Baccara Exklusiv Band 04
anzurufen.
"Oh, hallo, Mr. Shaner", antwortete sie mit überraschender Kühle und fuhr dann fort: "Wissen Sie, Mike, wir haben hier ein klitzekleines Problem. In Arkansas ist zurzeit noch ein Rechtsstreit anhängig wegen einer unserer Parks. Nichts Beunruhigendes – es wird bald alles geklärt sein."
Sie räusperte sich. "Die Sache ist nur die, dass SunnyLand mit einer … einer lächerlichen gerichtlichen Verfügung bestraft worden ist. Wir können kein zusätzliches Land für den Choctaw Park erwerben, bis dieser Punkt geregelt ist. Deshalb fürchte ich, unser Angebot an Sie ist null und nichtig."
Er schoss entsetzt von seinem Stuhl hoch. Das durfte doch nicht wahr sein!
"Natürlich werden wir die Verhandlungen sofort wieder aufnehmen, sobald die gerichtliche Verfügung aufgehoben ist."
"Und wann rechnen Sie damit?"
"Oh, in zwei Monaten vielleicht. Höchstens drei. Wir melden uns dann wieder bei Ihnen."
Nachdem Miss Quincy aufgelegt hatte, hätte er beinahe die Telefonschnur zerrissen, so außer sich war er. Drei Monate! Was sollte er bis dahin tun? Eins stand jedenfalls fest. Er würde bei Karen einiges wieder gutzumachen haben. Er hatte sie ja praktisch gefeuert!
Wieder fiel die Küchentür mit einem lauten Knall ins Schloss. Karen war zurück. Er rannte aus dem Büro, während er sich innerlich gegen eine massive Standpauke wappnete.
Karen blickte immer noch mürrisch drein, doch im nächsten Moment schaute sie ihn aufrichtig besorgt an. "Mike! Alles in Ordnung? Du bist ja kalkweiß im Gesicht."
Er stolperte zum Küchentisch und setzte sich und versuchte, sich seine Erschütterung nicht anmerken zu lassen. "Hör mal, Karen, würdest du gern noch eine Weile hier auf der Ranch bleiben?"
"Was meinst du damit?" fragte sie und klang sofort wieder misstrauisch.
Er hätte sie anlügen und behaupten können, er habe seine Meinung geändert, aber das wollte er ihr nicht antun. "SunnyLand hat das Angebot zurückgezogen. Das heißt, vorerst. Es sieht so aus, als müsste hier auf der Ranch erst mal alles so weiterlaufen wie bisher, und ich wäre dir außerordentlich dankbar, wenn du als Geschäftsführerin hier bleiben würdest."
Ein ungläubiges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Also, das ist wirklich eine interessante Situation", sagte sie. "Die alte Phyllis hat ihr Versprechen gebrochen?"
"Es hat mit dem Prozess in Arkansas zu tun, von dem du mir erzählt hast. Die Sache müsste in zwei bis drei Monaten ausgestanden sein. Aber bis dahin …" Er zuckte die Schultern.
"Bis dahin muss jemand diese Ranch bewirtschaften. Hm …" Karen klopfte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. "Ein paar von den Jobs, die im 'Straußen-Newsletter' angeboten wurden, klangen wirklich gut."
"Das würdest du nicht tun!"
"Du hast mich entlassen", gab sie zurück.
"Nun, ich stelle dich hiermit wieder ein. Ich verdoppele dein Gehalt."
"Verdopple nichts. Das ist ein ziemlich sicheres Angebot."
"Es war nur ein schwacher Versuch zu scherzen. Ich weiß, dass dich Geld nicht dazu bringen würde, zu bleiben, wenn du in Wirklichkeit fort willst. Aber du willst ja gar nicht von hier weg", sagte Mike energisch. "Also, was willst du dann, Karen? Soll ich vor dir auf den Knien rutschen?"
Sie tat, als müsste sie darüber nachdenken. "Ich gebe zu, die Vorstellung hat einen gewissen Reiz. Aber nein, es gibt nur eins, was mich auf der Ranch halten kann."
"Und das wäre?" Ihm grauste vor ihrer Antwort.
"Du bleibst hier und arbeitest mit mir."
8. Kapitel
"Mike! Mike, komm schnell!"
Mike fuhr bei dem schrillen Schrei hoch. Karen! Oh Gott, was war passiert? Schreckensbilder von Blut und gebrochenen Knochen schossen ihm durch den Kopf. Er ließ die Tasse in die Küchenspüle fallen und war mit einem Satz an der Tür.
Völlig unversehrt kam Karen ihm schon entgegengelaufen, als er aus dem Haus rannte. Sie zog ihn zur Scheune hinüber. "Komm schnell, schnell", wiederholte sie atemlos.
"Karen, was ist passiert?"
Sie legte den Finger an die Lippen und bedeutete ihm, ihr zu folgen. "Sieh mal, da", flüsterte sie.
Mitten im Straußengehege lag ein großes weißes Ei.
Karen strahlte, als habe sie gerade in der Lotterie gewonnen. "Ist das nicht großartig? Ist es nicht fantastisch? Ein Wunder! Endlich ist es so weit!"
Er versuchte, gelassen zu bleiben. Schließlich hatte dieses Zaubergeschöpf ihn mit ihren Forderungen förmlich erpresst. Aber ihre Begeisterung war ansteckend, und ein fröhliches Grinsen glitt über sein
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