BACCARA EXKLUSIV Band 45
aussehen mochte.
Er nahm ihren Arm und sagte: „Sie müssen Schmerzen haben. Lassen Sie uns hineingehen. Sie setzen sich besser, während ich ein Handtuch und etwas Eis hole. Sie haben nicht zufällig einen Eisbeutel, oder?“
„Einen Eisbeutel?“
„Dachte ich mir. Sie sind nicht der Typ.“
„Was für ein Typ?“ Der Schmerz reichte inzwischen von ihrem Auge bis zu ihrem Kinn. Zu verwirrt, um zu protestieren, ließ sie sich gehorsam von ihm mitziehen. „Hier entlang“, flüsterte sie nur schwach. Er zog einen Küchenstuhl für sie hervor, und sie ließ sich langsam darauf sinken. Dann sah sie ihm zu, wie er Eiswürfel aus dem avocadogrünen Kühlschrank holte, einem Überbleibsel aus der Zeit, als ihre Großtante das letzte Mal die Küche modernisiert hatte.
„Der Typ für einen Kater. Ich wette, Sie hatten in Ihrem ganzen Leben keinen, habe ich recht?“
„Nein. Ich meine, ja.“ Es gab eine ganze Menge Dinge, die sie nie getan hatte und jetzt wohl auch nie tun würde, aber das brauchte er nicht zu wissen. „Saubere Tücher sind in der Schublade hier. Warum tun Sie das? Warum sind Sie überhaupt hier?“
Randall ließ sich Zeit mit der Antwort. Warum er hier war? Gute Frage. Er war jedenfalls in bester Absicht gekommen. Er wollte Sarah warnen, dass ein Sturm bevorstand, und ihr bei einem Präventivschlag helfen, aber nur wenn sie glaubte, dass er dazu beitragen würde, die Situation zu entschärfen.
Wenn nicht, war das auch kein Problem. Er würde ihr Glück wünschen und sich verabschieden. Im Augenblick glaubte er allerdings nicht, dass sie in der Verfassung war, zu hören, was er ihr zu sagen hatte. „Hier, halten Sie sich das ans Auge.“
Sie nahm das mit Eiswürfeln gefüllte Tuch und drückte es sich vorsichtig auf das Gesicht. „Sie waren damals sehr viel jünger“, sagte sie. „Ich erinnere mich, dass unsere gesamte Unterhaltung sich wie etwas aus ‚Alice im Wunderland‘ angehört hat.“
„Stimmt. Wir waren beide jünger. Und wie geht es Dorothy?“
„Immer noch in Kansas. Falsche Story.“
Er grinste und brachte es fertig, gleichzeitig frech und freundlich auszusehen. „Wollte nur sichergehen, dass Sie keine Gehirnerschütterung haben. Wollen Sie meine Finger zählen?“ Er wackelte mit ihnen vor ihrem Gesicht herum.
„Nicht unbedingt. Sind Sie aus einem bestimmten Grund hier? Niemand schaut einfach mal vorbei, nur weil er in der Nachbarschaft war. Hier gibt es keine Nachbarschaft, falls Ihnen das nicht aufgefallen sein sollte.“
Sarah fragte sich, ob ihre Gesichtshaut geplatzt war, denn außer dem Pochen hinter der Stirn fing jetzt auch noch ihre Augenbraue zu brennen an. „Sie machen mich nervös“, sagte sie murrend. „Ich hasse es, wenn jemand so viel Aufheben um mich macht. Wenn Sie etwas zu sagen haben, dann tun Sie’s, und dann gehen Sie bitte.“
„Ich bin gekommen, um Sie auf das Buch vorzubereiten.“
Sie ließ das Tuch sinken. Es öffnete sich, und die Eiswürfel fielen heraus und schlitterten über den Fußboden. Sarah kümmerte sich nicht darum, sondern betrachtete den Mann mit einem gesunden Auge und einem, das rasant anzuschwellen begann.
„Das Buch. Schön. Und von welchem Buch reden wir jetzt? Vom ‚Zauberer von Oz‘ oder von ‚Alice‘? Nein, machen Sie sich keine Mühe. Der Scherz wird langsam öde.“ Sie wollte ihn loswerden, damit sie sich ihrem Schmerz hingeben konnte, fluchen oder weinen konnte oder wenigstens in Selbstmitleid schwelgen.
Doch statt zu gehen, zog er einen Stuhl heran und setzte sich unaufgefordert hin. Und dann erzählte er ihr, warum er sich die Mühe gemacht hatte, sie zu finden. Dieses Mal ging es bei dem Buch weder um den Zauberer noch um Alice.
„Die anderen Frauen des Mannes Senatorentochter? Sagen Sie mir bitte, dass Sie sich das nur ausgedacht haben.“ Ungläubig hörte Sarah ihm weiter zu. „Das kann sie doch nicht tun … oder doch?“
Aber natürlich konnte sie. Sarah hatte fast ihr ganzes Leben in Washington gelebt und wusste sehr wohl, dass jeder größere Skandal in Büchern wiedergekäut wurde, die in Rekordzeit in die Buchläden kamen. Das einzig Seltsame an dieser Sache war, dass das Erscheinen des Buchs so lange nach dem Skandal stattfinden sollte.
Lieber Himmel, wenn die Poughs nun dachten, sie selbst würde auch von der traurigen Berühmtheit ihres verstorbenen Mannes profitieren, und mehr Geld von ihr verlangten? Sie schickte jetzt schon mehr, als sie sich eigentlich leisten konnte. Oder noch
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