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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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abgeholt habe. Er kam aus Jordanien. Wir fuhren über den Belt Parkway und befanden uns kurz vor der Rennstrecke. Ein Pick-up hinter mir war unheimlich dicht aufgefahren, als wollte er mich von der Straße schieben. Aber als ich langsamer fuhr, um ihn überholen zu lassen, tat er mir nicht den Gefallen. Und das ist das Letzte, was ich weiß.«
    Das entsprach nur zum Teil der Wahrheit, aber ich konnte es nicht ertragen, auch den Rest zu schildern. Der Airbag hatte mir völlig die Sicht genommen, aber mein Gehör funktionierte noch – ich hörte das nackte Grauen in Samuels Stimme. Der Mann, der mir gegenüber niemals die Stimme erhob, brüllte mich an. Ich ignorierte den stechenden Schmerz in meiner Brust, fingerte an meinem Sicherheitsgurt herum, um mich von ihm zu befreien, damit ich ihm helfen konnte, und hatte es beinahe geschafft, als ich ohnmächtig wurde.
    Diane ergriff meine Hand und drückte sie. »Vielleicht ist es ein Segen, dass du dich nicht erinnern kannst. Dein Gehirn schützt dich vor einem Erlebnis, das einfach zu schrecklich ist. Du musst Samuel furchtbar vermissen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich jemals darüber hinwegkomme, Diane.«
    Wie konnte ich das schwarze Loch beschreiben, in das ich seit seinem Tod gestürzt war? Mir fehlten die Worte dafür. In Gedanken kehrte ich immer wieder zu den frühen Jahren zurück.
    Samuels Arbeit hatte häufig lange Zeiten der Abwesenheit mit sich gebracht. Da war immer dieses Gefühl des Wartens gewesen, wie man es schon mal im März verspürt, wenn man sich danach sehnt, dass der Winter endlich zu Ende geht. Wenn unsere Haushälterin, Evelyn, dann erfuhr, dass Samuel nach Hause kam, veränderte sich die gesamte Atmosphäre. Ich sah sie vor mir, wie ihr Gesicht aufleuchtete und wie ihre Wangen sich röteten. Sie wirbelte durch das Haus und säuberte irgendwelche Dinge, die es gar nicht nötig hatten. Ich ging zum Friseur, und sie putzte sämtliche Schuhe und versuchte sogar, einen Kuchen zu backen. Wenn dann der Tag kam, zwängte Sam sich durch die Tür, die Arme voller Kartons mit Geschenken und allen möglichen exotischen Dingen. Türkischer Honig. Sandflaschen. Mosaiken. Ohrringe aus römischem Glas für Evelyn, handgefertigt in Israel.
    Ich räusperte mich, um zu kaschieren, dass meine Stimme zitterte. »Ich erwarte ständig, ihn wiederzusehen. Obgleich ich genau weiß, dass das nie geschehen wird.«
    Sie griff nach einer Papierserviette und reichte sie mir.
    »Wofür ist das?«
    »Für deine Augen.«
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass sie tränten. Ich berührte sie und spürte die Nässe.
    »Kann ich dir etwas geben? Du siehst völlig fertig aus.«
    »Ein Flasche Whiskey. Ein Glas brauche ich nicht unbedingt.«
    Sie lachte. »Ich sehe, dass du eine wilde Nacht hattest.«
    »Du hast ja keine Ahnung.«
    Sie schenkte mir einen doppelten Scotch ein und verschwand durch die Tür am Ende der Bar. Ich kippte den Drink und stand auf, um einen Blick auf die Straße zu werfen. Vom Fenster aus konnte ich nur den Eingang in die Halle des Hauses sehen. Keine Spur von Eris oder ihrem seltsamen Begleiter.
    Es dauerte nicht lange, bis der Alkohol meine Nerven ausreichend betäubt hatte. Ich begann mich in der vertrauten Umgebung zu beruhigen. Mir hatte die Atmosphäre bei Kenny’s immer gefallen. Es war dort wie in einem auf langweilig und harmlos getrimmten Speak-easy – tomatenrote Wände, dunkle Wandtäfelung, ein von der Decke herabhängender, schmiedeeiserner Leuchter in Form eines Wagenrads. Die Wand hinter der Bar war mit Spiegeln, Bierkrügen, alten Säbeln und Revolvern geschmückt. In der Mitte prangte ein ausladendes Geweih mit staubigen Filzhüten an den Spitzen.
    Mir genau gegenüber hing ein großes Foto vom Boss und darunter ein Zitat aus Crawdaddy! :
    Bruce Springsteen war der Star und gab dem Konzert seinen Namen, doch von den Zuhörern wusste nicht mal ein Dutzend überhaupt, wer er war. Auf dem Plakat draußen über dem Eingang hatten sie sogar seinen Namen falsch geschrieben. Aber als er zu singen begann, war es, als beruhigten sich die Ozeane und als kündigte ein Prickeln auf der Haut an, dass sich ein Unwetter zusammenbraute.
    Diane kletterte hinter der Bar auf ihren Hocker und holte mich aus meinem Traum. Unter dem Arm hatte sie einen rechteckigen braunen Kasten. Sie stellte ihn auf die Theke und öffnete den Deckel.
    »Was ist das?«
    »Erinnerst du dich nicht? Du erwähntest das einmal, als wir uns über deine Arbeit unterhielten. Eine Freundin

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