Baccara Exklusiv Band 04
herüberzog. Bildete sich Mike etwa ein, ein leckeres Frühstück könnte sie dafür entschädigen, dass er dabei war, ihre ganze Welt in Scherben gehen zu lassen?
Sie zog den Gürtel ihres Bademantels fester und bereitete sich innerlich auf eine Auseinandersetzung vor. Doch diesmal verließ ihr Kampfeswille sie. Sie fühlte sich so verzweifelt und trostlos, dass sie nicht einmal genug Energie für einen Wutanfall hatte. Doch im Grunde war sie auch gar nicht so wütend auf Mike. Sie war eher zutiefst von ihm enttäuscht.
Offensichtlich brachte er nicht das Engagement und die Begeisterung für das Straußenprojekt auf, wie er sie hatte glauben lassen. Denn wenn das Land und seine Bewohner – und auch sie selbst – ihm wirklich etwas bedeuten würden, hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um die Ranch zu retten. Aber seine Gedanken kreisten immer nur um Dollars. Deshalb wollte sie auch unbedingt verhindern, dass er ihr ihre Verzweiflung anmerkte.
Sie gab sich einen Ruck und trat dann mit hoch erhobenem Kopf und energisch vorgerecktem Kinn in die Küche. Mike stand am Herd mit dem Rücken zu ihr. Ein hellblaues T-Shirt spannte sich um seine breiten Schultern, und seine verblassten Jeans saßen tief auf den schmalen Hüften. Sein Haar war noch feucht von der morgendlichen Dusche, und die Spitzen lockten sich ein wenig.
Trotz allem, was passiert war, sehnte Karen sich danach, ihm die Arme um die Hüften zu schlingen und ihn auf den Nacken zu küssen, sich im Feuer seiner Berührung zu verlieren und sich ganz der Ekstase seines Liebespiels hinzugeben. Aber das zu tun, wäre eine sinnlose, selbstzerstörerische Schwäche von ihr gewesen.
Bald würde er aus ihrem Leben verschwunden sein, und es würde ihr schon schwer genug fallen, sich an seine Abwesenheit zu gewöhnen. Da war es besser, dass sie es bei den neuen Schranken zwischen ihnen beließ.
Unschlüssig, ob sie sich setzen sollte oder nicht, blieb sie vor dem Küchentisch stehen. Mike schien sie gehört zu haben, denn nun drehte er sich zu ihr um. Er lächelte sie zögernd an. "Guten Morgen. Kaffee ist schon fertig, dazu gibt es Eier mit Speck."
Sie warf ihm einen missbilligenden Blick zu. "Den Kaffee trinke ich, aber nach Eiern ist mir heute Morgen nun wirklich nicht."
"Entschuldige. Ich hätte ja auch Pfannkuchen gemacht, aber die verbrennen mir meistens."
"Ist auch nicht so wichtig. Ich habe ohnehin keinen Appetit." Sie schenkte sich einen Becher Kaffee ein und verschwand hastig wieder in ihrem Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Sie traute sich selbst nicht, wenn sie mit Mike in einem Raum war, nicht, wenn ihre Gefühle so dicht unter der Haut lagen.
Gegen Mittag hatte Mike einen Plan entwickelt. Er war so simpel, dass er gar nicht begreifen konnte, wieso er nicht schon längst darauf gekommen war. Der Trick bestand einfach darin, die Sache durchzuziehen, ohne Karen zu informieren. Sie durfte nicht einmal ahnen, was er vorhatte.
Vor dem ersten Schritt graute ihm am meisten. Er musste Karen bitten, ihn zum Flugplatz zu fahren. Er würde zwar nur einen Tag fortbleiben, hatte aber dennoch das Gefühl, sie im Stich zu lassen. Doch sie war vielleicht sogar froh, ihn loszuwerden. Denn als ihren Retter betrachtete sie ihn bestimmt nicht.
Er fand sie auf der Weide bei den jungen Straußen. Eine ganze Weile beobachtete er sie nur und war erneut hingerissen von ihrer Schönheit. Es war bezaubernd, wie geschmeidig und anmutig sie sich inmitten der staksigen Vögel bewegte!
Sie redete beruhigend auf sie ein und versuchte, sie mit einem Bündel saftiger Kohlblätter zu locken, doch ihn überkam dabei das unbehagliche Gefühl, dass sie sich von ihnen verabschiedete. Sie hatte zwar jegliche gefühlsmäßige Bindung zu den "dummen Viechern", wie sie sie nannte, bestritten, aber ihr Verhalten strafte ihre Worte Lügen.
Sehnsüchtig folgte er ihr mit den Blicken, als plötzlich etwas anderes seine Aufmerksamkeit erregte. Ein einzelner Hahn, der einzige ausgewachsene Vogel in der Herde, stand etwas abseits der Gruppe. Er starrte Karen an, reckte nun drohend den Hals und plusterte angriffslustig die Federn auf.
Karen schien die Gefahr nicht zu bemerken, ihm aber klopfte das Herz bis zum Hals.
"Karen!" rief er laut, doch der Wind trug seinen Ruf davon.
Mit einem Satz sprang er über den Zaun und rannte, so schnell er konnte, zu ihr. Wieder und wieder rief er dabei ihren Namen und hoffte inständig, sein Verhalten würde den Hahn nicht noch mehr
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