Baccara Exklusiv Band 04
Laura. Du bist viel zu verkrampft."
"Wenn es dir nicht gefällt, wie ich dich spiele, dann such dir doch jemand anderen für die Rolle", gab Laura spitz zurück. "Hast du es Luke schon gesagt?"
Chelsey sah sie mit großen Augen an. "Nun mal langsam, Schätzchen. Wir sind doch gerade erst angekommen. Es ist Freitagabend, und ich habe noch das ganze Wochenende Zeit dazu."
Als Laura sie daraufhin wütend anfunkelte, trat Chelsey schnell einen Schritt zurück. "Du brauchst etwas zu trinken. Was willst du?"
"Nein, danke …"
"Etwas ganz Harmloses, ich schwör's dir. Vielleicht etwas Long Island Tea."
Laura kochte innerlich vor Wut, als ihre Schwester nun zur Bar entschwand. Obwohl sie eingewilligt hatte, die Maskerade dieses Wochenende noch aufrechtzuerhalten, hatte sie gehofft, dass Chelsey inzwischen mit Luke gesprochen hatte. Aber sie hätte es wissen müssen. Chelsey ging unangenehmen Dingen so lange wie irgend möglich aus dem Weg. Sie würde sie also noch mehr drängen müssen, denn je länger dieses Versteckspiel andauerte, desto peinlicher wurde es für sie.
Doch als Chelsey ihr dann den Drink gebracht hatte, fühlte Laura sich tatsächlich etwas besser. Der Long Island Tea war zwar nicht gerade harmlos, aber er schmeckte auch nicht stark alkoholisch, und da sie sehr durstig war, hatte sie ihn schnell ausgetrunken.
Danach war ihr angenehm warm, dann allerdings unangenehm heiß. Trotz der Air-Condition schien es im Raum plötzlich schrecklich stickig und noch überfüllter zu sein.
Sie stakste zu der breiten Fensterfront und lehnte ihre Wange gegen das kühle Glas. Dieses ultramoderne Strandhaus mit seinen Chromgeländern und modernen Möbeln war zwar nicht nach ihrem Geschmack, aber der Ausblick war fantastisch. Sie sah hinaus auf den Sonnenuntergang, der das Meer und den Himmel rotgolden färbte. Die Wellen des Atlantiks schlugen an einen unberührten Strand.
Sie vergaß ihre eingeklemmten Zehen und die pochenden Schläfen und wünschte, sie hätte ihren Skizzenblock dabei.
Eine leichte Berührung an ihrem Rücken ließ sie zusammenschrecken. Sie fuhr herum und befürchtete, diesen aufdringlichen Chad wieder loswerden zu müssen, doch es war Adam, der vor ihr stand.
Ein starkes Glücksgefühl erfasste sie bei seinem Anblick. Viel zu stark – das konnte nicht gut für sie sein.
"Das Spießrutenlaufen hast du anscheinend gut überstanden", meinte er mit einem anzüglichen Lächeln.
"Ja. Und danke für Ihren Beistand, Mr. Bond."
"Ich kann dich ja nicht immer in meinem Spielzeugauto davonfahren. Ich wusste, dass Lou keine Ruhe geben würde, bis sie dich all ihren Freunden vorgestellt hätte. Ich glaube, sie will endlich dem Gerücht ein Ende setzen, dass ich mir den Kopf rasieren und buddhistischer Mönch werden will."
Fast hätte sie losgeprustet. Sie sah ihn unter ihren getuschten Wimpern an – seine schmalen Hüften, seinen muskulösen Oberkörper, sein markantes, männliches Gesicht. Noch nie hatte sie einen weniger geeigneten Kandidaten für das Mönchstum gesehen.
"Ich hoffe, Lou war nicht allzu streng mit dir. Ich hätte dich vorwarnen sollen, dass sie auf weitere Enkelkinder aus ist, und da ich nächsten September fünfunddreißig werde, wird sie langsam ungeduldig."
Sie schüttelte heftig den Kopf, womit sie dann schnell wieder aufhörte, da ihr dabei ziemlich schwindlig wurde. "Deine Mutter ist äußerst liebenswert, und die Party ist liebenswert, und das ganze Haus ist …"
"Du willst doch nicht etwa sagen, dass das Haus liebenswert ist."
"Es ist …" Sie überlegte. "Es ist groß."
"Es sollte Lou gefallen."
"Es passt zu ihr. Sie ist extrem modern."
"Und was ist mit Chelsey Stuart?" Er beugte sich näher. Sein Blick erschien ihr wieder so verklärt wie bei der Herfahrt, aber vielleicht war das auch ihre eigene verschwommene Sicht. Sie rieb sich die Augen.
"Oh, ich bin nicht halb so modern, wie du denkst. Ich mag altmodische Sachen sehr gern."
"Wie zum Beispiel Miniröcke?"
Verträumt, mit halb geschlossenen Lidern murmelte sie: "Eher Reifröcke und Krinolinen. Erinnerungen an die Zeit, als die Welt noch ruhiger und romantischer war."
Was redete sie denn da für einen Blödsinn? Aber sie fühlte sich unglaublich leicht und frei dabei. Vielleicht lag es daran, dass der attraktivste Mann der gesamten Party neben ihr stand und sich nur für sie zu interessieren schien.
Vielleicht hatte Chelsey den Long Island Tea auch etwas stark gemixt. Laura blinzelte und sah aus dem Fenster.
Weitere Kostenlose Bücher