BACCARA EXKLUSIV Band 45
zurückweichen.
Randall warf den Wurm ins Gras und packte sie an den Schultern. „Moment“, sagte er leise. „Da ist noch etwas …“
Und sie stand nur regungslos da und hob ihm erneut widerspruchslos das Gesicht entgegen.
6. KAPITEL
Wenn sie der Typ wäre, der alles analysieren musste, hätte Sarah sich vielleicht die Frage gestellt, wie es möglich war, dass der Kuss eines Mannes sich so völlig von dem aller anderen Männer unterschied. Sie war zwar noch nicht von besonders vielen Männern geküsst worden, doch Randall war nicht der erste. Immerhin war sie verheiratet gewesen, Himmel noch mal!, dachte Sarah überrascht, warum also veranstaltet mein Magen Purzelbäume, warum rast mein Puls? Wirklich nur, weil ich nach einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder geküsst werde? Weil die Umstände so romantisch sind?
Wohl kaum. Sie trug ihre schäbige Gartenarbeitskleidung, und es war einer der heißesten Tage des Sommers. Sie befand sich knietief in einem staubigen Wirrwarr aus Weinreben, war völlig verschwitzt, und ihr Gesicht zierte ein wunderbares Veilchen.
Selbst das Gefühl seiner stoppligen Wange an ihrer sonnengebräunten Haut ließ sie am ganzen Körper erschauern. Ihre Brustspitzen zogen sich fast schmerzhaft zusammen. Sarah schlang Randall die Arme um den Nacken und genoss den Augenblick. Wie wundervoll sich sein männlicher Körper anfühlte! Und wie sauber und frisch er roch.
Himmel, Sarah Mariah!, meldete sich eine kleine Stimme in ihrem Kopf. Bist du so ausgehungert nach einem Abenteuer, dass der Duft nach Waschpulver dich schon anmacht?
Offensichtlich ja.
Als Randall sich schließlich von ihr löste und ihren Kopf an seine Schulter drückte, atmete sie tief durch und wartete darauf, dass ihr Puls sich beruhigte. War das sein Herz, das so heftig schlug, oder ihrs? Es war so lange her …
Bittere Erinnerungen wurden wach. Stan hatte sie in jener letzten Nacht lieben wollen. Sie waren zusammengeblieben, solange die Verhandlung andauerte, um den Schein zu wahren. Er war so verzweifelt gewesen, so verwundbar, dass Sarah Angst hatte, er könnte sich etwas antun, wenn sie ihn verließ. Nachdem sie wochenlang zusammengewohnt hatten, ohne viel miteinander zu sprechen, und Sarah Vorbereitungen traf, um das Haus zu verkaufen und die Scheidung einzureichen, war er eines Nachts zu ihr gekommen. Er hatte sie angefleht, ihm zu vergeben und alles zwischen ihnen wieder so sein zu lassen wie früher. Aber nach allem, was sie inzwischen erfahren hatte, hätte sie es nicht einmal ertragen, von ihm berührt zu werden, geschweige denn …
Er war neben ihrem Bett niedergekniet und hatte die Arme um ihre Taille geschlungen und seinen Kopf in ihren Schoß gelegt. Und dann hatte er ihr schluchzend gebeichtet, wie er zu den wilden Partys verlockt worden war.
Es hatte alles so unschuldig angefangen, hatte er behauptet. Zuerst nur ein Drink mit einigen wichtigen Parteifreunden. Danach ein Dinner mit einer kleinen Gruppe einflussreicher Aktivisten. Und danach war er dann zu einer Party in das Haus eines großen Sponsors in Georgetown eingeladen worden. Eine Party, zu der kein Mann seine Frau mitbringt, hatte einer von ihnen gescherzt.
Es waren Mädchen auf der Party gewesen, aber es war ihm nie der Gedanke gekommen, dass einige von ihnen minderjährig sein könnten. Ihn traf nicht die geringste Schuld. „Jemand muss mir etwas ins Glas getan haben“, hatte er in Tränen aufgelöst behauptet. Und er hatte wieder und wieder geschworen, dass es ihm so leidtäte, dass er seine Lektion gelernt hätte und es nie wieder geschehen würde.
Und das war es dann auch nicht, denn er war noch in derselben Nacht umgekommen. Das inoffizielle Urteil lautete Selbstmord. Seit damals trug Sarah ihre eigene große Bürde von Schuldgefühlen mit sich herum. Wenn sie nicht so unnachgiebig gewesen wäre, wenn sie ihm eine bessere Frau gewesen wäre, wäre vielleicht nichts von alldem passiert.
Jetzt schüttelte sie den Kopf, um die unwillkommenen Erinnerungen loszuwerden. Sie musste geseufzt haben, denn Randall trat zurück, die Hände immer noch auf ihren Schultern. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wenn du willst, dass ich gehe, genügt ein Wort.“
Eigentlich sollte sie es wollen, nicht wegen des Kusses, denn schließlich hatte sie ihn fast angefleht, sie zu küssen, sondern weil er ein gefährlicher Fremder war und sie offenbar nicht so intelligent und unabhängig, wie sie gehofft hatte.
Und weil ihr Gesicht wieder wehtat und
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