BACCARA EXKLUSIV Band 45
den er sich noch von ihrer ersten Begegnung erinnerte.
„Mrs. Sullivan, wussten Sie von Anfang an …“
„Kein Kommentar.“
„Mrs. Sullivan, stimmt es, dass Sie schon die Scheidung eingereicht haben?“
„Kein Kommentar.“
„He, Sarah, stimmt es, dass Sie auf einer der Goergetown-Partys waren, die Ihr Mann gegeben hat? Ist es wahr, dass ein Hollywood-Regisseur die Miezen geliefert hat und …“
„Kein Kommentar.“
Irgendjemand – Randall erfuhr später, dass es meist die Haushälterin ihres Vaters war – rettete sie gewöhnlich und entriss sie den Klauen der Geier. Vermutlich hätte Sarah sonst wohl weiter wie ein Reh im Scheinwerferlicht mit erschrocken aufgerissenen Augen dagestanden.
Nach einer Weile waren Sullivans Skandale in Randalls Erinnerung zu einem verschmolzen – das Ausnutzen seiner Macht zur persönlichen Bereicherung, die Umgehung gewisser Sanktionen, um mit diktatorisch geführten Staaten Geschäfte machen zu können, seine illegalen Bankkonten im Ausland und nur wenige Jahre darauf Sullivans schmutzige kleine Sex-, Drogen- und Sauforgien. Allgemein war man der Meinung, dass der Mann unglaublich dumm gewesen sein musste, da er seine unsauberen Machenschaften selbst während der Ermittlungen gegen seinen Schwiegervater fortsetzte.
Dann hatte Randalls persönliche Höllenqual begonnen. Julies Nieren versagten. Die Dialyse half ihr eine Weile, doch wegen ihres Zustands kam sie für eine Transplantation nicht in Betracht. Er hatte gekündigt und sich von allem ferngehalten, um so viel Zeit wie möglich mit der Frau zu verbringen, die er einst geliebt hatte.
In seiner Erinnerung vermischte sich alles – das Ende der Überreste seiner Ehe, die Jones-Sullivan-Affäre und das Ende seiner Karriere. Er erinnerte sich nur, dass er sich mehr als einmal gefragt hatte, wie das schüchterne, intelligente Mädchen mit dem trockenen Humor und dem betörenden kleinen Lächeln überhaupt eine solche Null wie Sullivan hatte heiraten können.
Dennoch musste irgendetwas für ihn gesprochen haben, sonst hätte Sarah ihn nicht geheiratet. Und genau wie zu ihrem Vater hatte sie auch stoisch zu ihrem Mann gehalten, während seine geschmacklosen kleinen Geheimnisse enthüllt worden waren. Mit einer Miene, die keines ihrer Gefühle verriet, hatte sie den widerwilligen Respekt aller Reporter gewonnen.
Die nichtigen Affären des Kongressabgeordneten waren jedoch zu gewöhnlich gewesen, um lange das Interesse der Presse aufrechtzuerhalten, sobald einmal klar war, dass die nationale Sicherheit nicht auf dem Spiel stand. Nur wenige Monate später war der ganze Schmutz noch einmal aufgewärmt worden, als Sullivan mit seinem Wagen einen Brückenpfeiler gerammt hatte und so seinem Leben ein Ende setzte. Kurz danach war Sarah Sullivan aus der Presse verschwunden.
Das musste ungefähr zur gleichen Zeit gewesen sein, als auch Randall sich von allem zurückgezogen hatte, wenn man es so nennen wollte. Er hatte Julies endgültigen Niedergang beobachtet. Er hatte geweint, und um sich abzulenken, hatte er gelesen, bis er kein Buch mehr sehen konnte. Er hatte eine gesamte Baseball-Saison lang jeden Bericht über die Spiele verfolgt, seine Art von Betäubungsmittel. Als ihm klar wurde, dass er zu viel trank, hatte er sich einer radikalen Entziehungskur unterzogen. Man konnte ohne Übertreibung sagen, dass dies nicht gerade eins seiner besten Jahre war.
Einige Nächte nach Dan Sturdivants Pensionsparty sah Randall sich im Fernsehen eine Nachrichtensendung an, als er auf die Vorschau für eine Nachmittags-Talkshow aufmerksam wurde, in der Binky Cudahy, Autorin des jüngsten Bestsellers „Die anderen Frauen des Mannes der Senatorentochter“, interviewt werden sollte.
Und da wurde es ihm klar. Wohin sie sich auch zurückgezogen haben mochte und für welches Leben sie sich nach dem Desaster entschieden haben sollte, der Witwe des Kongressabgeordneten Sullivan stand eine äußerst unangenehme Überraschung bevor, sobald das Buch erst einmal die Bücherläden füllte. Wusste sie überhaupt davon? Sah sie tagsüber fern?
Vielleicht lag sie irgendwo auf einer exotischen Insel am Strand und ließ sich von der Sonne bräunen. Der Himmel wusste, dass sie etwas Ruhe verdient hatte.
Aber sie verdiente es auch, zu wissen, was auf sie zukam, für den Fall, dass sie rechtzeitig untertauchen wollte. Randall war klar, dass er sie finden konnte. Die vielen Jahre als Reporter hatten ihm alle möglichen Quellen eröffnet. Aber warum
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