Baccara Collection 185
„Wir haben keine Ahnung, wie weit es bis zur Straße ist. Vielleicht kommen wir irgendwann nicht mehr weiter, während ein Rettungsteam die Maschine entdeckt.”
„Wir lassen eine Nachricht zurück. Zum Beispiel könnten wir Steine in Form eines Pfeils legen, der die Richtung anzeigt, die wir eingeschlagen haben. Aber dass wir hier ‘ untätig herumsitzen, kommt nicht in Frage.”
„Du hast doch nur Angst, Jack könnte sterben, und Russ wäre bei ihm und nicht du”, warf sie ihm vor.
„Misch dich nicht in meine Beziehung zu meinem Vater ein”, fuhr er sie an.
„Er ist auch mein Vater!” schrie sie und stand auf. „Zumindest beinahe. Ich mache mir genauso viele Sorgen um ihn wie du, aber es hilft ihm nicht, wenn wir in der Wüste umkommen.”
„Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen.” Er ballte die Hände zu Fäusten. „Entscheide dich, Bliss. Ich mache mich auf den Weg, ob du mich begleitest oder nicht.”
„Du würdest mich hier allein lassen?” fragte sie schockiert.
„Vielleicht wäre das gar nicht mal dumm. Dadurch hatten wir eine doppelte Chance. Wer von uns zuerst gefunden wird, kann die Retter zum anderen schicken.”
„Nein!” Trotz der Hitze fröstelte sie.
„Denk doch nach. Dein Knie …”
„Es ist in Ordnung”, versicherte sie hastig.
Bevor sie begriff, was er vorhatte, drückte er sie in den Sand und schob das Bein ihres Overalls hoch. „Bliss, das Knie schwillt bereits an. Wieso hast du nichts gesagt?”
Sie konnte kaum ein Stöhnen unterdrücken, als er das Bein betastete. „Es ist nichts”, keuchte sie.
„Das ist meine Schuld. Es tut mir Leid.”
Sie zuckte mit den Schultern. „Ein kleiner Preis dafür, dass du meine Haut gerettet hast. Ich hätte vermutlich versucht, das Feuer zu löschen.”
„Ja, du und Russ - mutig, aber Narren.” Er holte eine Bandage aus. dem Erste-Hilfe-Kasten und wickelte sie um Bliss’ Knie. „Das sollte helfen.”
Bei den Berührungen an der Innenseite der Schenkel kribbelte es in ihrem Bauch. „Ich kann das selbst machen”, versicherte sie hastig.
„Würdest du ausnahmsweise still sein und dir helfen lassen? Ich habe Erfahrung darin.”
„Ach ja?” fragte sie zweifelnd. „Woher denn? Hast du im Tennisklub Pflaster an hübsche Mädchen verteilt?”
Er befestigte das Ende der Bandage. „Du gibst wohl nie auf”, stellte er fest und reichte ihr eine Wasserflasche. „Trink.”
„Sollten wir nicht sparsam damit umgehen?” fragte sie überrascht.
„Wir dürfen nicht zu viel Flüssigkeit verlieren, sonst können wir nicht mehr klar denken.” Sie trank, dann nahm er die Flasche und versorgte sich selbst.
Das Sehnen setzte erneut ein, als seine Lippen die Stelle berührten, an der sich soeben ihre Lippen befunden hatten. Doch die gegenseitige Anziehung konnte angesichts ihrer früheren Erlebnisse nur zu einer Katastrophe führen, die noch schlimmer als der Absturz war.
„Woher kennst du dich so gut aus?” fragte sie möglichst beiläufig.
Er verschloss die Flasche wieder. „Ich war Pfadfinder und habe etliche Wanderungen in ziemlich wilden Gegenden unternommen.”
Das hatte sie nicht gewusst, doch es bestätigte nur ihr Bild von ihm. Der Goldjunge, ein erfolgreicher und moderner James Bond, der sich überall zurechtfand. Schwer, mit jemandem mitzuhalten, der so überlegen war.
Vorsichtig rollte sie das Hosenbein wieder hinunter. „Hast du in deinem Leben schon mal was gemacht, das nicht perfekt war?”
„Ich bin ein Mensch wie jeder andere, Bliss.”
„Den Eindruck hatte ich nie.”
Unvermittelt lächelte er sie strahlend an. „Du hältst mich für perfekt? Das ist ermutigend.”
„Lass es dir bloß nicht zu Kopf steigen!” fauchte sie ihn an. „Übertriebenes Selbstbewusstsein führt zu Fehlentscheidungen. Und wir stecken nach wie vor in der Klemme.”
Er half ihr beim Aufstehen. „Ich weiß, und deshalb sollten wir uns trennen. Du willst den Marsch nicht antreten und …”
„Nein!” Die Vorstellung, allein zu bleiben, versetzte sie in Panik.
„Ich baue dir eine Unterkunft und mache ein Signalfeuer, bevor ich aufbreche.” Er griff nach der Tasche. „Wir teilen die Ausrüstung und …”
„Nein!” wiederholte sie lauter. „Was muss ich tun, damit du mir zuhörst? Brauchst du noch einen Schlag auf den Kopf?”
Er seufzte. „Du würdest mich nur aufhalten”, erklärte er.
„Bestimmt nicht”, versprach sie. „Ich bleibe nicht allein hier. Du magst mich zwar nicht, aber das
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