Baccara Collection 186
in ihrem Beruf.”
„Und der wäre?”
„Sie ist Kuratorin im Bostoner Museum der Schönen Künste. Ihr Spezialgebiet ist die Konservierung von Dokumenten.”
Mathis betrachtete erneut das Foto und wunderte sich, dass diese Frau nicht im Geringsten langweilig wirkte, wie er das bei ihrem Beruf erwartet hätte.
„Desiree hat sich im Museum beurlauben lassen. Sie hält sich jetzt hier in Chicago auf und sucht nach einer Möglichkeit, das Stratford wieder in seinem einstigen Glanz erstehen zu lassen.
Offen gesagt glaubt niemand von uns, dass ihr bewusst ist, worauf sie sich da eingelassen hat. Darum habe ich mich an die Firma Jonathan and Hazards Inc. gewandt. Ihr Cousin hat mir früher einmal einen großen Gefallen getan”, fügte der ehemalige Diplomat hinzu.
„Jonathan war der Spezialagent, der Sie aus Beirut geschmuggelt hat”, warf Mathis ein.
„Ja”, bestätigte George August Huxley erstaunt. „Das ist zwar schon sehr lange her, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Jonathan mit irgendeinem Menschen über diesen Einsatz gesprochen hat, nicht einmal mit seinen engsten Angehörigen.”
„Das hat er auch nicht getan”, versicherte Mathis.
„Woher wissen Sie dann Bescheid?” fragte der Botschafter interessiert.
Mathis zuckte mit den Schultern. „Früher wusste ich über eine Menge Dinge Bescheid.”
„Früher?” fragte Huxley lachend. „Wie alt sind Sie? Fünfunddreißig? Sechsunddreißig?”
Wieder nickte Mathis. Der geachtete Diplomat, der an etlichen Krisenherden der Welt gewesen war, hatte sein Alter genau erraten. Er war sechsunddreißig.
„Ihr Hazards seid doch alle gleich.” Trotz seiner Erfahrungen als Diplomat und Verantwortlicher für das Kernet Museum in Chicago blickte George Huxley offenbar beim Hazard-Clan nicht durch.
Der Botschafter war allerdings nicht der Erste, den die vielen Brüder, Halbbrüder, Cousins und Neffen verwirrten. Verwirrten und einschüchterten, ergänzte Mathis in Gedanken. „Das soll wohl ein Kompliment sein”, stellte er fest.
„Natürlich”, bestätigte der weißhaarige ältere Herr. „Ich bewundere niemanden so sehr wie Jonathan Hazard und vertraue auch keinem Menschen mehr als ihm. Wenn ich in Not wäre, würde ich mir immer wünschen, dass er auf meiner Seite ist.”
„Das hat er damals getan, und das gilt auch jetzt noch”, bestätigte Mathis. „Ganz sicher stehen Sie längst nicht mehr in seiner Schuld, vor allem nicht seit dem Fall mit der Ägyptologin und den ägyptischen Antiquitäten.”
„Die Heirat mit Samantha Wainwright war eine erfreuliche Folge dieses Auftrags”, bestätigte Huxley höchst zufrieden.
„Meines Wissens nach hat Jonathan zurzeit Vaterschaftsurlaub.”
Mathis lächelte. „Er hat sich mehrere Monate frei genommen, um bei Samantha und dem Baby sein zu können.”
„Wo ist Nick?” erkundigte sich der Botschafter.
„Auf Hochzeitsreise mit Melina.”
„Und Simon?”
Mathis winkte ab. „Simon hat nie zur Agentur gehört. Er ist vor kurzem aus Thailand zurückgekommen.”
„Verheiratet, wie ich hörte.”
„Er hat Sunday Harrington geheiratet”, bestätigte Mathis.
„Harrington? Sunday Harrington?” murmelte er vor sich hin. „Der Name kommt mir bekannt vor.”
„Sunday war früher Model. Vielleicht haben Sie ihre Fotos in ,Sports Illustrated’ gesehen. Jetzt ist sie eine erfolgreiche Modedesignerin.”
„Da sonst niemand anwesend ist, führen Sie zurzeit Hazards Inc.?”
„Ich war einverstanden, für einige Monate nach Chicago zu kommen und mich um alles zu kümmern”, erwiderte Mathis, schlug die Beine übereinander und strich über die Jeans. Zur braunen Lederjacke trug er ein gebügeltes und gestärktes weißes Hemd. An der Hemdschleife glänzte ein Goldnugget von der Größe eines Daumennagels, und die Cowboystiefel waren blank poliert. Weshalb und wozu er sich allerdings so herausgeputzt hatte, war ihm selbst nicht ganz klar.
„Sie sollen sehr gut ein”, bemerkte Huxley.
Mathis ging nicht weiter darauf ein. Da ihm sein Ruf stets vorauseilte, brauchte er keine Empfehlungen vorzulegen.
„Sie waren bei den Army Rangers?” erkundigte sich der ehemalige Botschafter.
Mathis nickte.
„Und bei der Grenzpolizei.”
Wieder nickte Mathis bloß.
„Und Sie haben für die Regierung etliche Geheimaufträge erledigt”, fügte Huxley hinzu.
Darauf ging Mathis nicht ein.
„Danach haben Sie für die Sicherheit zahlreicher wichtiger Staatsoberhäupter gesorgt.”
Auch das
Weitere Kostenlose Bücher