Baccara Exklusiv Band 04
fuhr Karen fort. "Ich will mich jetzt nicht über all die bedrückenden Einzelheiten auslassen, ich weiß ja, du hast alle Hände voll zu tun … aber sobald du aus St. Louis fortkannst, brauche ich dich wirklich dringend hier, Mike."
"Ich werde noch heute Abend bei dir sein", antwortete er, ohne zu zögern. Wenn Karen sagte, sie brauche Hilfe, dann brauchte sie Hilfe.
Karen war noch nie so dankbar für den Anblick eines anderen menschlichen Wesens gewesen wie in dem Moment, als Mike aus der Kanzel seiner Piper Cub kletterte. Er trug seinen eleganten Geschäftsanzug und das blütenweiße Hemd. Doch nichts hätte sie davon abhalten können, zu ihm zu rennen, und sie warf sich in seine Arme und barg schluchzend den Kopf an seiner Schulter.
"Ach, Mike, ich bin ja so froh, dass du hier bist! Alles bricht zusammen!"
Er drückte sie liebevoll an sich. "Ruhig, Liebling. Ganz so schlimm kann es doch nicht sein. Wir werden die Sache schon wieder in den Griff bekommen, immer eins nach dem anderen. Jetzt gib mir erst mal die Autoschlüssel. Ich fahre."
"Wo ist denn deine Tasche?" fragte sie und gab sich Mühe, sich zusammenzureißen.
"Ich bin gleich von der Firma aus hergeflogen. Aber ich habe ja noch genug Kleidung auf der Ranch."
Während Mike den schwerfälligen Laster dann geschickt über die gewundenen Bergstraßen lenkte, sah er, was der Sturm angerichtet hatte. Herabgestürzte Äste lagen auf der Fahrbahn, und sogar einige Bäume waren entwurzelt.
"Sind das Haus oder die Scheune auch beschädigt?" wollte er wissen.
"Das Haus nicht", antwortete Karen, "aber der Sturm hat fast die Hälfte des Scheunendachs fortgerissen. Der größte Teil des Futters ist nicht mehr zu gebrauchen."
"Futtervorräte lassen sich ersetzen", tröstete er sie und lächelte sie an. "Und die Scheune brauchte ohnehin ein neues Dach. Und was hat noch etwas abbekommen?"
"Die Strauße sind so nervös und verunsichert, dass ich heute Morgen kein einziges Ei gefunden habe. Wahrscheinlich werden sie auch die nächsten Tage nicht legen."
"Ich bin sicher, sobald sie sich beruhigt haben, fangen sie wieder mit Eierlegen an."
"Selbst wenn sie es tun", murmelte Karen bedrückt, "gibt es da noch ein Problem. Duane Scoggins wird eine Zeit lang keine Eier mehr kaufen. Er sagt, er habe mehr auf Lager, als er bräuchte, und außerdem gäbe es da noch Zahlungsschwierigkeiten mit seinen Abnehmern."
"Dann lassen wir eben noch mehr Eier ausbrüten. Für die Küken bekommen wir schließlich einen noch besseren Preis."
"Sag das lieber den Aktionären. Die wollen jetzt etwas von ihrem Profit sehen, nicht erst in zwei Monaten. Und die Küken müssen mindestens zwei Wochen alt sein, bis ich sie verkaufen kann. Eine Weile müssen wir nun so oder so ohne Gewinn auskommen."
"Daran müsstest du doch inzwischen gewöhnt sein", neckte Mike sie zärtlich.
Karen versuchte, ihm ein Lächeln zu schenken, doch es misslang ihr kläglich. Das Schlimmste wusste er ja noch gar nicht. Er schien zu spüren, wie schwer es ihr fiel, die eigentliche Katastrophennachricht über die Lippen zu bringen, und wollte ihr helfen.
"Karen, nun komm schon. In all diesen bedrückenden Wochen, als die Strauße nicht legen wollten und sich die Rechnungen nur so häuften, hast du kein einziges Mal den Mut verloren. Warum ausgerechnet jetzt?"
"Weil … weil die Bank auf der Rückzahlung des Darlehens besteht."
Er schwieg eine ganze, beängstigende Minute lang. "Welches Darlehen?" fragte er schließlich.
Sie seufzte. "Das große."
"Verdammt."
"Können sie das denn einfach?"
"Das werde ich erst wissen, wenn ich die Unterlagen geprüft habe. Aber da wir im Frühjahr mit mehreren Ratenzahlungen in Verzug geraten sind, schätze ich, sie haben durchaus das Recht dazu. Ich frage mich nur, warum jetzt? Wir haben doch die versäumten Zahlungen nachgeholt, oder?"
"Die letzten beiden Raten sind ganz pünktlich eingegangen. Und warum sie ausgerechnet jetzt die ganze Summe zurückfordern, kann ich dir mit einem Wort erklären: SunnyLand."
"Das glaubst du doch nicht im Ernst, oder?"
"Was passiert, wenn wir das Geld nicht aufbringen können?"
"Dann kündigt uns die Bank das Darlehen", erwiderte er, "und die Straußenfarm gehört der Bank."
"Und was wird eine Bank mit einer Straußenfarm anfangen?"
"Sie an SunnyLand verkaufen. Verdammt, du könntest Recht haben. Trotzdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass Phyllis Quincy so brutal und gewissenlos wäre, die Bank zu ermutigen, sich auf
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