Baccara Exklusiv Band 04
"Mike?"
Langsam löste er sich aus ihrer Umarmung. "Ich möchte jetzt gehen", sagte er mit erzwungener Ruhe.
"Und wohin?" Ihre Stimme klang heiser und verführerisch, obwohl sie es nicht darauf angelegt hatte.
"Nach Hause."
Nach Hause … Ein Schauer der Erregung durchströmte sie, wie jedes Mal, wenn er so von der Red Canyon sprach. "Und was machen wir dort?"
"Übertreiben Sie's nicht, Lady! Ich bin nicht in Stimmung, mich veralbern zu lassen." Er wandte sich ab und verließ die Tanzfläche, ohne ihr Gelegenheit für eine Erwiderung zu geben.
Veralbern? dachte Karen erbost, während sie sich einen Weg durch das Gedränge zurück zu ihrem Tisch bahnte. Sie würde nicht im Traum auf die Idee kommen, Spielchen mit ihm zu treiben. Denn obwohl er bisher sehr höflich und sanft zu ihr gewesen war, spürte sie, dass er ein gefährlicher Mann sein konnte, wenn man ihn provozierte.
Nein, neckisch herumzuschäkern war nicht ihre Art. Jeder Blick von ihr, jede Geste kam aus dem Herzen. Vielleicht war es nicht klug, ihre Gefühle so offen zu zeigen, aber sie hatte nie gelernt, sie zu verbergen. Mike offenbar schon, und so wusste sie nach seiner Antwort eben nicht, ob er nun genug von ihr hatte oder ob er sie auf dem Rücksitz seines Wagens vernaschen wollte.
Mit versteinerter Miene wartete er, bis sie ihre Tasche geholt hatte. Dann ging er eilig zum Ausgang voraus.
"Wo liegt das Problem?" fragte Karen, als sie wieder im Wagen saßen. "Schmerzen deine Füße von den neuen Stiefeln?"
Mike steckte den Zündschlüssel ins Schloss und ließ den Motor aufheulen. "Ich dachte, das Problem wäre offensichtlich. Es fällt mir schwer, eine unpersönliche Arbeitgeber-Angestellten-Beziehung zu dir aufrechtzuerhalten."
"Mir geht's genauso." Sie atmete ein paar Mal tief durch, weil sie im Begriff war, sich kopfüber in eine riskante Sache zu stürzen. Dann sagte sie offen: "Gibt es ein Gesetz, das uns vorschreibt, uns wie Chef und Mitarbeiterin zu benehmen?"
"Ja, das gibt es – Mikes Gesetz."
"Und das bedeutet …"
Er fuhr den Wagen so heftig aus der Parklücke, dass der Kies laut knirschte. "Lass dich niemals auf einen One-Night-Stand mit einer Frau ein, die Besseres verdient."
"Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst zu entscheiden, was ich verdiene und was nicht", gab sie zurück. "Und überhaupt … muss es denn nur für eine Nacht sein?" Sie hielt den Atem an, während sie auf seine Antwort wartete.
Minuten vergingen, doch er sagte nichts. In sanftes Mondlicht getauchte Wälder huschten am Wagenfenster vorbei. Völlig unvermittelt bog er dann von der Hauptstraße ab, und sie merkte, dass er zu dem malerischen Aussichtspunkt fuhr, den sie ihm bei seinem letzten Besuch gezeigt hatte. Er hielt am Wegesrand an und stellte den Motor ab.
Warum hier? fragte sie sich. Sie betrachtete sein klares, männliches Profil, aber sein Gesichtsausdruck verriet ihr nichts. Als er ausstieg und zum Rand des Wasserfalls ging, folgte sie ihm schweigend.
"Verdammt, Karen!" knurrte Mike schließlich. "Du hast diese verrückte Vorstellung, dass ich mich in die Gegend hier verlieben würde, herziehe und Straußenfarmer werde. Doch das ist unmöglich. Ich führe ein eigenes Leben in St. Louis. Ich habe ein Haus dort, ich muss mich um meine Firma kümmern!"
Er packte sie fest an den Schultern und blickte ihr mit fast erschreckender Intensität in die Augen. "Ich bleibe nicht hier, hast du das verstanden? Ich bleibe nicht!"
"Ich glaube, die Dinge liegen etwas anders", antwortete sie fest. "Du hast dich schon vor zwanzig oder noch mehr Jahren in diese Gegend verliebt. Die Berge hier gehen einem ins Blut, wie ein Fieber. Und ich glaube, mit jeder Stunde, die du länger hier verbringst, steigt das Fieber noch ein bisschen mehr. Deine Wurzeln sind hier, Mike. Du willst es nur nicht wahrhaben."
"Nein, du willst den Tatsachen nicht ins Auge sehen …" Er brach abrupt ab, zog sie in einer blitzschnellen Bewegung in die Arme und presste seinen Mund auf ihren. Es war ein harter, brutaler Kuss, ein Kuss, der sie einschüchtern sollte.
Er flößte ihr auch Angst ein, und dennoch begehrte sie Mike nur noch mehr. Sie spürte die Verwirrung hinter seinem Gehabe, und deshalb wagte sie erneut zu hoffen, dass er die richtige Entscheidung treffen würde – richtig für ihn und für sie.
Schwer atmend löste er sich von ihren Lippen. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck qualvollen Verlangens. "Glaubst du, wenn ich die Nacht in deinem Bett verbringe, würde ich
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