Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
Vom Netzwerk:
an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich eine hässliche Wunde an seiner linken Hand erkennen, wahrscheinlich eine Folge seines Sturzes. Ich suchte nach meinem BlackBerry, um einen Krankenwagen zu rufen, und stellte fest, dass Hals Mobiltelefon unter seinem Sessel lag. Ich hob es auf. Die vordere Schale war geborsten, der Rand war schartig wie eine Säge aus schwarzem Plastik.
    Hals Injektionsspritze lag immer noch auf dem Tisch neben einem leeren Glas. Bis auf ein paar winzige Krümel war die durchsichtige Plastiktüte, in der sich sein Heroin befunden hatte, leer. Der Hund begann wieder zu kläffen, diesmal in Form eines gelegentlichen schrillen Jaulens, als hätte er eine Beute gesichtet, der er jeden Moment den tödlichen Biss verpassen wollte.
    Ich hörte scharrende Schritte auf den Steinplatten und richtete mich auf. Die blonde Frau, die ich kurz vorher kennengelernt hatte, stand da und starrte mich an, während ihr Gesicht die Andeutung eines Lächelns zeigte. Ihr Haar schimmerte im Licht der Gartenlampen wie helle, changierende Seide.
    Sie sah immer noch so makellos aus wie auch schon früher am Abend, mit einer Ausnahme: ein Blutspritzer auf dem rechten Ärmel ihrer Bluse. Sie wirkte völlig entspannt, beinahe unbekümmert. Als wäre es völlig normal, dass Hal tot auf dem Fußboden des Gartenhäuschens lag. Sie kam ein paar Schritte auf mich zu.
    »Hallo, John«, sagte sie. »So sehen wir uns wieder.«

Drei
    Ich kramte in meinem Gedächtnis, um ihren Namen zutage zu fördern. Erica oder Erin, so oder ähnlich. »Ist Ihnen nicht klar, was hier passiert ist?«
    Sie kam näher und strich mit den Fingerspitzen über meinen Arm. »Der Name ist Eris. Wir haben uns auf der Party kennengelernt, erinnern Sie sich?«
    Hatte sie Hal nicht gesehen? Vielleicht versperrte ich ihr die Sicht. Ich trat zur Seite.
    Als ob sie es früher schon oft getan hätte, kniete sie neben ihm nieder, überprüfte seine Augen und drückte mit den Fingern gegen seinen Hals. Seufzend erhob sie sich wieder. »Ihm ist nicht mehr zu helfen. Aber ich glaube, das wissen Sie längst.« Sie sagte es voller Mitgefühl, doch dass sie überhaupt nicht erschrocken oder gar entsetzt wirkte, beunruhigte mich.
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Ich habe genug Leichen wie diese gesehen. Er hat sich eine Überdosis verpasst.«
    Ein Hecheln und Jaulen kam von der Tür nebenan. Der Hund des Nachbarn. Er kratzte wie wild am Holzzaun. Dass sie meinen Verdacht bestätigte, stürzte mich in ein Dilemma. Das Richtige wäre, die Polizei zu rufen, aber bei all den Drogen würden sie mich sofort zum Verdächtigen stempeln, zumal ich in meiner Jugend des Öfteren diesbezüglich mit dem Gesetz in Konflikt geraten war.
    Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagte sie: »Verwickeln Sie bloß nicht die Cops in diese Sache.«
    »Warum nicht?«
    »Sie haben sich mit ihm gestritten. Das Fenster hat offen gestanden. Die Leute haben Sie gehört.«
    »Das war doch nichts.« Ich sah mich um. »Sind Sie allein hier? Wo ist Colin Reed?«
    Sie verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. »Reed hat sich vor einer Weile verabschiedet. Er interessierte sich nur für eine einzige Sache und verschwand, als ich ihm klarmachte, dass ich nicht mitspielen würde. Männer können manchmal wirklich enttäuschend sein.« Sie sagte das in einem lockeren Ton, als machte sie einen Scherz. »Ich habe meine Zeit mit ihm vergeudet, wenn ich sie hätte mit Ihnen verbringen können.« Sie hob Hals Plastikbeutel auf und stopfte ihn in ihre Tasche. Dann kehrte ihre Hand wieder auf meinen Arm zurück. »Sehen Sie, was hier mit Hal geschah, ist ein Unglück. Aber wir können ein Geschäft machen. Da steckt jede Menge Geld drin.«
    »Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
    Sie kam näher und der Druck ihrer Hand auf meinem Arm verstärkte sich. »John, es geht um ein gestohlenes Artefakt. Ich bin darüber informiert. Aus rein privaten Gründen. Sie glauben doch nicht etwa, dass ich beim FBI bin, oder?«
    Ich machte einen Schritt rückwärts und schüttelte ihre Hand ab. »Ehrlich gesagt ist es mir völlig egal, ob Sie vom FBI oder von Fort Knox sind.«
    Die Motte, die ich vorher gesehen hatte, war wieder da und flatterte um die Öllampe herum. Eris streckte eine Hand aus und schnippte sie in Richtung der Flamme. Ich hörte ein leises Knistern. Die Motte flatterte hektisch herum und bemühte sich, mit versengten Flügeln in der Luft zu bleiben, dann stürzte sie ab und landete neben dem

Weitere Kostenlose Bücher