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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Reich
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nicht?
    „Mein Herr, ich glaube, ihr Auftreten ist hier unerwünscht.“
    „ Was stimmt denn nicht mit mir? Ich trage Anzug und Krawatte, genau wie die Kleiderordnung es vorschreibt. He Peters, altes Haus. Sie kennen mich doch!“
    „ Bedaure, aber wir sehen uns heute zum ersten Mal.“
    Douglas machte einen forschen Schritt nach vorne, wollte sich am Concierge vorbeidrängen. Er wollte eine Hühnerbrust nach Art des Hauses, wie er sie so schätzte. Doch bevor er seitlich ausbrechen konnte, griffen ihn zwei Kleiderschränke in grauen Pagenuniformen unter die Arme und zerrten ihn nach draußen. Nun gut, sein Anzug hätte schon länger eine Reinigung bitter nötig gehabt. Aber er war von Emporio Armani, verdammt noch mal!
    „Und lassen sie sich nie wieder hier blicken!“
    Er flog in hohem Bogen auf die Straße, wobei er sich das Knie seiner Anzughose aufriss. Zu allem Übel blutete er darunter. Er nahm ein Stofftaschentuch mit seinem eingestickten Monogramm, um die Blutung zu stillen. Der Armani war der einzige Anzug, den er besaß. Er würde ihn beim Schneider um die Ecke kunststopfen lassen. Also kein Besuch im Walldorf Astoria in nächster Zeit. Man verkannte ihn.
    Auf dem Rückweg zu seiner Pappvilla fand er eine halbe Pizza in einem Mülleimer. Die tat es ihm für den Moment auch. Ruhig durchatmen, Kräfte sammeln. Er war der Pennermillionär.
     
     
    Inkubus
     
    „ Fahren Sie Uptown, Mister.“
    „ Wohin darf es denn gehen?“
    „ Babylon Imperial Building. “
    „ Aye-Aye.“
    Hau mich weg, was für eine heiße Lady , dachte sich der Taxifahrer. Beine bis zum Arsch und ein paar Prachtmöpse. Ihr graues Businessoutfit verhüllte gerade soviel, wie im Büro schicklich war. Keinen Zentimeter Haut mehr oder weniger. Dabei wäre gerade das weniger interessant gewesen. Gewiss, sie war nicht die erste Frau, bei der sich der Taxifahrer die Frage stellte, ob sie auch jenseits der Äquatorzone so betörend blond war. Gerade wollte er ihr im Spiegel zuzwinkern, als er ihre Augen sah. Ihren wirklichen Blick. Sie hatte die Sonnenbrille abgenommen und darunter kamen zwei Eiskristalle zutage, die ihn bläulich anfunkelten. Maneater lief im Autoradio.
    „ Mister, haben Sie ein Problem?“
    „ Nee… alles in bester Ordnung, Miss.“
    „ Dann ist ja gut.“
    Der Taxifahrer bemerkte im Rückspiegel ein süffisantes Grinsen. Was ihm Angst machte und eine Erektion verschaffte.
     
    *
     
    Sue setzte ihre Sonnenbrille wieder auf, um sich vor den brennenden Strahlen der Augustsonne zu schützen. Taxifahrer waren ihr zuwider. Aber immer noch besser als die U-Bahn. Dabei hätte ein Blick von ihr genügt, und all die Gaffer, die sie umschwirrten wie Fliegen eine Müllhalde, wären verstummt. Insofern war sie ihrem Arbeitgeber sehr dankbar. Alle Angestellten des Babylon Imperial fuhren vergünstigt Taxi. Da machte sie keine Ausnahme. Das Taxi bog an der Ecke Madison / Neunte Straße ab auf die Church Road. Schon von weitem war der Turm zu sehen. Sechshundertsieben Meter Stahlbeton ragten in den Himmel, schier endlos erschienen die grau getönten Glasfassaden. Man munkelte, die Stützstreben kämen am anderen Ende der Welt wieder heraus. Acht Jahre und Hundertschaften von Arbeitern hatte er auf seinem Gewissen. Nicht mal erwähnt dabei die armen Teufel, die tragisch in die Tiefe stürzten. Viel Blut wurde für seine Erbauung vergossen. Sicherlich, es hatte Entrüstung darüber gegeben und auch einige wütende Leserbriefe im Babylon Herold. Vermutlich hatten einige Dollars unter der Hand den Besitzer gewechselt, denn der ganze Ärger verstummte ohne Folgen.
    Fast lautlos bog das Taxi in die Tiefgarage ein.
    „ Macht fünfzehnachtzig, Miss.“
    Sue zückte ihre Angestelltenkarte.
    „Oh. Dann dreifünfzig.“
    Sue zahlte mit ihrer American Express und schüttelte dem Taxifahrer die Hand. Dabei sah sie ihm tief in die Augen.
    „Ihnen auch einen schönen Tag.
     
    *
     
    Schattengeschöpfe mochten nachts mit dir spielen. Am Tage töteten Sie, wenn man an ihrem Geheimnis kratzte. Der Taxifahrer wirkte erleichtert, als sein seltsamer Gast den Wagen verlassen hatte. Er seufzte kurz auf und fuhr den Wagen in eine der abgelegeneren Parkbuchten. Wenn er Glück hatte, würde ihm der tote Winkel der Überwachungskamera lange genug Schutz bieten. Er stieg aus und holte einen Plastikschlauch aus dem Kofferraum. Sorgfältig verband er das eine Ende mit dem Auspuffrohr und das andere mit dem Innenraum. Er stieg wieder ein und machte den

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