Baccara Exklusiv 53
Zukunft kann ich nicht denken. Ich weiß ja kaum, was in der nächsten Woche sein wird.“
Versonnen spielte Zoey mit Julianas Fingern. „Sie hat lange Finger, vielleicht wird sie Pianistin. Oder Masseuse. Oder Konditorin.“
„Vielleicht wird sie ja auch Krankenschwester.“ Jonas lächelte.
Zoey blickte auf und erwiderte sein Lächeln. „Oder Ärztin. Eine Ärztin, die den Schwestern viel Ärger macht, genau wie ihr alter Herr.“
„Moment mal! Ich habe Ihnen doch gesagt …“
„Was meinst du, Jules?“ Zoey tat, als hätte sie seinen Einwand gar nicht gehört. „Möchtest du nicht ein Teil der wunderbaren Welt der Medizin werden?“
Juliana krähte und seufzte dann.
„Pianistin“, entschied Zoey und wich Jonas’ Blick aus. „Sie ist viel zu schlau, um sich mit schlechtgelaunten Ärzten einzulassen.“
Während er beobachtete, wie Zoey Juliana versorgte, versuchte Jonas, der aufgewühlten Gefühle in seinem Innern Herr zu werden. Wie war es nur möglich, dass eine Frau, die er immer als abweisend und schroff empfunden hatte, ihn so bewegen konnte?
„Lektion Nummer zwei“, erklärte sie nun. „Anziehen des Babys.“
„O nein“, wehrte er ab und hob beide Hände. „Sie wird bestimmt wieder schreien. Immer, wenn ich ihr etwas über den Kopf ziehen will, brüllt sie los.“
Zoey hielt ihm das Baby hin. „Ein Grund mehr, es zu üben.“
Und natürlich schrie Juliana, als er ihr das Unterhemdchen über den Kopf zog. Bis Zoey ihm zeigte, dass er den Ausschnitt weit genug auseinanderziehen musste, damit er der Kleinen nicht die Sicht nahm. Sie zeigte ihm auch, wie er Juliana die Windel besser und schneller anziehen konnte. Schließlich brachte sie Juliana ins Kinderzimmer, dunkelte es ab und schaukelte sie in den Schlaf. Dabei sang sie ihr leise ein Lied vor, so sanft, wie er es bei Zoey Holland nie für möglich gehalten hätte.
Wie verzaubert stand er da, schaute Zoey an und hörte ihr zu. Er wusste, dass ihre Sicherheit im Umgang mit Babys von der jahrelangen Arbeit auf der Neugeborenen-Station kam. Doch sie strahlte noch mehr aus. Sie besaß ein besonderes Gespür für Babys. Warum nur war sie Erwachsenen gegenüber so ablehnend?
Und auf einmal, begriff er. Zoey war zu Babys deshalb so liebevoll, weil sie keine Bedrohung für sie darstellten. Im Gegensatz zu Erwachsenen konnten Babys ihr nicht wehtun. Zoeys ablehnende Haltung, ihr schwarzer Gürtel in Karate, ihr Ruf im Krankenhaus … all das ergab nun einen Sinn für ihn. Sie war nicht grob, weil sie eine so dicke Haut hatte und ohne Angst war. Ganz im Gegenteil, sie war grob, weil sie so empfindsam war und sich fürchtete.
Diese Erkenntnis rief ein eigenartiges Gefühl in ihm hervor. Bisher war es ganz einfach gewesen, ständig wütend auf Zoey zu sein. Seine Wut hatte ihn von etwas viel Beunruhigenderem abgelenkt. Zum Beispiel davon, dass er Zoey am liebsten in die Arme nehmen und sie besser kennenlernen wollte. Das war sehr günstig gewesen, denn eine Frau war das Letzte, was er jetzt in seinem Leben gebrauchen konnte, besonders keine Frau wie sie, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellen würde. Es war schon schlimm genug, dass er sich um Juliana kümmern musste. Eine Frau wie Zoey könnte ihm endgültig den Boden unter den Füßen wegziehen.
Nein, ich werde mich nicht unterkriegen lassen, sagte er sich entschieden. Und er würde sich auch nicht mehr in dummen, erotischen Gedanken über Zoey verlieren. Sie war hier, um ihm mit Juliana zu helfen, das war alles. Daran brauchte er sich nur zu erinnern, wenn er sich das nächste Mal vorzustellen begann, was sie wohl unter ihrer blauen Krankenhausuniform trug.
Doch als er weiter ihrer sanften Stimme lauschte, als er sah, dass der Schein der abgedunkelten Lampe einen weichen Schimmer auf ihr Haar warf, als er ihren Duft einatmete, zusammen mit dem Duft des Babys …
Er kniff die Augen zusammen, um sich all dem zu verschließen. Ich muss verrückt geworden sein, sagte er sich, dass ich mich von dieser Frau so sehr überwältigen lasse. Tapfer blickte er Zoey wieder an – und hätte sekundenlang schwören können, dass er Tränen in ihren Augen gesehen hatte.
Teufel, ich bin ja schon ganz besessen von ihr, dachte er. Dem musste er schleunigst ein Ende machen. Denn immerhin würde Zoey die nächsten beiden Wochen in seinem Haus sein.
Zwei Wochen. Noch nie war ihm ein Zeitraum so lang erschienen.
6. KAPITEL
Es hat keinen Zweck, dachte Jonas, als er einige Zeit später hellwach in
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