Baccara Exklusiv 53
die klug genug waren, zu erkennen, wann ein Mann weichherzig genug war, um ausgenutzt zu werden. Rafes Rechnungen zeigten, dass er eher Geld für Tierfutter und Getreide verwendete als für seine eigene Nahrung.
„Ich habe große Hoffnungen gesetzt in diese Ranch, Matt, und immer geglaubt, dass sich alle erfüllen würden. Und jetzt sagst du mir, dass es unmöglich ist.“
„Das habe ich nicht behauptet. Wunder geschehen immer wieder. Ich selbst habe jedoch nie eins erlebt. Du etwa?“
Rafe seufzte. „Nein.“
Trotz seiner Absicht, die Wut auf seinen ehemaligen Geschäftspartner Paul Thomas zu unterdrücken, erbitterte ihn der Gedanke an seinen alten College-Freund. Noch schlimmer wurde die ganze Sache dadurch, dass seine Freundin ihre fünfjährige Beziehung abgebrochen hatte, um zu Paul zu gehen. Sie hatte ihm, Rafe, eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihm mitteilte, sie könne nicht bis in die Ewigkeit darauf warten, dass er seine Millionen mache. Sie habe schon zu viel Zeit an ihn verschwendet und wolle das Leben jetzt in vollen Zügen genießen.
Dass er sein Herz einer Frau geschenkt hatte, die sich nur für sein Geld interessiert hatte, verletzte seinen Stolz zutiefst, aber nicht annähernd so sehr wie die Erkenntnis, dass sie seine Liebe nie erwidert hatte. Er war ein unglaublicher Dummkopf gewesen.
Wenn er an Cheryl dachte, zog sich ihm immer noch schmerzhaft der Magen zusammen. Ihr Verrat hatte ihn so tief getroffen, dass er nicht wusste, wie er darüber hinwegkommen sollte. Pauls Anteil an dieser Demütigung war nicht so wichtig. Es fiel ihm leichter, über Paul zu reden als über Cheryl.
Er hatte auf die harte Tour lernen müssen, dass die beste Art, mit seiner Wut und Bitterkeit fertig zu werden, der war, vollkommen abzuschalten. Gleichgültigkeit wurde für ihn zu einer neuen Lebenseinstellung. In Zukunft würde ihn niemand mehr verletzen können. Das würde er einfach nicht mehr zulassen.
Rafe sah Matt mit seinen blauen Augen kühl an. „Was geschehen ist, ist geschehen. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Wenn du wirklich glaubst, dass ich nur durch den Verkauf der Ranch …“
„Ja, das glaube ich. Dann gibt es zumindest eine kleine Chance, den Bankrott zu umgehen.“
„Das steht außer Frage für mich, Matt.“ Rafe blickte aus dem Fenster im neunzehnten Stock auf die Skyline von Houston. Hinter Meilen von Straßen, hinter einer zweiten Reihe von Wolkenkratzern und weiter hinten im Nordwesten der Stadt, wo nur noch spärlich Häuser standen, wo Land und Himmel sich am Horizont trafen, dort lag seine geliebte Ranch. Und es versetzte ihm einen Stich, als er sich klarmachte, dass er sie womöglich verloren hatte.
Wie selbstbewusst er doch noch vor nur einem Jahr gewesen war. Er war überzeugt gewesen, dass Houston ihm zu Füßen läge. Alle Top-Manager wollten mit ihm arbeiten. Seine Technologie galt als die beste in der blitzschnellen Welt der globalen Telekommunikation. „Rafe Whitten ist ein Mann, den man im Auge behalten muss“, schrieb damals der „Houston Chronicle“. Selbst das „Wall Street Journal“ erwähnte seine klugen Geschäftsabschlüsse. Börsenmakler in jeder größeren Stadt hatten voller Ungeduld den Tag erwartet, an dem er seine Firma in eine Aktiengesellschaft umwandeln würde. Über Nacht würde er zum Multimillionär werden – zumindest hatten alle das geglaubt.
Aber sein Partner Paul war zu gierig geworden. Paul verpfuschte nicht nur ein wichtiges Geschäft, er räumte auch das Firmenkonto ab und überließ es ihm, sich um die Millionen zu sorgen, die sie ihren Investoren schuldeten. Er hatte alles verkauft, was er besaß, das Haus in der Stadt, seine Autos, sein Boot und das Häuschen am See in Walden. Diese Situation war schlimmer als die Ölkrise vor sieben Jahren, die er durchgestanden hatte, obwohl er damals erst sechsundzwanzig Jahre alt gewesen war. Dieses Mal war der Schlag tiefer, denn er war von einem Menschen ausgeführt worden, dem er ohne Einschränkungen vertraut hatte – und das nicht nur beruflich, sondern auch persönlich.
Matt erkannte an dem steinernen Ausdruck in Rafes Gesicht, dass sein Freund an Cheryl dachte.
„Ich hätte auf dich hören sollen, Matt. Schon am ersten Tag, an dem ich die blonde Teufelin auf der Rodeo-Show kennenlernte, hast du mich vor ihr gewarnt. Ich weiß noch, wie ich dir vorwarf, du wärest zu skeptisch und kritisch und vielleicht sogar ein wenig eifersüchtig. Und als guter Freund, der du bist,
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