Baccara Collection 185
kannst du mir nicht antun.”
Erst jetzt fiel ihm ihre verstörte Miene auf. Er legte ihr den Arm um die Schultern. „Es hat nichts mit meiner Einstellung dir gegenüber zu tun. Wir müssen einfach praktisch denken.”
„Aber du hast eine Kopfverletzung. Wie praktisch ist es denn, wenn du nach drei Kilometern ohnmächtig wirst?” Sie zwang sich zur Ruhe. „Kommt nicht in Frage, Amigo. Wir bleiben zusammen.”
Als ihm klar wurde, wie entschlossen sie war, drückte er sie fester an sich und küsste sie auf die Stirn. „Also gut, wir bleiben zusammen. Ich hoffe nur, du hast bequeme Laufschuhe an.”
Sie zeigte ihm einen der ledernen Fliegerstiefel. „Ich wette mit dir um hundert Dollar, dass ich besser ausgerüstet bin als du.”
„Da könntet du Recht haben.” Er betrachtete seine Turnschuhe. „Die hier werden nicht viel helfen, wenn wir auf die charmanten Wüstenbewohner treffen sollten.”
„Und die wären?”
„Klapperschlangen. Sie jagen nachts.”
Bliss schluckte schwer. „Gütiger Himmel.”
„Wenigstens haben wir Vollmond. Im September scheint er am hellsten. Das sollte uns helfen.”
„Ich werde daran denken, während ich auf das warnende Klappern lausche”, erwiderte sie unbehaglich.
„Ich habe nicht behauptet, dass es einfach wird. Du kannst noch immer bleiben.”
„So leicht wirst du mich nicht los, Logan Campbell!” Er drückte ihre Schulter. „Tapferes Mädchen.”
„Wir gehen also gemeinsam?” Vor Erleichterung zitterte ihre Stimme.
Logan richtete den Blick nach Osten. „Wie ich schon sagte - wir haben keine andere Wahl.”
5. KAPITEL
„Wir müssen das Schlimmste annehmen.”
„Nein, Russ!”
Im Chihuahua Medical Center herrschte bereits Nachtbetrieb, während Russ mit seiner Mutter telefonierte. Weiß gekleidete Krankenschwestern redeten gedämpft auf Spanisch miteinander, es roch nach Desinfektionsmitteln, und die Monitore der Kardiologischen Station, auf der sein Vater lag, piepten.
Russ hasste Krankenhäuser, seit’ er als Kind immer wieder auf einen Herzfehler hin untersucht worden war. Allein schon von den Gerüchen brach ihm der kalte Schweiß aus. Nur weil es um seinen Dad ging, hielt er durch.
Und jetzt auch noch das!
Es war bereits nach Mitternacht. Seit Black Jack auf Senor Garcias Fiesta zusammengebrochen war, hatte Russ kaum geschlafen. Er fühlte eine Hand am Arm und blickte in Manuella Garcias dunkle Augen. Die Tochter seines Gastgebers war an seiner Seite geblieben. Er lächelte und zeigte mit einem Nicken, dass sie sich wieder in den Warteraum setzen konnte.
„Sie sind seit acht Stunden überfällig”, sagte er. „Bliss hätte sich schon längst mit uns in Verbindung gesetzt, wenn sie könnte. Es ist etwas passiert.”
„Meinst du, sie sind abgestürzt?”
Russ wollte sich das Undenkbare gar nicht vorstellen. Bliss und Logan!
„Vielleicht hatten sie Probleme und mussten notlanden”, brachte er möglichst zuversichtlich hervor. „Allerdings haben wir keinen Funkspruch erhalten.”
Valerie holte tief Atem. „Gut, wie kann ich helfen?”
„Dads Zustand ist stabil. Er könnte morgen mit einer Spezialmaschine nach Dallas gebracht werden. Könntest du herkommen und dich darum kümmern?”
„Natürlich”, stimmte Valerie sofort zu. „Was machst du in der Zwischenzeit?”
„Ich fliege nach San Antonio”, antwortete Russ. „Von dort kam der letzte Funkspruch. Ich verständige die Behörden und mobilisiere für die Suchaktion alle, die uns einen Gefallen schulden und eine Maschine oder einen Hubschrauber haben - ob Freunde oder Konkurrenten. Es geht um ein riesiges Gebiet, noch dazu sehr raues Land. Wir brauchen Freiwillige.” Er machte eine Pause und fügte dann hinzu: „Mom, mach dir keine Sorgen. Den beiden ist nichts passiert. Ich wüsste es, wäre Logan … wäre er …”
Russ konnte nicht weitersprechen. Vermutlich verstand niemand dieses Band zwischen Zwillingen. Er und Logan hatten sich stets aneinander gerieben, aber dieses Band war vorhanden, und er fühlte, dass es noch existierte.
„Logan ist nichts passiert”, versicherte er.
„Hoffentlich hast du Recht”, brachte Valerie erstickt heraus. „Du kannst beruhigt fliegen, ich kümmere mich um euren Vater. Russ!”
„Ja, Mom?”
„Finde die beiden!”
„Das mache ich, Mom. Ich verspreche es dir.”
Er legte auf. Manuella stand vor ihm und sah ihn verliebt an. Doch er wollte sich nicht um eine verliebte Señorita kümmern. Die Familie ging vor.
„Das
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