BACCARA EXKLUSIV Band 45
hatte er sie nicht wirklich gekannt, musste Randall sich korrigieren, als die Türen des Fahrstuhls sich erneut öffneten und einige Spätankömmlinge heraustraten. Mit gerunzelter Stirn stieg Randall in den Aufzug. Tatsächlich hatte er nur ein Mal mit ihr gesprochen, Jahre bevor die Missetaten ihres Vaters ans Licht gekommen waren. Und Jahre bevor sie das sogenannte dressierte Hündchen des Senators im Weißen Haus geheiratet hatte – einen Mann, der in einem anderen Skandal unterging, kurz nachdem der Senator, wenn auch nur im übertragenen Sinne, geteert und gefedert aus der Stadt getrieben worden war.
Randall hatte gerade über das Gipfeltreffen im Mittleren Osten berichtet, als die Hochzeit stattfand. Er erinnerte sich an die Schlagzeilen. Obwohl sie den Kennedys natürlich nicht das Wasser reichen konnten, hatten die Sullivans und die Jones’ Aufsehen erregt. Selbst der Vizepräsident hatte an den Feierlichkeiten teilgenommen. Sie war eine wunderschöne Braut, das wusste er noch. Nicht schön im herkömmlichen Sinne, aber mit einer ihr angeborenen Haltung, die man fast aristokratisch nennen konnte. Randall erinnerte sich, dass ihn bei ihrer einzigen Begegnung vor Jahren ihr seltsames kleines Lächeln am meisten beeindruckt hatte.
Wenige Jahre später wurde der erste Skandal, der ihres Vaters, aufgedeckt. Schließlich musste ein unabhängiges Komitee einberufen werden, das die Angelegenheit untersuchte, damit der Vertuschungsverdacht innerhalb der Partei im Keim erstickt wurde. Randall hatte von den jeweiligen Schauplätzen, von denen er Bericht erstattete, verfolgt, wie Senator J. Abernathy Jones’ Sünden eine nach der anderen aufgedeckt wurden.
Noch ein halbes Dutzend kleinerer Fische, die in diesen Skandal verstrickt waren, wurde in einem Abwasch mit dem Senator zur Strecke gebracht, aber wenn sein Gedächtnis ihn nicht täuschte, dann war der junge Kongressabgeordnete, den Jones’ Tochter geheiratet hatte, nicht dabei. Sullivans Sturz war ungefähr ein Jahr später erfolgt. Er wurde durch eine routinemäßig durchgeführte Drogenrazzia ausgelöst. Inzwischen war der Senator endgültig Geschichte.
Randall hatte sich für diese Skandale eigentlich nicht interessiert, aber er konnte es auch nicht verhindern, darüber zu hören, da alle Sender darüber berichteten, was leider verständlich war. Saftige Skandale verkauften sich nun mal am besten, trieben die Auflagen in die Höhe, ließen die Einschaltquoten hochschießen und schufen ganze Karrieren.
Also war er Zeuge des Untergangs des jungen Kongressabgeordneten geworden und hatte miterlebt, wie die Presse – seine Kollegen – die Frau des Mannes regelrecht hetzte. Randall erinnerte sich, dass er einmal, als Sullivans Frau wieder von einer Horde aufdringlicher Reporter in die Enge getrieben worden war, gedacht hatte, dass die Jungfrau von Orléans dieselbe stoische Haltung wie sie gehabt haben musste.
Das war inzwischen länger als ein Jahr her, und Randall war zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, um seitdem wieder an diese Frau zu denken.
Aber jetzt erinnerte er sich wieder.
Sie hieß Sarah Mariah Jones, als er sie das erste Mal gesehen hatte. Sie waren sich auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung begegnet, die einige Hollywood-Größen organisiert hatten. Sarah musste damals fünfzehn oder sechzehn Jahre alt gewesen sein. Er selbst war noch grün hinter den Ohren und sie ein linkisches Kind, das versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es den Trubel verabscheute. Er hatte irgendwo gelesen, dass ihre Mutter kurze Zeit vorher gestorben war. Der Senator hatte sich angewöhnt, seine Tochter bei offiziellen Anlässen vorzuführen, hatte sich sonst aber kaum um sie gekümmert. Einem Gerücht zufolge sollte er sie damals bei einem Auftritt mal irgendwo vergessen haben und erst Stunden später jemanden losgeschickt haben, um nach ihr zu suchen.
Randall war sich bei jener Wohltätigkeitsveranstaltung bewusst geworden, dass sie sich ihrer Rolle, die sie während des anstrengenden Wahlkampfs ihres Vaters zu spielen hatte, schmerzlich klar war. So, wie der Senator jeden benutzte und dann links liegen ließ, bis er ihn wieder gebrauchen konnte, wurde auch sie nur von ihm benutzt. Der alte Politiker hatte einfach die Familienkarte ausgespielt, nachdem sein Gegenspieler, ein verheirateter Mann mit drei Kindern, in einer kompromittierenden Situation mit einer Assistentin ertappt worden war.
Es war eine der üblichen
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