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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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er seinen eigenen Tod gefilmt.«
    Seine Worte holten das Bild von Ari zurück, wie er zusammenbrach und die Kamera von seiner Schulter rutschte. Ich presste die Hände in dem vergeblichen Bemühen auf die Augen, diesen Anblick aus meinem Bewusstsein zu löschen.
    Gentile holte ein Papiertaschentuch heraus und tupfte seine Stirn ab. Ich hatte schon vorher bemerkt, dass sie von Schweiß glänzte. Er stand auf, ging zum Fenster und schaute hinaus.
    »Ich habe mich mal etwas eingehender mit dieser Frau – Eris Haines oder Hansen – beschäftigt. Sie hat eine ziemlich bewegte Vergangenheit. Für sie gab es einen Haftbefehl wegen einer anderen Sache. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie für Ihren Autounfall verantwortlich war.«
    Hätte man mich vorher gefragt, ob mich noch irgendetwas schocken könnte, hätte ich mit einem spöttischen Lachen geantwortet. Aber diese Neuigkeit schockte mich wirklich. Ich schob meinen Stuhl zurück und eilte zum Fenster, so dass ich ihm in die Augen sehen konnte. »Wie haben Sie denn das herausgefunden?«
    »Unsere Leute vom Dezernat für Autodiebstahl sind darauf gestoßen. Sie haben einen Pick-up während einer Razzia in einer Werkstatt für Karosseriebau beschlagnahmt. Sie überprüften die Farbe und die Kollisionsspuren auf unsere Bitte hin. Ihr Wagen wurde offensichtlich mit Absicht von der Straße gedrängt. Der Pick-up ließ sich zu ihr zurückverfolgen.« Er hielt für einen Moment inne. »Allerdings war Ihre Geschwindigkeit eindeutig zu hoch. Ob dies die Unfallwirkung noch verstärkt hat, wissen wir nicht und werden wir wohl nie erfahren.«
    Ich war nicht schuld an Samuels Tod. Mir entfuhr ein tiefer Seufzer der Erleichterung, als hätte ein Exorzist soeben einen Dämon vertrieben. »Vielen Dank für diese Information«, sagte ich.
    »Wir werden das noch schriftlich festhalten. Kommen Sie morgen aufs Revier, um den Bericht zu unterschreiben.«
    »Das gefällt mir«, sagte ich. »Ich tue alles, was Sie wollen. Was ist mit Hals Ermordung?«
    »Die wird wahrscheinlich in der Abteilung für ungelöste Fälle enden. Zurzeit habe ich nicht mehr als den ein oder anderen Verdacht und Ihre Geschichte.«
    Während ich ihn zur Wohnungstür begleitete, deutete Gentile auf das Chaos. »Vernon bleibt hier und nimmt den ganzen Schaden auf. Sie können der Versicherung meinen Namen nennen. Ich würde die Vandalen nicht schonen, wenn ich Sie wäre.«
    Die folgenden Wochen waren ein wenig hektisch. Eine telegrafische Banküberweisung über siebzigtausend Dollar traf ein. Ari hatte sie noch vor seinem Tod veranlasst, nachdem er Tomas überredet hatte, sich wenigstens von einem Teil des Profits aus dem Wohnungsverkauf zu trennen. Es war natürlich nur ein Bruchteil des wahren Werts unserer Wohnung. Ich hatte nicht mehr erwartet, jemals wieder von Tomas zu hören, aber ich stellte mir vor, dass er nie über Aris Verlust hinwegkommen würde.
    Der größte Teil des Geldes war für Evelyns Betreuung während des nächsten Jahres bestimmt. Sobald ich in meinem Leben wieder ein wenig Ordnung geschaffen hatte, ging ich sie besuchen. Sie bewohnte ein Apartment in einem unauffälligen, aus Klinker erbauten Wohnkomplex in der Innenstadt. Nachdem ich an ihre Tür geklopft hatte, hörte ich das Knarren ihres Rollstuhls, dann wurde die Tür geöffnet, und ehe ich einen Schritt vorwärts machen konnte, beugte sie sich schon vor. Ich hatte kaum Zeit, neben ihr in die Hocke zu gehen, als sie mich bereits umarmte. Eher sollte ich wohl sagen, dass sie sich regelrecht an mich klammerte, denn es schien Minuten zu dauern, ehe sie bereit war, mich aus Ihrer Umarmung zu entlassen.
    Sie war bereits in Morgenmantel und Pyjama und ich wäre fast zu spät gekommen. So gut sie es mit ihrer Arthritis vermochte, faltete sie die knochigen Hände und schlug sie vors Gesicht. Tränen traten in ihre Augen und die Worte sprudelten über ihre Lippen. »Ich hatte schon Angst, ich würde dich nie wieder sehen. Ich habe es immer wieder versucht. Im Krankenhaus wollte man mich nicht zu dir lassen. Nur nahe Angehörige, sagten sie. Ich habe so oft angerufen. Schrieb sogar einen Brief. Hast du ihn gefunden?« Sie brach mitten im Satz ab und musterte mich eindringlich. »Was ist mit dir passiert? Was ist mit deinem Gesicht? Diese Kratzer? Diese Flecken?«
    »Es ist nichts, Evie. Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich bin hier. Alles ist in Ordnung.« Ich schob sie zur Couch hinüber und setzte mich neben sie. Zu meiner Schande muss ich

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