Baccara Exklusiv Band 23
für eine Nutte. Und Sie fragen sich, warum ich zu einem anderen Psychologen will? Zu Ihrer Information, ich habe mit niemandem geschlafen."
Sie log nicht. Keely hatte genügend Erfahrung mit weiblichen Teenagern und mit Tina im Besonderen, um zu merken, wann sie eine schmerzhafte Wahrheit von sich gaben. Aus irgendeinem Grund war dies ein heikles Thema für Tina, und sie sah in diesem Moment rührend verletzlich aus.
Keely brauchte all ihre professionelle Selbstbeherrschung, um sie nicht in die Arme zu nehmen und zu trösten. Stattdessen versuchte sie zu entscheiden, wie sie dieses neueste Problem am besten angehen sollte. "Es tut mir Leid", erklärte sie. Das war ein Anfang.
Tina sah sie skeptisch an. "Was?"
"Dass ich dich falsch eingeschätzt und Spannungen zwischen dir und deinem Vater erzeugt habe. Es war das Letzte, was ich wollte."
"Sie haben aber nichts anderes getan seit dem Abend, als Sie zu uns gekommen sind. Dad ist dauernd hinter mir her."
"Wenn dein Dad dir das Leben schwer macht, dann nur, weil er versucht, ein besserer Vater zu sein. Und ja, ich habe wahrscheinlich etwas damit zu tun. Aber du glaubst anscheinend, bloß weil wir miteinander gegessen haben, würde ich ihm Nachhilfeunterricht darin geben, dich unglücklich zu machen, und das ist nicht wahr. Wir mögen uns. Wir genießen es, zusammen zu sein …"
"Ich will das nicht hören."
"… und wir sprechen nicht viel über dich."
"Wie können Sie das behaupten?", explodierte Tina. "Sie denken wohl, wenn Sie mit mir zusammen sind, dann sind Sie meine Psychologin, und an Dienstagabenden ist mein Dad bloß irgendein Vater wie jeder andere, und wenn Sie mit ihm ausgehen, ist er ein Mann und Sie eine Frau? Kommen Sie, Dr. Adams, Sie müssten eine gespaltene Persönlichkeit sein, um das alles auseinander zu halten."
Keely seufzte. Sie war sicher gewesen, dass es keinen Interessenkonflikt gab, aber so wie Tina die Situation gerade dargestellt hatte … Zumindest hatte sie nicht mehr das Gefühl, sich Keely anvertrauen zu können. Und Keely konnte sie nicht wirksam beraten, wenn ihre Beziehung zu Ben solche Ängste in Tina hervorrief.
"Vielleicht hast du Recht", sagte sie leise. "Wenn du glaubst, dass du dich bei Dr. Penworth wohler fühlen würdest, solltest du zu ihm gehen. Ich treffe mich in den nächsten Tagen mit ihm, und du kannst dann später in der Woche deinen ersten Termin mit ihm ausmachen. Wie ist das?"
Tina nickte, sichtbar erleichtert. Also war dies nicht nur ein Versuch, Ben und Keely auseinander zu bringen. Das Mädchen hatte echte Sorgen.
"Ich werde dich vermissen." Keely meinte das ernst. Tina war eine ständige Herausforderung gewesen und auch eine Art Erfolg. "Wir haben viel geschafft seit unserer ersten Sitzung."
"Hm."
"Du kannst trotzdem jederzeit mit mir reden … als Freundin."
"Ja."
Keely fragte sich, ob Tina speziell etwas dagegen hatte, dass sie sich mit ihrem Vater traf, oder ob sie jede Frau ablehnen würde, für die er sich interessierte. Ben hatte angedeutet, dass es schon früher Probleme gegeben hatte. War das Mädchen einfach eifersüchtig, oder steckte mehr dahinter?
"Wir haben noch ein paar Minuten übrig", sagte Keely. "Ist da noch etwas, worüber du reden möchtest?"
"Nein." Tina hob ihre Bücher auf und wollte gehen, aber dann blieb sie stehen und starrte Keely an. "Ja. Wenn ich Ihnen erkläre, dass es okay ist, meinem Dad etwas zu erzählen, können Sie es dann tun? Ich will Ihre kostbare Berufsehre nicht aufs Spiel setzen."
"Wenn du mir die Erlaubnis gibst, ja."
"Dann sagen Sie ihm, dass ich nicht wild in der Gegend herumschlafe. Einige meiner Freundinnen tun es und alle Jungen, aber ich nicht. Ich bin vielleicht nicht das beliebteste Mädchen in meiner Klasse, aber ich habe nicht vor, wie meine Mutter zu werden." Nach dieser leidenschaftlichen Rede drehte sie sich auf dem Absatz um, und Keely starrte ihr verblüfft nach.
5. Kapitel
"Du siehst einfach himmlisch aus, Liebling." Ben verbeugte sich vor Keely, als sie einen von Motten zerfressenen Samthut mit Seidenblumen aufprobierte.
"Nicht besser als du." Sie deutete auf die breite Hula-Mädchen-Krawatte, die er sich umgebunden hatte. Sie hatten beschlossen, diesen Samstag in Trödelläden zu verbringen, da sie beide eine Vorliebe dafür hatten.
Ben suchte nach einer Kaminuhr zu einem vernünftigen Preis, während Keely nach Eierbechern für ihre Sammlung stöberte. Keiner von ihnen hatte das Gewünschte gefunden, aber dafür entdeckten
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