Baccara Collection 186
direkt unterhalb der Öffnung. „Ich hole dich heraus”, versprach er.
„Gut.” Sie holte tief Atem. „Wann?”
„Sofort.”
„Sofort?” wiederholte sie erstaunt. „Wie willst du das anstellen?”
Er überlegte. Viele Möglichkeiten hatte er nicht. „Ich fasse mit beiden Händen nach unten und ziehe dich hoch.”
„Ich bin zu schwer”, behauptete sie verzagt.
„Nein, das stimmt nicht”, widersprach er.
Desiree seufzte. „Doch, leider.”
Er kniete sich neben die Öffnung. „Wie viel wiegst du?”
„Hundertfünfzehn Pfund”, erwiderte sie zögernd.
„Das schaffe ich spielend”, behauptete er. „Ich muss nur die Taschenlampe aus der Hand legen. Bleib genau da stehen, wo du jetzt bist. Wenn ich es sage, streckst du die Arme so weit wie möglich nach oben. Ist alles klar?”
„Alles klar”, versicherte sie.
„Also dann, bei drei”, sagte er. „Eins, zwei, drei. Jetzt!”
Desiree riss die Arme hoch. Mathis packte sie an den Händen und zog mit aller Kraft, und im nächsten Moment schmiegte sie sich in seine Arme und klammerte sich an ihn, als hinge ihr Leben davon ab.
Erst nach einer oder zwei Minuten brachte Mathis es über sich, wieder etwas zu sagen. „Mein Schatz, ich würde gern noch länger genauso stehen bleiben wie jetzt, aber ich weiß nicht, wie sicher wir auf dem Dach des Aufzugs sind.”
Sie nickte.
„Hinauf mit dir.” Er stemmte sie hoch und half ihr, die Öffnung über ihren Köpfen zu erreichen.
Nachdem Desiree in Sicherheit war, zog Mathis sich aus dem Aufzugsschacht. Erst jetzt merkte er, dass sein T-Shirt schweißgetränkt war. Desiree fiel es gar nicht auf, oder sie störte sich zumindest nicht daran. Sie trat auf ihn zu, schlang ihm die Arme fest um die Taille und presste das Gesicht an seine Brust.
„Dein Herz schlägt heftig”, murmelte sie nach einer Weile.
Das stimmte allerdings, doch es hatte wenig mit den Anstrengungen bei der gelungenen Rettungsaktion zu tun.
„Meins auch”, fügte sie hinzu.
Mathis hoffte nur, dass es für ihr Herzklopfen andere Gründe als die überstandene Angst gab … viel angenehmere Gründe.
Er hielt sie fest, streichelte sie, presste die Lippen auf ihre Stirn, küsste ihren Hals, atmete tief den Duft ihres Haars ein und flüsterte ihr liebevolle Worte ins Ohr.
Nach einer Weile hob Desiree den Kopf und sah ihm in die Augen. „Danke.”
„Gern geschehen”, erwiderte er lächelnd.
„Ich dachte schon, dass ich die ganze Nacht da unten verbringen müsste”, gestand sie und schauderte. „Woher wusstest du, dass ich hier war?”
Mathis entschied sich für eine kurze Antwort. Später konnte er Desiree immer noch darüber informieren, was er hinter den Mauern des Hotels entdeckt hatte. „Ich hatte bemerkt, dass dein Schlafzimmer leer war”, erklärte er so beiläufig, als wäre es ein reiner Zufall gewesen. „Also habe ich mich auf die Suche nach dir gemacht und festgestellt, dass der Aufzug zwischen dem zweiten und dem dritten Stock stecken geblieben war.”
„Und du hast zwei und zwei zusammengezählt.”
„Das ergab vier”, bestätigte er. „Wie ist es denn passiert?”
Ihre Stimme klang brüchig. „Ich konnte nicht schlafen. Darum bin ich nach unten gegangen und habe mir ein Glas warme Milch geholt. Auf dem Rückweg gab der elende Aufzug seinen Geist auf.”
Mathis unterdrückte die Frage, ob sie an einen unglücklichen Zufall oder an Sabotage dachte. Damit hätte er sie nur verunsichert und ihr Angst gemacht.
„Gleich morgen früh sehe ich mir den Aufzug an”, versprach er. „Aber jetzt musst du unbedingt ins Bett.”
Er wollte sie in ihr Zimmer begleiten und dafür sorgen, dass sie sich ins Bett legte und auch dort blieb. Ihre Sicherheit stand an erster Stelle.
Sie erreichten Desirees Schlafzimmertür.
„Es war Schwerstarbeit, mich aus dem Aufzug zu ziehen”, bemerkte sie.
„Ich habe es gern getan”, spielte er seine Tat herunter. In der Vergangenheit hatte er schon ganz andere Abenteuer bestanden.
„Dein T-Shirt ist nass”, stellte sie überflüssigerweise fest.
Er blickte an sich hinunter. „Ja, ich weiß.”
„Vielleicht solltest du es ausziehen”, schlug sie stockend vor und biss sich auf die Unterlippe.
Er zog es mit einer fließenden Bewegung aus der Jeans und über den Kopf. „Dein Wunsch sei mir Befehl.” Das feuchte T-Shirt ballte er zusammen und schleuderte es durch den Korridor in die Richtung seines Zimmers.
Desiree ließ ihn keinen Moment aus den Augen. „Ich
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