Baccara Exklusiv Band 04
Schönheit war, so war der Zeitpunkt äußerst schlecht gewählt. "Ich habe wahrscheinlich für solche Hosen nicht die richtige Figur. Wer so hautenge Jeans trägt, sollte groß und sehr schlank sein."
"Du bist zu gut gebaut. Das ist das Problem", bemerkte Lucas steif und legte ein großes Stück Roastbeef auf den Tisch. Chastity schluckte, als ihr bewusst wurde, was das Abendessen sein musste. Sie schloss die Augen und versuchte, nicht an Rosebuds wunderschöne braune Augen zu denken.
"Daddy ist altmodisch, Chastity", erklärte Raven verbittert. "Er will, dass wir erst in unserem Seniorjahr der High School ausgehen, dabei sind es bis dahin nur noch fünf Monate, und Mel Jones wartet darauf, jetzt mit mir ausgehen zu können."
"Mel Jones", zischte Lucas. "Wohin will er mit dir gehen?"
Raven hob stolz das Kinn. "Ins Kino, Dad."
"Nein."
Summer warf Chastity einen finsteren Blick zu. "Daddy denkt nur an Geld, Noten und das College. Aber wir wollen wie alle anderen sein. Nur weil er einen Teil der Farm verkaufen musste, um diesen Rest hier zu behalten, und nicht aufs College gehen konnte, müssen wir deswegen noch lange nicht wie Gefangene leben. Wir sind die einzigen Schüler, die nach einem Spiel immer noch früh zu Hause sein müssen."
"Gefangene", sagte Lucas verächtlich. Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass er keine Zeit mehr mit dieser Angelegenheit verschwenden würde. Es war klar, dass er die Regeln im Haus aufstellte und von seinen Töchtern erwartete, dass sie eingehalten wurden.
Drei blaue Augenpaare blickten Chastity erwartungsvoll an, und jeder wollte, dass sie für seine Seite Partei ergriff. "Wie denkst du darüber?" fragte Raven nach einer Weile.
"Sie denkt das Gleiche wie ich", fuhr Lucas sie an. "Lasst uns jetzt essen."
"Ich denke", begann Chastity langsam und versuchte, ihre Wut zu unterdrücken, die Lucas so oft bei ihr hervorrief, "dass wir lernen müssen, miteinander zu reden."
"Reden", sagte Lucas verächtlich.
"Lucas, hör auf, alles in einem Wort zusammenzufassen."
Die Mädchen schienen von ihrem Dialog fasziniert zu sein, deswegen war es wohl besser, diese Konversation später hinter der geschlossenen Schlafzimmertür fortzusetzen. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen.
"Wascht ab, und macht dann eure Hausarbeiten", befahl Lucas den Zwillingen sofort nach dem Abendessen. Dann setzte er den Hut auf, ging zur Tür und schlug sie lautstark hinter sich zu.
Raven warf ein Geschirrtuch gegen die geschlossene Tür. "Vielleicht will ich gar nicht aufs College gehen, Daddy", rief sie hinterher, und die Tränen, die Summer während des Essens zurückgehalten hatte, tropften auf ihren Teller.
Chastity legte die Hände flach auf den Tisch und betrachtete die kurz geschnittenen Fingernägel. Sie war daran gewohnt, bei Familienstreitigkeiten die Wogen zu glätten, und ließ ihren guten Instinkt zu Worte kommen. "Also gut. Er hat gesagt, abwaschen und die Hausaufgaben erledigen."
Raven wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. "Daddy kann so hart sein."
"Und nach dem Abwaschen und den Hausaufgaben werden wir uns einen schönen Abend machen", fuhr Chastity mit einem strahlenden Lächeln fort, obwohl ihr Herz vor Kummer schmerzte. Sie hatte noch nicht alle Teile des Puzzles zusammengefügt, aber sie sah, dass Lucas verzweifelt darum kämpfte, alles zusammenzuhalten, was ihm lieb und teuer war, und er tat es, so gut er es konnte. Sie fuhr sich mit der Hand über den Bauch. Mit diesem Kind würde er noch eine weitere Verantwortung zu tragen haben.
"Wirst du uns Hopes Make-up-Tipps zeigen?"
"Oh, meine Liebste", spaßte Chastity. "Sie gab mir Tonnen von Make-up und Parfumproben mit. Es gibt nichts Entspannenderes als eine gute Make-up-Session."
"Hast du auch Nagellack?" fragte Raven und begann, schnell die Teller zusammenzustellen.
"Meine Lieben, alles, was euer Herz begehrt. Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch gleich eine richtige Party planen …"
Ravens Lächeln erlosch. "Daddy wird das nicht gern sehen. Es ist zu teuer. Er musste Vieh verkaufen, damit wir nach Chicago fliegen konnten."
Chastity zuckte unter Ravens leise gesprochenen Worten zusammen. Sie hatte das Gefühl, als ob die Klinge eines Dolches sie ins Herz getroffen hätte.
"Daddy sagt, du wärst es wert", fügte Summer hinzu. "Er sagte, dass er sogar eine Hypothek auf die Ranch aufnehmen würde, um dich hierher zu bekommen."
Diese Worte beschäftigten Chastity, bis Lucas ins Bett kam.
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