befand, sehen konnte er nichts. Allein die typischen Bewegungen wiesen darauf hin.
Das Schiff fuhr nicht. Es dümpelte auf den Wellen, und Suko versuchte, in die Finsternis hineinzuhorchen. Er nahm alles auf, was er konnte, die feuchten, fremden Gerüche, das Aroma, das vom alten Holz abgegeben wurde, einfach alles.
Und er spürte, daß es ihm wieder besser ging. Zwar war noch eine Restübelkeit vorhanden, ansonsten hatte Suko den Gasangriff gut überstanden. Er tastete sich selbst noch einmal ab. Sogar das Taschemesser war ihm abgenommen worden, allerdings hatte man ihm eine Waffe gelassen.
Es war der Stab!
Der große Religionsstifter Buddha hatte ihn einst besessen. In einem tibetanischen Kloster war Suko dieser Stab übergeben worden.
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