Baccara Collection 185
gefällt mir nicht.”
„Was?” Bliss blieb so plötzlich stehen, dass Logan ausweichen musste, um nicht gegen sie zu prallen. „Eine Schlange? Wo?”
Er packte sie an den Armen, damit sie beide auf dem unebenen Boden des ausgetrockneten Flussbetts nicht das Gleichgewicht verloren. „Es ist keine Klapperschlange, aber …”
Etwas huschte rechts von ihnen durch das Gras. Bliss zuckte zusammen. „Was war das?”
„Ein Kaninchen oder eine Beutelratte. Hier draußen haben alle mehr Angst vor dir als du vor ihnen.”
Sie löste sich von ihm. „Du hast leicht reden.”
„Du wolltest unbedingt mitkommen”, erinnerte er sie. „Angeblich schützen dich deine Stiefel. Außerdem habe ich dir einen Stock geschnitten.”
Sie winkte mit dem Ast eines Mesquitebuschs. „Was soll mir das schon helfen, wenn ich auf die größte aller Klapperschlangen trete?”
„Bei dem Lärm, den du veranstaltest, kommt dir keine Schlange, die etwas auf sich hält, in die Nähe.” Bisher hatte sie sich gut gehalten. Doch obwohl er die Vorräte trug und die Nacht relativ kühl war, schwanden Bliss allmählich die Kräfte. Trotzdem durften sie keine Rast ein legen, und jetzt kam eine neue Gefahr hinzu. „Wir müssen eine Stelle finden, wo wir nach oben klettern können.”
Sie sah ihn fassungslos an. „Hast du den Verstand verloren? Ich will nicht da oben ständig Steinen und stacheligen Pflanzen ausweichen. Hier unten kommen wir viel schneller voran.”
Logan schob sie weiter. „Keine Diskussion. Vorwärts, es wird bald regnen.”
„Was ist schlecht daran, wenn es abkühlt?”
Es donnerte. Logan drehte sich um, als sich eine Wolke vor den Mond schob. Blitze zuckten über den Himmel.
„Schon etwas von einer Flutwelle gehört?” fragte er und stieß sie an. „Wenn es flussaufwärts regnet …” Er trat in eine Pfütze. „Los, vorwärts!”
Trotz ihrer Müdigkeit begriff sie allmählich. „Schon gut, ich gehe ja weiter. Du brauchst nicht zu schreien.”
Es blitzte und donnerte fast gleichzeitig. Logan packte Bliss am Arm, stützte sie und lief mit ihr zu dem sandigen Abhang. Ohne Mondlicht war es nahezu unmöglich, den einfachsten Aufstieg zu finden. Logan richtete sich nach seinem Instinkt, benützte einen kräftigen Mesquitebusch als Haltegriff und schob Bliss weiter.
„Klettere!” befahl er.
Sie widersprach nicht mehr.
Obwohl sie nur ungefähr drei bis vier Meter nach oben steigen mussten, waren sie beide schmutzig, zerkratzt, erschöpft und schweißgebadet, als sie oben anlangten. Doch Logan war noch nicht zufrieden. Er legte Bliss den Arm um die Taille und zog sie durch das Gebüsch von der Kante weg.
„Warte”, keuchte sie. „Ich muss erst … zu Atem kommen.”
„Gleich.”
Große Regentropfen prasselten auf die trockene Erde und verdichteten sich zu einem Wolkenbruch. Das Gewitter brach mit voller Macht los. Im Schein eines Blitzes entdeckte Logan durch das Wasser, das ihm übers Gesicht lief, einen Felsen, der aus einer kleinen Sanddüne ragte, und änderte die Richtung.
Erleichtert drückten sie sich an den Felsen, der etwas Schutz vor dem prasselnden Regen bot. Logan schob Bliss so weit wie möglich unter den überhängenden Stein, öffnete die Tasche und fasste hinein.
„Bleib hier”, befahl er.
Es dauerte nicht lange, bis er zu ihr zurückkehrte und sich Wasser aus Haar und Gesicht wischte.
„Was hast du gemacht?” fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Temperatur war drastisch gesunken. Dazu kamen Wind und Nässe. Bliss fröstelte.
Logan wrang den Hemdsaum aus. „Ich habe die Überlebensdecke aufgespannt. Wenn sie nicht weggeweht wird, sammelt sich darin Trinkwasser an.”
Bliss strich sich über das Gesicht. „Gute Idee für einen Jungen aus der Großstadt.” Jetzt fehlte jedoch der schneidende Unterton in ihrer Stimme. Es klang nach einem echten Lob.
„Sogar Tennisstars haben lichte Momente”, bemerkte er.
„Gelegentlich”, erwiderte sie amüsiert. „Wieso hast du eigentlich damit aufgehört? Du hättest Profi werden können.” Logan erinnerte sich deutlich daran, wie gern er eine Tenniskarriere angefangen hätte, nur um sich selbst zu beweisen, dass er es schaffte. Sich selbst und sonst keinem anderen …
„Das war Kinderkram”, entgegnete er mit Jacks wenig freundlichen Worten. „Und ich hatte Verpflichtungen. Großvater Gaspard lag im Sterben, und Mom brauchte Hilfe bei der Leitung des Familienunternehmens. Dann waren da auch noch Dad und
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