BACCARA EXKLUSIV Band 47
in den Tiefen dieser herrlichen grauen Augen verlieren. Mit einem Mann wie Will würde sie endlich eine Stütze haben und müsste nicht immer die starke, unabhängige und verantwortungsbewusste Frau herauskehren. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie sich bei ihm gehen lassen konnte. Aber Leah kannte sich besser. Sie konnte ihre Persönlichkeit nicht einfach ändern, nicht einmal für einen so gut aussehenden, aufregenden, ganz besonderen Mann wie Will.
Er stand auf seine unnachahmlich lässige Art auf und reichte ihr die Hand. „Komm, ich bringe dich nach Haus.“
„Was?“
„Ich bringe dich …“
„Das habe ich schon verstanden. Nein, Will.“
„Du bist völlig erschöpft. In diesem Zustand lasse ich dich nicht fahren.“
Sie starrte ihn fassungslos an. „Du lässt mich nicht? Es wird dich vielleicht hart treffen, wenn du das hörst, Will, aber du hast keine Autorität über mich.“
Zu ihrer Überraschung hatte er keine Erwiderung parat.
„Sieh mal, Will, ich kann dich ja gut verstehen. Du bist es gewohnt, der Boss zu sein, das Familienoberhaupt, der Leiter einer sehr gut laufenden Ranch. Mir selbst geht es nicht anders, bis auf die Familie. Ich nehme ebenso wenig Befehle entgegen wie du.“
Er nickte. „Lass uns also einen Waffenstillstand schließen. Darf ich dich nach Haus fahren?“
„Ich brauche keinen …“
„Leah, ich bitte dich um diesen einen Gefallen. Ich habe keine Kraft mehr, und ich werde nur dann wieder zum Schlafen kommen, wenn ich weiß, dass du sicher zu Hause angekommen bist.“
Sie überlegte. Will war mindestens ebenso erschöpft wie sie, und sie brachte es nicht übers Herz, weiter mit ihm zu streiten.
„Okay, einverstanden. Lass uns gehen.“
„Danke. Ich bringe dich heim und fahre dann weiter zu einem Freund, bei dem ich übernachten kann.“
„Wo wohnt dieser Freund?“
„Buda.“
Auf der kurzen Fahrt zu ihrem Haus sprach keiner von beiden ein Wort. Leah konnte sehen, dass Will nur mit großer Willensanstrengung wach blieb. Ihr Gewissen erlaubte es nicht, ihn die Dreiviertelstunde bis zu seinem Freund fahren zu lassen. Es war ihr egal, ob sie mit dem Feuer spielte, sie durfte Wills Leben nicht in Gefahr bringen.
Als er anhielt, legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Will, komm mit hoch.“
„Nein danke. Wenn ich jetzt eine Pause einlege, schaffe ich es nicht.“
„Jetzt bitte ich dich um einen Gefallen. Komm mit.“
Obwohl er so müde war, sah er sie voller Verlangen an.„Leah, du verstehst nicht. Wenn ich mich etwas ausgeruht habe und im selben Raum mit dir aufwache, werde ich unweigerlich mit dir schlafen wollen.“
„Dann werden wir eben nicht im selben Zimmer übernachten. Problem gelöst.“
Er fuhr auf den für sie reservierten Parkplatz, zögerte einen Moment und stellte dann den Motor ab. „Na schön. Sag aber nachher nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.“
Langsam und fast wankend vor Erschöpfung gingen sie gemeinsam den Steinweg entlang. Die Situation ist eigentlich zum Lachen, dachte Leah, aber auch dazu war sie zu müde. Sie schloss die Tür auf und ließ sich und Will sicher ein.
Sicher? Na ja, soweit man es in dieser Lage behaupten konnte.
„Leah“, sagte Will, „es tut mir leid, dass ich dich so gedrängt habe. Ich ruhe mich nur eine Minute aus und verschwinde dann. Ich verspreche es.“
Sie führte ihn zum Sofa, noch während er sprach, und Will ließ sich mit einem tiefen Seufzer in die Polster fallen. Leah half ihm aus den Stiefeln und legte seinen Hut auf den Tisch. Bevor sie sich wieder umwandte, hatte Will sich schon ausgestreckt und war eingeschlafen. Mit einem Lächeln ging sie zum Schrank und holte eine Decke und ein Kopfkissen heraus. Vorsichtig schob sie ihm das Kissen unter den Kopf, fuhr ihm nachdenklich kurz mit der Hand durch das volle Haar und deckte ihn sorgfältig zu.
Sie war schon halb den Flur hinuntergegangen, als sie ihn etwas murmeln hörte und abrupt stehenblieb. Hatte sie sich verhört, oder hatte er wirklich ihren Namen und etwas von Liebe vor sich hin geflüstert? Sie schüttelte den Kopf. Offensichtlich war sie zu keinem logischen Gedanken mehr in der Lage, wenn sie sich solchen Blödsinn einbilden konnte. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es erst halb acht war. Sie gähnte und beschloss, sich ebenfalls schlafen zu legen. So würde sie vor Will aufwachen und dafür sorgen, dass die Dinge nicht außer Kontrolle gerieten. In ihrem Kostüm konnte sie jedoch nicht gut schlafen. Also zog
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