Baccara Collection 186
de Cristo Mountains schimmerten dann blutrot, typisch für New Mexico.
Schon vor Jahren hatte er herausgefunden, welche bedeutende Rolle das Licht in New Mexico spielte. Deshalb hatte er dort seinen Landsitz gekauft, wohin er sich nach seinem Berufsleben zurückziehen wollte.
Mathis nahm einen Schluck kaltes Bier aus der Dose. Es hatte keinen Sinn, sich wegen der Vergangenheit den Kopf zu zerbrechen. Sie war eben vergangen, wie das Wort schon sagte.
Und da niemand wusste, was die Zukunft brachte, blieb nur die Gegenwart. Also konzentrierte er sich immer auf den Augenblick.
Er hatte George Huxley am Nachmittag versichert, alles ohne Narben überstanden zu haben, und das stimmte auch. War es wirklich die volle Wahrheit? Nun ja, zumindest nahe dran.
„Nahe dran zählt nur, wenn ein Pferd ausschlägt oder eine Handgranate explodiert, mein Sohn.” Das waren die Worte von Argos Hazard, Rancher, Soldat, Mann des Gesetzes, Ehemann und Vater.
Wahrscheinlich hatte sein Vater Recht gehabt.
Es gab etliche Menschen, die Mathis als Einzelgänger bezeichneten und meinten, dass er gerade deshalb immer so gut gearbeitet hatte. Durch seine bewegte Vergangenheit unterschied er sich von anderen Männern. Sie machte ihn einsam.
Für ihn war es selbstverständlich gewesen, sich mitten in New Mexico eine Ranch zu kaufen, die zwischen einer, einsamen Bergkette und einem unerschlossenen See lag. Die nächsten Nachbarn wohnten über sechzig Kilometer entfernt. Von der so genannten Zivilisation hatte er für sein Leben die Nase gestrichen voll.
Das lag nicht daran, dass er früher mit zu vielen Menschen zusammengetroffen war. Es lag vielmehr an den Menschen, mit denen er zu tun gehabt hatte, und an der Welt, in der er sich bewegt hatte. Das war eine Welt, von der die meisten Leute nichts ahnten.
Es war eine Welt, in der man einen sechsten Sinn dafür entwickeln musste, was hinter einem passierte. Wer dazu nicht in der Lage war, lebte nicht lange. Es war eine Welt, in der nichts so war, wie es den Anschein hatte. Eine Welt, in der man lernte, nur einem einzigen Menschen zu vertrauen - sich selbst. In dieser Welt halfen Erfahrung, Instinkt und Mut zum Überleben, wenn es der Verstand allein nicht mehr schaffte.
Im Grunde war er immer allein gewesen und würde es auch bleiben. Zumindest in New Mexico.
Mathis nahm noch einen Schluck Bier.
Die Gesellschaft von Frauen … na ja, das war etwas anderes …
Er strich sich mit der kalten Dose über Wange, Kinn und Hals. Dabei spürte er, wie sich ihm jemand von hinten näherte.
„Verstehst du etwas von Frauen, Beano?” fragte er, ohne sich umzudrehen.
„Die machen mehr Ärger, als sich lohnt, Boss.”
Beano musste es wissen. Zu seiner Zeit war er ganz schön herumgekommen. Drei Mal hatte er geheiratet und war jedes Mal geschieden worden. Davor, danach und zwischendurch hatte er etliche Affären gehabt. Im Moment war er wieder frei und ungebunden.
William „Beano” Jones war schon mit neun Jahren auf die Circle-H-Ranch gekommen. Fünf Jahre lang hatte er für Mathis’ Großvater auf einem Verpflegungswagen gearbeitet, bevor er Koch im Mannschaftshaus wurde. Später war er dann in die Küche des Ranchhauses übergewechselt. Und er hatte sich immer um den Jungen - wie er Mathis selbst heute noch nannte gekümmert. Jetzt war Beano siebzig und hielt es nach wie vor für seine Pflicht, für Mathis zu sorgen.
Aus dem Jungen war mittlerweile ein Mann geworden, der selbst auch schon viel erlebt hatte. Bisher war er allerdings nie eingefangen, gefesselt, geknebelt und mit einem Brandzeichen versehen worden. Mathis hielt das für eine gute Beschreibung seines ungebundenen Lebens.
Es war schon lange her, dass er geglaubt hatte, verliebt zu sein. Damals war er neunzehn gewesen. Das Mädchen war achtzehn gewesen, hübsch, blond und wild wie der Wind. Es hatte sich um eine typische Sommerliebe gehandelt - heiß, stürmisch und aufwühlend. Und sie war genauso schnell wieder vorbeigegangen.
Mathis ließ den Blick über die Stadt gleiten. „Was hältst du von vornehmen Ladys aus Boston?”
„Das sind die Schlimmsten, Boss”, versicherte Beano.
„Wieso?”
Beano kam einen Schritt näher. „Eine solche Frau kann einem Mann den Verstand rauben. Sie bringt ihn dazu zu vergessen.”
Das machte Mathis neugierig. Er wandte den Kopf und drehte sich zu Beano um. „Was vergisst er?”
Beano grinste von einem Ohr zum anderen, was ganz typisch für ihn war. „Das habe ich doch glatt
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