Baccara Exklusiv Band 04
werden muss. Ich denke, wir sollten es erst in die Stadt mitnehmen und allen zeigen. Ben Poteer wird außer sich sein vor Freude. Ihm gehört nämlich das erste Ei."
"Hoffentlich hat er keinen Appetit auf Omelett", meinte er trocken. Allmählich ließ das Rauschen in seinen Ohren nach, und sein Blut pulsierte wieder etwas langsamer.
"Und dies ist erst der Anfang!" rief Karen begeistert. "Ich wette, morgen haben wir noch ein Ei. Und übermorgen noch eins. Und wenn wir ein halbes Dutzend oder so haben, fahre ich nach Texas und verkaufe sie an Duane Scoggins."
"Noch besser, wir fliegen hinunter", schlug er vor. "Dann könnten wir den Trip in einem Tag schaffen."
"Oh, Mike, stell dir vor, wir werden fünfoder sogar sechstausend Dollar besitzen!"
"Fünf oder sechstausend Dollar, die den Aktionären gehören", erinnerte er sie.
"Nicht die ganze Summe. Jedes dritte Ei gehört uns, hast du das vergessen? Und jetzt, wo ich etwas habe, was ich ihnen zeigen kann, wird es ein Kinderspiel sein, sie zu überzeugen, ihr Geld wieder zu investieren und noch mehr Anteile zu kaufen."
Aufgeregt brachte Karen das Ei in Sicherheit und schwelgte dabei in Träumen von einer rosigen Zukunft für die Red Canyon Ranch.
Und zum ersten Mal gestattete auch Mike es sich, ein wenig zu träumen.
Karen summte vor sich hin, während sie aus Kopfkissen und Handtüchern ein kuscheliges kleines Nest in einem Picknickkorb herrichtete. Sie hatte die Vögel in Rekordzeit gefüttert und getränkt und dem erfolgreichen Straußentrio zur Belohnung sogar eine Extraportion Kohlblätter gegeben, die es sofort gierig verschlungen hatte.
Jetzt wollten sie und Mike das freudige Ereignis mit einem ausgedehnten Lunch in Rosie's Café feiern.
Seit Monaten war sie nicht mehr so glücklich gewesen: Ihre Riesenhennen fingen endlich an zu produzieren, die Sache mit SunnyLand lag fürs Erste auf Eis, und Mike … Mike hatte sie erneut geküsst. Nachdem sie ihn praktisch ausgetrickst hatte, war sie überzeugt gewesen, sie habe jede Hoffnung auf eine mehr als nur geschäftliche Beziehung zu ihm verspielt.
Aber ich musste es doch tun, beruhigte sie sich wohl zum hundertsten Mal. Das Wichtigste war gewesen, dafür zu sorgen, dass er nicht wegfuhr, wichtiger als irgendwelche persönlichen Ziele, welche immer das auch sein mochten. Sie wusste einfach, wenn er lange genug in Rocky Ridge bliebe, würde er nicht mehr nach St. Louis zurückkehren wollen.
Jetzt schien es, als wäre Mike auch für sie noch nicht völlig verloren. Sie seufzte. Ja, sie hatte sich in diesen Mann verliebt, was sicher nicht klug von ihr war. Aber sie schwor sich, ihr Ziel deshalb nicht aus den Augen zu verlieren. Vorrangig war, dass er sich an das Land und die Ranch gebunden fühlte. Erst dann würde sie daran arbeiten, dass er auch eine engere Bindung mit ihr einging.
"Karen Kessler, du greifst nach den Sternen", murmelte sie vor sich hin, als sie mit dem Korb in der Hand ihr Schlafzimmer verließ. Mike war vielleicht erpicht darauf, mit ihr ins Bett zu steigen, aber von dort aus war es noch ein verdammt langer Weg bis zu Liebe und Ehe.
"Das wird aber auch Zeit", meinte er ungeduldig, als sie zu ihm hinunterkam. "Ich bin kurz vorm Verhungern. Was hast du gemacht, dem Ding Windeln angelegt?" Er zeigte auf den Korb.
"Ganz sicher nicht. Ich musste ein Identitätsschildchen draufkleben. Es ist wichtig, ein Ei vom anderen unterscheiden zu können, damit wir wissen, welches die Eltern von jedem ausgeschlüpften Küken sind."
Er spähte in den Korb hinein. "Interessant. Aber wir kennen die Eltern ja gar nicht. Wir wissen nur, dass Big John der Vater ist, aber welche der beiden Hennen hat das Ei denn nun gelegt, Maizy oder Daisy?"
"Da die beiden Schwestern sind, spielt das keine so große Rolle. Und du solltest den Tieren keine Namen geben. Es ist nicht gut, sich gefühlsmäßig zu sehr an sie zu binden."
"Die Namen dienen ja nur dazu, sie auseinander zu halten. Komm schon, lass uns gehen."
Sie fuhren in die Stadt und präsentierten stolz das erste Straußenei der Ranch.
Auf dem Rückweg bat Karen Mike, in eine schmale, unbefestigte Straße einzubiegen, die sich steil den Berg hinaufschlängelte. Der Wagen ächzte und rumpelte und schlug mehrmals hart auf den Untergrund auf, während Mike sein Bestes tat, um die riesigen Schlaglöcher zu umfahren.
"Wohin willst du denn jetzt noch?" fragte er, gerade als ein Haus in Sicht kam, ein kleines graues Holzhaus, das aussah, als würde es
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