Babylon: Thriller
Lampenfuß.
»Das Ganze wird allmählich ermüdend«, sagte sie. »Muss ich es Ihnen wirklich haarklein erklären? Was ich Ihnen klarzumachen versuche, ist, dass Hals Injektion kein Unfall war. Treffen Sie nicht die gleiche falsche Entscheidung wie er.«
»Haben Sie noch alle Tassen im Schrank? Sie haben ihn getötet? Er hatte sich schon genug gespritzt. Ich war bei seinem ersten Schuss dabei.«
»Er ist stur geblieben. Er wollte es nicht anders.«
»Wovon reden Sie?«
Ihr freundlicher Tonfall verflüchtigte sich. »Sehen Sie, wir beide wissen, dass Sie mit drinhängen. Hal hat Sie aus einem ganz bestimmten Grund gebeten, hierherzukommen. Verraten Sie mir nur, wo es ist.«
Meine Gedanken rasten. Nichts von all dem ergab einen Sinn. Entweder hatte sie Wahnvorstellungen, oder es ging um eine wirklich ganz üble Geschichte. Egal was es war, ich wollte nichts davon wissen. Die ganze Angelegenheit geriet allmählich außer Kontrolle. Ich wollte nichts anderes, als von hier verschwinden. Ich bezweifelte, dass sie stark genug war, um mich aufzuhalten, und ich konnte keine Waffe an ihr entdecken. Ich hörte ein Geräusch und hoffte, dass noch jemand anderer erschien. Ihr Blick irrte zum schattigen Gebüsch am Ende des Gartens. Dort war schemenhaft eine bedrohliche Gestalt zu erkennen. Ich erkannte einen riesigen Mann, der den plattierten Weg betrat. Eris lächelte. Das war kein Retter. Mit einem von beiden würde ich vielleicht fertig, aber nicht mit beiden.
Ein alter Lattenzaun trennte das Grundstück der Vanderlins vom Anwesen nebenan. Durch die Lücken zwischen den Latten war der Hund zu sehen. Er bellte wütend und machte sich mit Zähnen und Pfoten an dem verrotteten Holz zu schaffen. Es splitterte.
Eris wandte sich erschrocken um. Sie öffnete den Mund, zeigte makellose, gleichmäßige Zähne und leckte mit ihrer rosigen Zunge über ihre Lippen.
Der untere Teil des Zauns zerbrach. Durch die Öffnung schob sich der Kopf einer Bulldogge mit triefenden Lefzen.
Eris brachte sich durch einen Sprung in Sicherheit. Jeden Moment konnte der kräftige Hund durch den Zaun brechen und angreifen. Nebenan flammten Lampen auf. Eine Männerstimme rief: »Was, in Gottes Namen, geht da drüben vor?« In der Ferne ertönte eine Polizeisirene.
Ich nutzte die Lücke, die Eris geschaffen hatte, stieß mit dem schartigen Ende von Hals Mobiltelefon nach ihr und rannte durch die offene Glasschiebetür. Nicht umdrehen! Hau ab! Verschwinde einfach! Ich hetzte durch das Haus, gelangte durch die Haustür nach draußen und setzte meinen Wagen bereits in Gang, noch ehe ich die Fahrertür geschlossen hatte. Ein gutes Stück voraus konnte ich Streifenwagen die Kreuzung an der 8. Avenue überqueren sehen.
Ich gab Vollgas. Wenn die Polizei mich jetzt stoppte, musste sie glauben, dass ich einen Mord begangen hatte und auf der Flucht war.
Vier
Ich fuhr ziellos herum und schaute ständig in den Rückspiegel, um mich zu vergewissern, dass ich nicht verfolgt wurde. Meine Gedanken überstürzten sich. Was, zur Hölle, war da im Gange? War Eris von irgendetwas high? Hatte sie Hal wirklich getötet? Sie hatte es auf irgendeinen Kunstgegenstand abgesehen. Etwa auf das Ding, von dem Hal mir kurz vorher erzählt hatte? Hatte er mich angerufen, um mich zu bitten, dass ich ihm half, oder wollte er mich in irgendein Komplott verwickeln?
Ich blickte wieder in den Rückspiegel. War dieser silberne Range Rover vielleicht hinter mir her? War es möglich, dass sie mir so schnell hatte folgen können? Ich weiß nicht, weshalb ich ausgerechnet diesen Wagen in den Blick genommen hatte. Jeder andere hätte mich genauso auf dem Kieker haben können. Ich machte mit einem riskanten Manöver kehrt und jagte an dem silbernen SUV vorbei. Mein Körper verkrampfte sich und ich riss ruckartig am Lenkrad. Es war nur der Wachsamkeit des Fahrers neben mir zu verdanken, dass wir nicht zusammenstießen. Mit berechtigter Wut stützte er sich auf den Hupknopf. Wenn zu den Ereignissen von heute Abend noch ein von mir verschuldeter Verkehrsunfall hinzukäme, säße ich wirklich in einem Riesentümpel Scheiße.
Ich war derart durcheinander, dass ich gar nicht darauf geachtet hatte, wohin ich eigentlich unterwegs war. Nun jedoch erkannte ich, dass ich mich in Murray Hill befand. Ich schaute mich um. Der silberne Wagen war nicht zu sehen. Ich bog in eine Nebenstraße ein und lenkte den Wagen sofort auf einen freien Parkplatz, ehe ich erkannte, dass direkt hinter mir ein
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