Baccara Exklusiv Band 04
Wünschelrutengängerin nennt, statt Wasserhexe, aber das Prinzip ist dasselbe. Mein Großvater sagte mir, dass ich dieses Talent besitze, und ich fühle, dass es hier Wasser gibt, wenn ich auch noch keine Gelegenheit dazu hatte, alles ordentlich auszukundschaften." Chastity schloss die Augen und sehnte sich nach der Selbstbeherrschung, die sie besessen hatte, bevor Lucas in ihr Leben getreten war. Niemand konnte sie dermaßen in Rage bringen wie ihr Mann.
Er zog eine Augenbraue hoch. "Ist das dein Ernst? Hast du bereits irgendjemandem davon erzählt?" Er räusperte sich. "Ich meine, von deiner … deiner seltsamen Gabe?"
"Melody, unserer Nachbarin. Sie versprach, es für sich zu behalten, bis du dich an den Gedanken, eine Wasserhexe zu beherbergen, gewöhnt hast. Ich wollte erst mit dir darüber sprechen, wenn du die Sache mit den Coupons und meinen anderen Heimarbeitsjobs richtig verarbeitet hast."
"Du hörst bei John auf und nimmst keine neue Arbeit an. Das war alles zu viel für dich." Lucas rieb die Hände an seiner Jeans sauber und berührte ihre erhitzte Wange.
Jetzt war nicht die richtige Zeit, um sich von Lucas' entwaffnender Zärtlichkeit überrumpeln zu lassen. Chastity schob seine Hand weg und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Keine Walkington, die arbeitet, kann unter deinem Dach schlafen, ist das so?"
In die Ecke gedrängt und attackiert von einer Frau, die Konfrontationen hasste, aber anscheinend durch ihre Schwangerschaft etwas angegriffen war, murmelte er nur ein schwaches "Ja".
In dieser Nacht lag Lucas, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, allein in seinem Bett, weil keine hübsche, weiche schwangere Frau sich wie gewöhnlich an ihn schmiegte.
Chastity hatte sich im Schatten eines Ahornbaumes ein Zelt errichtet. Das große, luftige Zelt hatten seine Töchter und er vor Jahren einmal benutzt. Raven und Summer hatten ihr geholfen, eine ihrer Matratzen ins Zelt zu tragen und ein Kabel vom Haus ins Zelt für eine Lampe zu legen. Die wilde Entschlossenheit seiner Frau, ihre Arbeit nicht aufzugeben, hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht.
"Herein", rief Lucas, nachdem es leise an der Schlafzimmertür geklopft hatte.
Es waren seine Töchter, die jetzt in seinen alten Baumwollhemden, die sie als Nachthemden benutzten, vor ihm standen. "Daddy, hast du bereits geschlafen?"
"Noch nicht richtig."
Die Zwillinge gingen zum Fenster hinüber und blickten auf Chastitys Zelt.
"Daddy, du musst etwas unternehmen", flüsterte Raven.
"Sie ist da draußen ganz allein", fügte Summer hinzu.
"Sie wird schon wieder zur Vernunft kommen", erklärte Lucas, obwohl er nichts auf der Welt mehr fürchtete, als dass sie dann sofort packen und für immer gehen könnte.
"Du bist so unromantisch, Dad", warf Raven ihm vor und schob den Vorhang vom Fenster.
"Schwangere reagieren sehr emotional", erwiderte Lucas rau. "Chastity wird sich schon wieder beruhigen und hereinkommen."
"Nein", antworteten die Zwillinge zur gleichen Zeit. "Und wir würden es auch nicht tun."
Die Nacht wurde lang, und am Morgen goss Chastity ihm seinen Kaffee ein. Die Schatten unter ihren Augen verrieten, dass sie nicht besser als er geschlafen hatte. Lucas konnte keine Worte finden, um sie aufzumuntern, und in den nächsten zwei Tagen wurden die Mahlzeiten in bedrückender Atmosphäre eingenommen.
10. Kapitel
Lucas verschränkte die Arme, lehnte sich gegen den Zaun der Pferdekoppel und starrte auf Chastitys kleine Behausung, die trotzig vor seinem Haus stand. Das Mondlicht warf die Schatten der Bäume auf das Zelt, das ihm immer mehr wie eine Festung erschien, die man erobern musste. Er wusste, dass er sie nicht einfach in seine Arme nehmen und wieder in sein warmes Bett zurücktragen konnte. Für eine Frau, die sonst so ruhig und vernünftig war, hatte Chastity ihn derart herausgefordert, dass kein echter Rancher dies einfach so übergehen konnte.
Im Hause wichen sie sich misstrauisch aus, und die Zwillinge vermieden es, ihnen in den Weg zu kommen. Wayne hatte ihn verraten und war Chastity für einen Napf mit Hundekuchen gefolgt.
Verflixt. Er hatte immer für seine Familie gesorgt und hart gearbeitet, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.
Der Brunnen hatte sich wieder langsam gefüllt, aber um Wasser zu sparen, hatte er die Wäsche in die Wäscherei gebracht. Dabei hatte er Hattie McCord getroffen, und sie hatte ihm wiederholt vorgeworfen, dass er seine Familie wie ein mittelalterlicher Tyrann behandeln würde. Laut
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