Baccara Exklusiv Band 04
Godiva aufgetreten war?
Womöglich hatte er auch Chelseys zahlreiche Affären verfolgt – die mit dem Rockstar oder dem Kongressabgeordneten oder die Letzte mit dem Hotelkettenbesitzer Xavier Storm, in dessen millionenschwerem Scheidungsprozess sie als 'die andere Frau' bezeichnet worden war?
Was auch immer er davon gelesen oder gesehen hatte – es war kein Wunder, dass er sie, Laura, so anstarrte. Sein Gesichtsausdruck zeigte männliches Interesse und Abwertung zugleich. Beides war sie nicht gewöhnt. Für gewöhnlich sprachen Männer sie eher respektvoll mit "Ma'am" an.
"Ich denke, wir sind hier, um über L. C. zu sprechen – nicht über mich", erinnerte sie ihn steif und überlegte, ob sie einen weiteren Blusenknopf schließen sollte. "Was genau hat meine Schwester denn getan, dass Sie ihr in einer Tiefgarage auflauern mussten?"
Einen Moment lag sein Blick noch auf ihrem Ausschnitt. Dann antwortete er: "Ich denke, ich warte lieber und bespreche das mit ihr selber."
"Ich vermute, es hat etwas mit Ihrem Neffen Luke zu tun."
"Ja." Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: "Ich wollte Ihre Schwester bitten, ihn in Ruhe zu lassen."
Bitten? Warum klang dieses Wort aus Adam Barnharts Mund eher wie 'befehlen'?
Ihr Unbehagen wuchs. Chelsey hatte ihr zwar gesagt, dass Lukes Onkel sie nicht besonders mochte, aber eine so rigide Ablehnung hatte Laura nicht erwartet. Chelseys Ruf würde zwar jedem strengen Onkel missfallen, aber dieser Mann dachte ja, Chelsey sei sie – und was konnte er gegen sie, Laura Stuart, einzuwenden haben?
Es überraschte sie, doch sie fühlte sich persönlich angegriffen. "Und was genau stört Sie an mir … ich meine natürlich, an L. C.?"
Er klimperte mit dem Kleingeld in seiner Hosentasche und sah sie finster an. "Ich habe nichts gegen Ihre Schwester", sagte er schließlich. "Aber Luke ist noch sehr naiv. Ich will nicht, dass er verletzt wird, und es ist sehr leicht, ihn auszunutzen."
"Sie reden, als seien Sie der Meinung, meine Schwester wolle Luke … verführen."
"Dass Luke verführt werden könnte, bereitet mir keine Sorgen", erwiderte er süffisant, "aber mit einer älteren Frau ist dieser Junge definitiv überfordert."
"Eine ältere Frau? Was glauben Sie denn, wie alt meine Schwester und ich sind?"
"Ich habe keine Ahnung. Aber ich weiß, wie alt mein Neffe ist: Letzten Monat ist er gerade zweiundzwanzig geworden."
Zweiundzwanzig! Da war er ja fast noch ein Teenager! Was dachte Chelsey sich nur? Aber automatisch verteidigte Laura ihre Schwester erst einmal.
"Ist das nicht vielleicht eine doppelte Moral? Ich wette, wenn Luke ein Mädchen und L. C. der Mann wäre, würden Sie an den Altersunterschied überhaupt nicht denken!"
"Es geht hier um mehr als den Altersunterschied. Der Unterschied in Erfahrung und Reife ist sogar noch größer."
Mit der Erfahrung dürfte er wohl Recht haben – aber was die Reife betraf, so würde sie sich nicht wundern, wenn Luke ihrer Schwester sogar etwas voraushatte.
"Entschuldigen Sie, Mr. Barnhart!" rief Laura empört. "Aber woher nehmen Sie sich das Recht, sich einzumischen? Luke ist trotz seiner Jugend alt genug, seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Wenn er Ratschläge braucht, kann er sie sich ja von seinem Vater holen."
"Mein Bruder lebt nicht mehr."
"Oh, das tut mir Leid", sagte sie etwas freundlicher.
Für einen kurzen Moment verriet sein Blick ernsthafte Trauer und Verletzlichkeit. Doch Adam Barnhart hatte sich schnell wieder im Griff.
"Ich bin der Vermögensverwalter von Luke und seiner jüngeren Schwester, seit …" Er stockte und berührte – eine offenbar unbewusste Geste – die Narbe an seinem Kinn. "… seit … nun, seit langer Zeit. Das ist nicht immer eine leichte Aufgabe."
"Da bin ich sicher."
"Besonders, da Luke eine beträchtliche Summe Geld geerbt hat. Viele Frauen finden das ungemein attraktiv."
Ihr war vollkommen klar, worauf er hinauswollte, und die Unterstellung gefiel ihr ganz und gar nicht. Der Anflug von Sympathie für ihn verschwand augenblicklich. "Sind Sie da nicht etwas voreilig? Können Sie sich keinen anderen Grund vorstellen, aus dem meine Schwester an Luke interessiert ist?"
"Was, zum Beispiel?"
"Liebe, zum Beispiel. Oder glauben Sie nicht an Liebe, Mr. Barnhart?"
"Nicht bei einer einmonatigen Bekanntschaft."
"Da ist es also leichter für Sie, sich meine Schwester als Mitgiftjägerin vorzustellen, wie?"
Er zuckte die Schultern. "Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sie mit ihren
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