Baccara Exklusiv 56
auflösten.
Ihr Schweigen traf ihn wie ein Schlag. „Ich muss packen“, sagte er und ging an ihr vorbei zum Schlafzimmer.
„Lass mich dir helfen.“
„Nein, es dauert nicht lange. Ich reise immer mit sehr wenig Gepäck.“
Sie spürte, dass sich eine Kluft zwischen ihnen auftat, und sie hatte nicht vor, das geschehen zu lassen. „Jack“, rief sie und folgte ihm ins Schlafzimmer. Er hatte schon einen Matchbeutel aufs Bett geworfen. „Hör auf.“
Er hielt inne, in den Händen einige seiner Sachen, und sah Melanie mit kühlem Blick an. Er war also wütend auf sie. „Du kannst so nicht gehen.“
„Ich muss. So ist es nun mal, wenn man beim Militär ist.“
„Verdammt, du weißt, wovon ich rede. Warum fühle ich mich plötzlich schuldig?“
„Das musst du schon selbst wissen.“
„Du bist schließlich derjenige, der hier gelogen hat, nicht ich.“
„Nein, ich habe dir nur nicht gesagt, dass ich ein uneheliches Kind war. Es war mir zu peinlich.“
„Ach, Liebling, das braucht es nicht. Es war doch nicht deine Schuld.“
„Stimmt, und ich war entschlossen, den Fehler meines Vaters nicht bei meiner Tochter zu wiederholen.“
„Ja, ich verstehe“, erwiderte Melanie gereizt. „Also heiratest du die Mutter, damit du dich besser fühltest.“ Die Worte taten ihr leid, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte.
Er sah sie verletzt an. „Du weißt, dass das nicht wahr ist.“
„Entschuldige, ich …“
Juliana fing an zu weinen, und als Melanie zu ihr eilen wollte, kam Jack ihr zuvor. Sie ließ ihn gehen und fragte sich, was sie tun sollte. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und als das Telefon schon wieder klingelte, folgte sie Jack ins Kinderzimmer, wo er mit dem Baby auf dem Arm saß und finster vor sich hin sah.
„Es ist wieder Reese.“
Jack nahm den Hörer entgegen. „Ja, okay“, sagte er nach einem Moment und sah auf die Uhr. „Nein, ich werde da sein.“ Er gab Melanie den Hörer zurück.
Sie presste ihn unwillkürlich an die Brust.
„Ein Transportflugzeug der Navy fliegt heute nach Virginia, und es gibt einen Platz für mich.“
„Was heißt das?“
„Ich fliege schon heute um Mitternacht.“
Melanie seufzte und nickte. Ihre zwei Tage waren also zu zwei Stunden zusammengeschmolzen. Nun, sie hatte es nicht anders erwartet. Jack hatte sie gewarnt. Sie sah den Hörer in ihrer Hand bedrückt an und war entschlossen, keine Szene zu machen. Was hatte Maria noch gesagt? Ihre Aufgabe war es, stark zu sein, damit Jack sich keine zusätzlichen Sorgen zu machen brauchte. Sie schluckte, und als er ihren Namen flüsterte, sah sie ihn an.
„Komm her“, sagte er mit heiserer Stimme, und sie warf sich ihm an die Brust und schlang die Arme um ihn. Juliana schmiegte sich an die Brust ihres Vaters und packte eine Locke ihrer Mom.
Jack küsste Melanie auf die Stirn. Er wollte nicht gehen. Nicht ausgerechnet jetzt.
Melanie kochte so viel, als glaubte sie, Jack würde nie wieder eine anständige Mahlzeit bekommen. Er war amüsiert und brachte es nicht über das Herz, ihr zu sagen, dass er keinen Appetit hatte – jedenfalls nicht auf Nahrung. Aber das Abendessen lockerte die Spannung zwischen ihnen. Jack hasste es, dass Melanie unter seiner Abreise litt. Aber ihm ging es nicht viel besser. Nachdem sie Juliana in ihr Bettchen gelegt hatten, wollten ihm die Abschiedsworte nicht über die Lippen kommen. Er stellte seine Ausrüstung neben der Tür auf, bügelte seine Uniform und sah auf die Uhr. Er fühlte sich wie ein Mann, der auf seine Hinrichtung wartete und der nur von Melanie vor dem sicheren Tod gerettet werden konnte.
Er ging ins Schlafzimmer. Sie stand am Fenster. Es war dunkel, nur der Mond beschien sie mit sanftem Licht. Ohne ein Wort kam sie zu ihm, legte die Arme um ihn und küsste ihn sehnsüchtig.
Nur wenige Minuten später lagen ihre Sachen überall auf dem Boden zerstreut, und er und Melanie warfen sich nackt aufs Bett. Die Verzweiflung, die sie fühlten, verstärkte ihre Leidenschaft noch.
Jede Berührung besaß heute Nacht eine ganz besondere Macht. Melanie konnte ihn nicht loslassen. Insgeheim weigerte sie sich zu akzeptieren, dass dieses Mal vielleicht das letzte Mal war. Und auch Jack wusste es. Es schnürte ihm die Kehle zu. Es blieben ihnen nur zwei Stunden, nicht mehr. Und beide fragten sich, ob sie sich jemals wieder sehen würden.
Melanie legte ihre ganze Seele, ihre ganze Liebe in ihre Küsse und drückte Jack besitzergreifend an sich. Er gehörte nur ihr
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