Baccara Collection 185
„Ich habe gar nichts gegen dich. Wir reiben uns nur immer aneinander.”
Der erste Gedanke, den Alec hatte, war, dass er sie ganz gerne reiben würde, und zwar an ganz bestimmten Stellen. Er war darüber so schockiert, dass er einen großen Schluck Kaffee nahm, um die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, hinunterzuspülen, mit dem Ergebnis, dass er sich den Mund verbrannte.
Vielleicht hatte Elaine Recht gehabt. Nicht, dass er eine Ehefrau brauchte. Aber möglicherweise hatte er schon zu lange ohne eine Frau gelebt.
Sollte er das jedoch ändern wollen, beschloss Alec, dann ganz bestimmt nicht mit der Schwester seiner Frau.
Es war ein Uhr nachts. Ein Geräusch hatte Belinda geweckt. Ob etwas mit Clay nicht stimmte?
Sie kletterte aus dem Bett, schlich auf Zehenspitzen zum Kinderzimmer … und schrie fast laut auf, als sie einen großen Schatten neben Clays Bett stehen sah. Er drehte sich um, und sie erkannte, dass es Alec war.
„Entschuldige”, sagte Alec ruhig. „Ich wollte dich nicht wecken.”
Sie kam näher und schaute auf Clay. „Wie geht es ihm?”
„Gut. Etwas durcheinander, weil ich ihn geweckt habe.”
„Das war zu erwarten.”
„Er ist so klein”, flüsterte Alec heiser. Belinda sah ihn an, und sein Anblick tat ihr im Herzen weh. Er sah so einsam und verlassen aus. War das derselbe Alec, der sich sonst so selbstsicher und großspurig gab? Belinda spürte das starke Bedürfnis, ihn in die Arme zu nehmen und zu trösten.
Ihr Wunsch kam von Herzen und fragte nicht ihren Verstand. Sie streckte ihre Hand aus und streichelte seine Wange.
In einem schwachen Moment presste Alec sein Gesicht in ihre Hand. Er hatte zwar schon immer gewusst, dass Belinda ein weiches Herz hatte, aber er hätte nie geglaubt, dass sie sich ihm gegenüber mitleidig zeigen würde. Er besaß nicht die Kraft, sie zurückzuweisen. Im Moment, so musste er zugeben, hatte er etwas Trost bitter nötig und wünschte sich sehnlichst jemanden, der ihn in die Arme nahm und seine große Last mit ihm teilte. Und wenn es nur für ein paar Minuten war.
„Belinda, ich …”
„Pst.” Sie legte ihre Finger beschwörend auf seine Lippen. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, legte sie ihre Arme um seine Taille und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. „Sag jetzt gar nichts.”
Wie lange war es her, dass eine Frau ihn in die Arme genommen und getröstet hatte? Er zog sie näher an sich heran, legte seine Wange auf ihren Kopf und stieß einen langen Seufzer aus.
Die stille, vertrauliche Art, mit der er seine Wange auf ihrem Kopf ruhe n ließ, zerriss Belindas Herz. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie in ihn verliebt war.
Das war also der Grund dafür, weshalb sie ihn seit Jahren auf Distanz hielt und kratzbürstig zu ihm war! Es war ihr unbewusster Abwehrmechanismus, der sie davor bewahren wollte, etwas zu begehren, das sie nicht haben konnte. Den Mann ihrer Schwester.
Natürlich war er schon lange nicht mehr der Mann ihrer Schwester. Trotzdem fühlte sie sich so, als würde sie versuchen, Cathy etwas zu entreißen, das ihr rechtmäßig zustand - ihren Mann und ihre Kinder.
In ihrer Not ließ sie ihn los und ging zur Tür. „Gute Nacht.”
Noch zwei weitere Male in dieser Nacht hörte sie, wie Alec in Clays Zimmer ging. Sie krallte ihre Finger in die Bettdecke und zog die Decke über den Kopf.
Am nächsten Morgen stand Alec vor seiner eigenen Hintertür und versuchte, sich zusammenzureißen. Er war nicht sicher, ob er die Kraft haben würde, Belinda in die Augen zu schauen.
Sie hätte sich nicht so gut in seinen Armen anfühlen dürfen. Sie hätte ihn nicht trösten dürfen.
Und er hätte ihren Trost nicht so dringend brauchen dürfen. Schließlich hatten die Jungen ständig Kratzer und Beulen - das gehörte einfach zum Großwerden. Er hätte die Sache besser im Griff haben müssen, besonders nach seinen herzlosen Gedanken an Cathy und wie hysterisch sie auf die Beule reagiert hätte. Sie war einfach zu weichherzig gewesen, um ertragen zu können, dass jemandem etwas wehtat - besonders ihren eigenen Kindern. Das war nichts, wofür sie sich hätte schämen müssen, und es war kein Grund für einen Ehemann, sich zu beklagen.
Doch Belinda war so gut mit der Situation umgegangen, als hätte sie nie etwas anderes getan, als kleine Jungen zu verarzten. Und nachts hatte sie ihn mit derselben warmen Hingabe getröstet.
Das passte so gar nicht zu der Frau, die er kannte. Was ihn aber wirklich beunruhigte, war, dass er ihre
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