Baccara Exklusiv Band 23
dass du das solltest."
Ben erstarrte. "Was?"
"Du und Tina braucht Zeit, um alles zu klären. Das könnt ihr nicht, wenn ich in der Nähe bin. Ich war von Anfang an ein Streitpunkt zwischen euch. Ich könnte nicht damit leben, wenn es meinetwegen zu einem dauerhaften Bruch zwischen euch käme."
Ben schien völlig verwirrt. "Wie lange …"
"Ich weiß nicht. Solange es dauert, schätze ich."
"Das glaube ich nicht. Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen, Keely. Nicht wenn meine Tochter so meutert."
"Sie wäre gar nicht in dieser Verfassung, wenn du auf mich gehört hättest. Du willst meine Hilfe eigentlich gar nicht. Du suchst bloß jemanden, dem du die Schuld geben kannst für den Fall, dass du nicht die richtigen Entscheidungen triffst."
"Keely, wie kannst du das sagen?"
Sie schämte sich. Das war unfair gewesen. "Es tut mir Leid. Ich weiß, dass es nicht stimmt. Trotzdem habe ich mich das letzte Mal eingemischt. Du und Tina werdet die Dinge leichter klären können, wenn ihr allein seid."
Ben verzog den Mund zu einer geraden Linie. "Fein, wenn du so denkst. Dann gute Nacht." Er drehte sich um und stürmte die Treppe hinauf, genauso beleidigt wie Tina vorhin.
"Du meine Güte." Keely wollte auf die Tür zusteuern, aber ein schwaches Geräusch, das wie ein Schluchzen klang, hielt sie zurück.
Sie hätte es ignorieren und gehen können, aber sie brachte es nicht übers Herz. Stattdessen öffnete sie die Tür zu Tinas Kellerzimmer. "Tina? Geht es dir wirklich gut?"
"Verschwinden Sie."
Keely hörte nicht darauf, sondern stieg die Treppe hinunter. Im Licht einer Nachttischlampe sah sie Tina auf dem Bett liegen, die Arme um einen Stoffhund geschlungen. Ihre Schultern bebten. Keely setzte sich auf die Bettkante und rieb schweigend Tinas Rücken, um sie zu trösten.
"Ich brauche keine Therapie", erklärte Tina mit erstickter Stimme.
"Nein, aber du könntest wahrscheinlich eine Freundin gebrauchen. Ich bin nicht mehr deine Psychologin, Tina, sondern bloß eine Frau. Aber ich habe das auch mal durchgemacht, und du würdest dich wundern, wie gut ich dich verstehe."
"Was verstehen Sie?"
Keely zögerte. Was war, wenn sie sich irrte? "Dies war doch dein erstes Mal heute, oder?"
Tina sah zu ihr auf und blinzelte. Für einen Moment hörten die Tränen auf zu fließen. "Woher wussten Sie das?"
"Weil du genauso aussiehst, wie ich mich gefühlt habe, als es mir passiert ist."
Tina dachte einen Moment darüber nach. "Dad denkt, ich hätte schon lange mit Todd geschlafen."
"Männer sind Idioten. Manchmal jedenfalls."
"Das können Sie laut sagen", stimmte Tina zu.
"Also, war es schrecklich?"
"Es war das Letzte! Ich dachte, er würde mich lieben, aber er wollte mir bloß an die Wäsche. Er war grob, und es hat wehgetan, und als es vorbei war, hat er sich aufgeführt, als wäre das alles gar nichts." Tina begann wieder zu weinen.
Keely zog sie an sich und schaukelte sie langsam hin und her. Armes, mutterloses Baby. An wen konnte sie sich sonst wenden? Bestimmt nicht an ihren Vater. Selbst wenn Ben bereit gewesen wäre, voller Mitgefühl zuzuhören, gab es doch ein paar Dinge, die ein Mann einfach nicht nachvollziehen konnte.
"Oh, Schatz, es wird nicht immer so schlimm sein, das verspreche ich dir." Keely dachte, dass sie Todd gern windelweich geprügelt hätte. Es musste beim ersten Mal nicht furchtbar sein. Er hätte sanft und geduldig vorgehen können – so wie Ben, als Keely sich fast so gefühlt hatte, als wäre sie wieder Jungfrau.
"Es muss auch besser werden." Tina lachte ein bisschen. "Wenn es immer so wäre, würden es die Leute nicht so oft tun." Sie löste sich von Keely und putzte sich die Nase. "Sie werden mich nicht dazu zwingen, es Dad zu erzählen, oder?", fragte sie plötzlich.
Keely überlegte. Es war das Natürlichste für sie, dem Mädchen zu raten, die Wahrheit zu sagen. Aber an Tinas Stelle hätte sie selbst gelogen. "Tu das, womit du dich am wohlsten fühlst", erklärte sie schließlich. "Du hast dich doch geschützt, oder?"
Zu Keelys Erleichterung nickte Tina. Dann erschien ein Ausdruck von Verwirrung auf ihrem Gesicht. "Wie kommt es, dass Sie so nett zu mir sind, obwohl ich doch nicht nett zu Ihnen war?"
"Weil ich dich mag", antwortete Keely, ohne zu zögern. "Und ich hoffe immer noch, dass du mich eines Tages auch mögen wirst."
"Es ist nicht so, dass ich es nicht tue." Tina betrachtete ihre Fingernägel. "Ich werde sogar versuchen, besser damit umzugehen, dass Sie und Dad sich
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