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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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blaue Augen.«
    »Wann war das?«
    »Sie kamen alle etwa um die gleiche Zeit.« Er schaute auf seinen Zettel. »Die Frau mit den hellen Haaren kam am 5. August. Seitdem war niemand mehr hier.« Er knüllte den Zettel zusammen. »Du hast geheimnisvolle Freunde.«
    Ich erklärte ihm, ich hätte meine Schlüssel verloren, und bekam Duplikate von ihm. Dann klemmte ich mir den Stapel Post aus meinem Kasten unter den Arm. Die Fahrstuhltür hatte sich schon fast hinter mir geschlossen, als er mir noch etwas nachrief.
    »Eins habe ich noch vergessen. Letzte Woche waren die Teppichleger hier.«
    Teppichleger? Die neuen Eigentümer müssten demnach bereits in der Wohnung gewesen sein. Da sie aus Dubai kamen, war ich mir nicht sicher, ob sie die Wohnung vermieten oder sie gelegentlich selbst benutzen wollten. Was wäre, wenn sie bereits meinen gesamten Besitz ausgeräumt hatten?
    Ich hatte Hemmungen, die Tür zu öffnen, da ich damit rechnete, vor einer völlig leeren Wohnung zu stehen. Stattdessen sah es aus wie in einem Hotelzimmer stockbesoffener Footballfans.
    Graffiti waren an die Wände gesprüht; ziemlich platte Botschaften wie Leck mich und Deine Mutter ist eine Hure . Die Bande hatte wirklich nichts ausgelassen und sogar die Gemälde besudelt. Der Sofabezug war völlig zerfetzt, ein deutliches Zeichen, dass sie irgendetwas gesucht hatten. Tiefe Schrammen waren in meinen Medienschrank aus Teakholz gekratzt, ein fast schon antikes Stück, das mir ganz besonders ans Herz gewachsen war.
    Bleichmittel war auf jeden meiner wertvollen turkmenischen Hirtenteppiche geschüttet worden und hatte stellenweise das Gewebe zerfressen. Der Fußboden vor dem Schrank sah aus, als sei darauf ein Spiegel in winzige Splitter zertrümmert worden. Alle CD s waren aus ihren Hüllen genommen, zerbrochen und auf den Boden geworfen worden.
    Mir wurde schlecht, als ich mir ansehen musste, was sie getan hatten. Ich bückte mich und fand Teile meiner Steve-Vai- DVD . Ich sammelte sie auf und wünschte mir, sie würden von selbst wieder zusammenwachsen. Dies war sein Auftritt vor zwei Jahren im Londoner Astoria; in einer einzigen Einstellung, ohne Schnitt. »Whispering a Prayer« war eines der besten Gitarrensoli, die je aufgenommen wurden. Für mich so etwas wie eine persönliche Hymne, eine Erkennungsmelodie.
    »Watchtower« vom Ali -Soundtrack, Jimmy Page und John Mayall mit Mick Taylor an der Leadgitarre. Was für eine Schande. Einige dieser Disks waren unersetzlich.
    Ich ging von Zimmer zu Zimmer. Die Arbeitsplatten aus schwarzem brasilianischen Schiefer in der Küche und die Edelstahlregale waren kreuz und quer mit grüner Leuchtfarbe besprüht worden.
    Mein Schlafzimmer war ein ähnliches Trümmerfeld. Mit einem Magic Marker auf meinen Spiegel gekritzelt waren die Worte Lieber John. Vielen Dank für deine Gastfreundschaft. Entschuldige das Durcheinander … The Rap. Es wäre natürlich unmöglich, ihn wegen dieses Vandalismus zu belangen, saß er doch sicher und unerreichbar im Gefängnis. Diesen Job hatten seine Freunde erledigt.
    Es war unmöglich, alles in drei Tagen wieder in Ordnung zu bringen. Unsere Versicherung war mit dem Verkauf erloschen. Ich nahm an, dass die neuen Eigentümer versichert und die Schäden dadurch gedeckt waren. Visionen von Zivilprozessen tanzten vor meinen Augen. Ich befand mich ohnehin auf direktem Weg in den Bankrott – diese Sache würde meinen Abstieg nur beschleunigen. Mein emotionales Reservoir war bereits völlig geleert, aber es schien noch genug übrig zu sein für eine letzte Woge tiefer Verzweiflung.
    Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich noch den Mut hatte, die Tür zu Samuels Suite zu öffnen. Ich zog sie einen Spalt breit auf und wagte einen Blick hinein. Weitere Graffiti prangten an den Wänden, doch hier musste ihre Energie erlahmt sein, denn mit Ausnahme von ein paar aus den Regalen geschmissenen Büchern konnte ich keine allzu schlimmen Schäden erkennen.
    Ich holte meine Schatzkiste aus dem Wandschrank. Sämtliche Objekte waren noch vorhanden. Samuels Heimlichtuerei um die Schrifttafel und den Verkauf der Wohnung hatte mein Vertrauen tief erschüttert. War die Geschichte über meine Herkunft vielleicht ein wenig zu nett, zu glatt? Es gab nie irgendwelche Fotos, geschweige denn, dass jemals lange verschollen geglaubte Verwandte plötzlich vor unserer Tür gestanden hätten. Hinzu kam, dass Samuel und ich uns in keiner Weise ähnlich waren.
    Ich griff nach dem goldenen Schlüssel. Welche

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