Baccara Exklusiv 53
Schließlich muss ich mir meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich würde jedenfalls nie für einen Mann auch nur eine Minute Schlaf opfern. Das kann ich euch versichern.“
„Natürlich nicht“, bemerkte Ilsa, während sie ihren Blick auf einen hoch gewachsenen, schlanken blonden Cowboy in engen Jeans und schwarzem Stetson richtete. „Ich habe gehört, wie Randy dich letzte Woche angeblafft hat, du sollst deine Verkaufsrate erhöhen.“
„Erinnere mich nicht daran. Nicht an meinem Geburtstag. Okay?“
„Ich finde, sie hat vollkommen recht, die Männer aufzugeben“, sagte Julia gelassen.
„Wirklich?“ Angela starrte sie erschrocken an. „Warum?“
„Sieh dir doch deine Lebensgeschichte an. Zuerst war da James. Was für eine Niete der Typ doch war! Er hat keinen Job länger als sechs Monate behalten. Und nachdem du ihn endlich aus deiner Wohnung geschmissen hast, findest du heraus, dass er dir alle deine Kreditkarten geklaut hat.“
„Das ist sechs Jahre her“, verteidigte sich Angela.
„Ja, ja. Und du brauchtest achtzehn Monate, um die Rechnungen zu bezahlen. Danach kam Richard, der es für richtig hielt, sich an all deine Freundinnen heranzumachen.“
„Wirklich ein netter Kerl“, höhnte Ilsa und kaute an ihrer sechsten Handvoll Erdnüsse.
„Und dann war da noch Larry. Der Blödmann aller Blödmänner, der nicht nur deine Zimmergenossin vom College geheiratet hat, sondern dich auch noch um die Provision von mindestens sechs Monaten Maklerarbeit geprellt hat. Erinnerst du dich noch an die oberste Regel in unserem Beruf? Schlaf niemals mit einem Grundstücksmakler.“
Angela wurde immer deprimierter. „Lasst uns nicht die Vergangenheit ausgraben, okay?“
„Wir lernen aus unseren Fehlern.“ Julia hob belehrend den Zeigefinger.
„Es gibt heutzutage keine wirklichen Männer mehr. Nicht so wie mein Urgroßvater.“
„Müssen wir die Geschichte noch einmal hören?“
Ilsa unterbrach Julia. „Aber sie ist doch so romantisch. Erzähl, Angela.“
„Er hat sich auf den ersten Blick in meine Urgroßmutter verliebt, auf dem Gouverneursball in New Orleans. Er sagte ihr, dass sie sich zusammen ein wunderschönes Leben auf seiner Ranch im Westen von San Antonio aufbauen würden. Sie liebte ihn auch, und sie heirateten im folgenden Monat. An jedem Tag ihres Lebens arbeiteten sie Seite an Seite. Sie waren nie voneinander getrennt, keine einzige Nacht. Bis zu ihrem Tode waren sie immer liebevoll und aufmerksam zueinander.“
„Eine traumhafte Geschichte.“ Ilsa seufzte.
„Die heutigen Männer haben Angst davor, sich zu binden. Sie haben Angst vor der Arbeit, vor Kindern, vor dem Leben überhaupt. Warum soll ich also meine wertvolle Zeit an einen von ihnen verschwenden?“
Julia kaute an der Zitronenscheibe aus ihrem Drink. „Da hast du gar nicht so unrecht, Angela. Aber jetzt sind wir nicht mehr im Jahr 1895. Wir sind jetzt in der ‚Post Oak Ranch‘, die keine Ranch, sondern eine Bar ist. Und eine Bar ist ein Treffpunkt. Okay?“
„Ich bin doch keine Idiotin“, erwiderte Angela und war eine Spur beleidigt.
„Nein, du bist unsere beste Freundin“, besänftigte Ilsa sie und warf Julia einen strengen Blick zu.
Julia seufzte zerknirscht. „Entschuldige, Angela. Aber ich möchte doch nur, dass du glücklich bist. Und ich mach’s wieder gut, indem ich genau den passenden Tanzpartner für dich finde … Lass mal sehen.“ Julia betrachtete prüfend jeden Mann, der ohne Begleitung zu sein schien. „Nein, zu alt. Und der da ist zu großspurig. Der große blonde Typ da drüben … ist auf dem Weg hierher!“
„Oh, mein Gott!“ Angela errötete und lächelte den gut aussehenden Mann an, der ihr Lächeln erwiderte. Zumindest kam es ihr so vor.
Der Mann trat an ihren Tisch und legte einen Arm um Julias Stuhl. „Möchten Sie tanzen?“, fragte er.
Julia schluckte nervös. „Ich …“ Sie sah Angela an, und die nickte. „Sehr gern“, fuhr sie lächelnd fort.
Kaum fünf Sekunden später bat ein dunkelhaariger Mann in Jeans, kariertem Hemd und Tennisschuhen Ilsa um einen Tanz.
Angela war schließlich allein, und genau das war ihr am liebsten. „Jetzt kann ich mich meinen Tagträumen hingeben, so viel ich will, ohne mich schuldig zu fühlen“, murmelte sie vor sich hin und ließ ihre Gedanken wandern.
Ihre Freundinnen meinten es gut, aber sie verstanden sie einfach nicht. Sie war sich ihrer begangenen Fehler, was Männer betraf, nur allzu bewusst. Deshalb hatte sie heute, am Anfang
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