Baccara Exklusiv 53
Kind?“
Obwohl Zoey jeden Tag von schreienden Kindern umgeben war, musste sie sofort reagieren, wenn ein Baby so qualvoll schrie. Instinktiv griff sie nach dem Kind und drängte all die Fragen zurück, die bei Jonas’ Anblick in ihr aufgestiegen waren. Sie schob sich an ihm vorbei ins Haus, stieß mit dem Fuß die Tür hinter sich zu, damit die kalte Morgenluft dem Baby nicht schadete, wiegte es ein wenig und sprach beruhigend mit ihm. Beinahe sofort hörte das Kind zu schreien auf und blickte aufmerksam in ihr Gesicht.
„Du bist ein liebes Mädchen“, sagte Zoey leise, die sofort gewusst hatte, dass es ein Mädchen war.
„Hier.“ Sie reichte Jonas die Patientenakte. „Dr. Forrest hat mich gebeten, sie Ihnen zu bringen, da Sie sie heute dringend brauchten.“
Als er ihr die Akte nicht gleich abnahm, blickte sie auf, und was sie sah, gefiel ihr ganz und gar nicht. Nun, eigentlich gefiel es ihr schon, auf die muskulöse Brust mit dem dunklen krausen Haar zu schauen, auf die breiten Schultern und die Schlafanzughose, die tief auf den Hüften saß, knapp unter einem straffen flachen Bauch. Sie wünschte nur, dass all das einem anderen Mann gehören würde und nicht gerade Jonas Tate. Als sich ihre Blicke nun trafen, zog er eine Augenbraue hoch, und sie wusste, dass er genau bemerkt hatte, wie ausführlich sie ihn gemustert hatte. Sie wurde über und über rot.
Ärgerlich über ihren schwachen Moment, gab sie sich einen Ruck und wedelte mit der Akte vor seinem Gesicht. Als er daraufhin immer noch nicht reagierte, räusperte sie sich. „Dr. Forrest schien zu glauben, es sei sehr wichtig.“
Er nahm ihr die Akte aus der Hand und warf sie auf das Sofa, und weil sie besser mit einem Baby umgehen konnte als mit einem fast nackten Mann, wandte sie sich wieder der Kleinen zu.
„Wie heißt du denn, meine Süße?“, sagte sie und rieb mit den Fingerknöcheln sanft über ihre Wange. „Hmmm? Wie heißt du?“
„Juliana“, ertönte eine tiefe Stimme neben ihr. „Ihr Name ist Juliana Tate.“
Da sie fürchtete, etwas ganz Dummes zu tun, wenn sie jetzt aufblickte, zum Beispiel, ihn berühren, was sie mit Sicherheit nicht wollte und nicht sollte, richtete sie ihren Blick weiter auf das Baby.
„Nun, das ist ein schrecklich großer Name für ein so kleines Wesen, nicht wahr, Juliana?“
Juliana krähte vergnügt.
„Wie haben Sie das gemacht?“
Sie sah nun doch auf – und bedauerte es sofort. Er war ihr so nah, dass sie die Sommersprossen auf seinen Schultern erkennen konnte. Sie schluckte. „Was habe ich gemacht?“
„Sie hat aufgehört zu weinen. Dabei halten Sie sie doch nur im Arm. Und jetzt lächelt sie sogar. Mich hat sie noch nie angelächelt.“
„Ich weiß es nicht“, gab sie ehrlich zu. „Ein Baby entscheidet selbst, ob es weinen oder lachen will, und meistens hat es auch einen guten Grund für seine Reaktionen.“
Jonas presste die Lippen zusammen und stemmte die Hände in die Hüften, eine Geste, die sie nur zu gut bei ihm kannte.
„Sie wollen also behaupten, dass ich es bin, der Juliana zum Weinen bringt“, sagte er mit mühsam beherrschter Stimme.
„Nicht unbedingt“, antwortete sie schnell. „Immerhin sind Sie der Vater, warum sollten Sie sie zum Weinen bringen?“
Es war ihr neu, dass er verheiratet war und ein Kind hatte. Niemand im Krankenhaus wusste davon, dessen war sie sicher. Zu viele Schwestern und Ärztinnen verzehrten sich nach ihm. Das würden sie wohl kaum tun, wenn ihnen bekannt wäre, dass er gebunden war.
„Ich bin nicht Julianas Vater, ich bin ihr Onkel.“ Er seufzte und rieb sich mit der Hand über das Gesicht. „Und Sie haben recht. Ich bin es, der sie zum Weinen bringt. Aus irgendeinem Grund hasst dieses Kind mich, und ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun kann.“
Lange und aufmerksam betrachtete sie ihn. Er sah aus wie ein Mann, der nicht weiterwusste. Ein Mann, der kurz davor war, von der Ben-Franklin-Brücke zu springen. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen, und um seinen Mund hatten sich tiefe Linien eingegraben. Müde fuhr er sich durchs Haar, schloss die Augen und seufzte erneut. Ja, es war unverkennbar, vor ihr stand ein Mann, der sich völlig hilflos und überfordert fühlte.
„Wo sind denn die Eltern der Kleinen?“, fragte sie leise.
„Tot“, antwortete er.
Ihr Herz öffnete sich dem Kind auf ihrem Arm, das schon in so jungen Jahren einen so großen Verlust erlitten hatte. „Das tut mir leid“, flüsterte sie.
„Eigentlich
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