BACCARA EXKLUSIV Band 45
abrupt stehen, und Randall Waters fragte sich lakonisch: okay, und was jetzt, Rambo?
3. KAPITEL
Dieses verflixte Brett! Es hätte schon vor Jahren ersetzt oder ausgebessert werden sollen. Aber Tante Emma war über achtzig gewesen. Sarah hätte herkommen und sich selbst um die Reparaturen kümmern sollen. Zumindest hätte sie jemanden dafür engagieren können.
Aber sie hatte es nicht getan, weil sie zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt gewesen war. Und jetzt musste so ziemlich alles repariert werden an dem kleinen Haus. Egal, ob sie es nun verkaufte, was ihr das Herz brechen würde, oder ob sie es behielt und in eine Frühstückspension umfunktionierte für Menschen, die sich nach einem Ort sehnten, wo sie sich entspannen konnten. So ging sie eins nach dem anderen an.
Gestern waren die Weinstöcke an der Reihe gewesen, mit denen sie immer noch nicht fertig war. Heute nahm sie sich das Brett vor, an dem sie sich ständig den Zeh stieß, wenn sie die Veranda überquerte. Sie hob gerade den Hammer in die Höhe, als sie das Geräusch eines Wagens hörte. Es war hier so still, dass man über Meilen hinweg alles hören konnte – was nicht bedeutete, dass es viel zu hören gab. Einige Krähen ab und zu, Landmaschinen, hier und da Hundegebell.
Wegen der Maisfelder, die seit Jahren von demselben Farmer bebaut wurden, und wegen der wuchernden Sträucher und der hohen Kiefern konnte Sarah nicht bis zur Schotterstraße sehen und schon gar nicht bis zur Asphaltstraße. Nur während der Jagdsaison kam es manchmal vor, dass sich ein Jäger bis zu ihr verirrte, obwohl ihr Grundstück deutlich als Privatgrundstück gekennzeichnet war.
Der Mann, der jetzt auf ihr Haus zugelaufen kam, sah aber nicht wie ein Jäger aus, und er machte auch nicht den Eindruck, sich verirrt zu haben. Wegen der Sonne kniff Sarah die Augen zusammen und stellte unbehaglich fest, dass er mit der großen Kamera, die er um den Hals trug, verdächtig wie einer von den Geiern aussah, die ihr einst das Leben zur Hölle gemacht hatten.
Was konnte diesmal nur geschehen sein, dass die Presse sich wieder an ihre Fersen heftete? Die Poughs würden sich doch hoffentlich nicht an die Öffentlichkeit gewandt haben, nicht nach so vielen Jahren. Damit würden sie schließlich das Huhn schlachten, das ihnen goldene Eier legte. Sarah hatte keinen einzigen Monat versäumt, ihnen Geld zu schicken.
Sie hatte seit Wochen nicht mehr mit ihrem Vater gesprochen, aber wenn ihm etwas zugestoßen wäre, hätte sie doch wohl irgendjemand informiert. Sie mochte ihn nicht besonders, vertraute ihm noch viel weniger und würde es nicht bedauern, sollte sie ihn für die nächsten paar Jahre nicht sehen, aber sie nahm an, dass sie ihn auf eine gewisse Weise immer noch liebte. Es gehörte sich schließlich so, und wenn man ihr auch nicht allzu viel beigebracht hatte, dann doch, eine pflichtbewusste Tochter zu sein.
Ihr Besucher war inzwischen so nahe, dass sie ihn deutlich erkennen konnte. Sie hatte ihn vorher noch nie gesehen, da war sie sicher. Und er sah nicht aus wie jemand, den ihr Vater zu ihr geschickt hätte. Immer noch auf der Veranda kniend, versuchte Sarah zu entscheiden, was sie tun sollte. Sie war aus Schaden klug geworden und hatte gelernt, einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen, wann immer es möglich war. Genauso hatte sie aber auch gelernt, nicht aufzugeben, wenn eine Flucht unmöglich war. Sie zögerte immer noch, als plötzlich ein lauter Pfiff die Stille zerriss.
Ein Pfiff? Was, in aller Welt, ging hier vor?
Und dann kam ein zweiter Mann auf ihrem zerfurchten Weg in Sicht. Sarah packte den Hammer fester. Etwas musste vorgefallen sein – etwas Fürchterliches. Vielleicht war jemand in Schwierigkeiten. Vielleicht hatte es einen Unfall gegeben. Vielleicht brauchte jemand ihre Hilfe oder zumindest ihr Telefon.
„Mrs. Sullivan?“, keuchte der erste Mann, offensichtlich in nicht besonders guter Form. Er schien jünger zu sein als der Mann, der ihm folgte. Der zweite Mann, größer, muskulöser, dunkler, ein wenig älter, sprintete herbei, packte ihn am Arm und wirbelte ihn zu sich herum.
Sarah kam hastig auf die Füße. „Was geht hier vor?“, verlangte sie zu wissen, gerade als der ältere Mann zu schimpfen anfing.
„Haben Sie nicht die Schilder gelesen? Sie befinden sich auf einem Privatgrundstück“, hörte sie ihn sagen. Er trug Jeans und ein Khakihemd, die Standardkleidung der Leute in dieser Gegend. Kannte sie ihn? War er ein Nachbar, den sie
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