Baccara Exklusiv 53
dass er ganz anders war, als sie zu glauben schien. Er würde ihr zeigen, dass es auch nach all dem Leid, das sie erfahren hatte, möglich war, ein erfülltes Leben zu leben. Und was noch viel wichtiger war, er würde ihr beweisen, dass sie füreinander geschaffen waren. Zusammen könnten sie Wunder bewirken. In gewisser Weise hatten sie das vielleicht ja schon getan, und Zoey erwartete ein Kind.
„Ich möchte nicht, dass Jules sich bei mir ansteckt“, erklärte sie, als er ins Wohnzimmer zurückkam.
„Solange du sie nicht auf den Arm nimmst, wird sie das nicht. Da wir beide in einem medizinischen Beruf arbeiten, wissen wir schließlich, dass eine Erkältung durch Körperkontakt übertragen wird. Wenn du Jules also nicht berührst, wird sie sich auch nicht anstecken.“
Das Baby lächelte auf seinem Arm und gurgelte fröhlich.
„Siehst du, sie will auch nicht, dass du allein nach Hause gehst.“
„Danke, Jules“, murmelte Zoey, dann sah sie den Picknickkorb in seiner Hand. „Was soll das denn?“
„Das ist die richtige Medizin für eine ganze Menge Dinge.“
„Aber …“
„Wir sollten jetzt gehen, sonst fällst du noch vor Erschöpfung um.“ Er legte eine Hand auf ihre Stirn. „Es scheint, du hast ein wenig Fieber. Je eher du ins Bett kommst, desto besser.“
Zoey warf Jonas einen vorsichtigen Blick zu, unsicher, ob seine letzten Worte zweideutig gemeint waren oder nicht. Doch er sah sie unschuldig an. Beinahe so, als stünde zwischen ihnen nicht ein Berg ungelöster Fragen und Gefühle, als hätten sie Freitagnacht nicht die unmöglichsten Dinge miteinander getan und als hätte sie sich nicht darauf eingelassen, schwanger zu werden.
Es schien, als hätte er keine Ahnung, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Den letzten Gedanken schob sie schnell wieder von sich. Nein, was sie für Jonas fühlte, hatte mit Liebe nichts zu tun. Es waren nur verwirrte, irregeleitete Gefühle. Das hatte sie doch klar entschieden, als sie letzte Nacht nicht schlafen konnte, weil diese Erkältung sie überfallen hatte. Es war eine dumme Sehnsucht nach etwas, das sie vor Jahren einmal kurz besessen hatte, das sie aber nie wieder haben würde – eine Familie.
Die Zeit mit Jonas und Juliana hatte Gefühle in ihr geweckt, die sie längst vergessen geglaubt hatte. Eigentlich hätte sie das kommen sehen und sich besser dagegen wappnen müssen. Wie hatte sie nur so dumm sein können, sich mit diesen beiden Menschen einzulassen?
Das war doch gerade der Vorteil bei ihrer Arbeit, dass sie ihre Zeit zwar mit Kindern verbringen konnte, doch nie so viel Zeit, sich an sie zu gewöhnen. Die Babys kamen und gingen, es dauerte nur Tage, bis ihre Mütter mit ihnen das Krankenhaus wieder verließen. Sie hatte für die Kleinen gesorgt, war aber nicht die Gefahr eines Verlustschmerzes eingegangen. Die Zeit war zu kurz gewesen, um sie in ihr Herz zu schließen.
Bei Juliana war das alles ganz anders. In den letzten anderthalb Wochen hatte sie das Baby kennen- und lieben gelernt. Und auch wenn Jules zu Jonas gehörte, so liebte sie die Kleine von ganzem Herzen und fühlte sich für sie verantwortlich. Als sie jetzt den Mann ansah, der das Baby auf dem Arm hielt, gelang es ihr erneut nicht, es vor sich selbst zu verleugnen, dass auch er sich in ihr Herz geschlichen hatte. Was kann ich nur dagegen unternehmen?, fragte sie sich beklommen.
„Nun, wollen wir?“ Jonas trat einen Schritt auf sie zu.
Juliana lächelte und streckte ihr die Ärmchen entgegen. Das Baby trug einen rosa Pullover und eine weiße Strickmütze. Ihre blauen Augen strahlten, und ihr zahnloses Lächeln rührte an ihr Herz. Sie streckte die Hand nach ihr aus, zog sie dann aber schnell wieder zurück, weil sie Juliana nicht anstecken wollte.
„Ich …“, begann sie und hielt inne, weil sie nicht weiterwusste.
„Du gehörst ins Bett“, betonte Jonas es noch einmal. „Und du brauchst jemanden, der für dich sorgt.“
Sie antwortete nicht, aber als er sie dann vor sich herschob, ging sie gehorsam nach draußen.
Jemand, der für dich sorgt, wiederholte sie in Gedanken seine Worte. Das war es nicht, was sie brauchte. Sie wollte ihm das sagen und ihm versichern, dass sie seit fünfzehn Jahren ganz gut allein zurechtgekommen war. Doch irgendwie erschien ihr diese Behauptung plötzlich lächerlich. Sie kam gar nicht gut allein zurecht, nicht, wenn sie ständig an ein Leben dachte, das sie nie wieder würde führen können.
Doch bald würde sie diese Phase der
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