BACCARA EXKLUSIV Band 47
sie konnte. „Ich glaube, man hat mich noch nie auf so hinterhältige Weise eine Lügnerin genannt.“
Will rieb sich den Nacken und machte einen weiteren Versuch. „So habe ich es nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass du dich jetzt schon so weit von mir zurückgezogen hast. Ich will nicht, dass der Abgrund zwischen uns noch größer wird.“
Leah gefiel es ganz und gar nicht, dass Will sie so gut zu durchschauen schien. Mit letzter Kraft klammerte sie sich an den kümmerlichen Rest, der von ihrer Würde geblieben war, strich das Hemd glatt und setzte sich vorsichtig in einen Sessel Will gegenüber. Gerade als sie nervös die Hände im Schoß verschränkte, befreite sich ihr schweres Haar aus dem improvisierten Zopf und fiel ihr auf die Schultern.
„Weißt du“, sagte er mit plötzlich heiserer Stimme, „du siehst unglaublich sexy aus, mit nichts als meinem Hemd am Leib und deinem herrlichen Haar.“
Ihr fiel keine passende Antwort ein, nicht wenn ihr Körper vor Sehnsucht nach ihm schmerzte. Wie konnte das nur passieren? Sie befand sich in der unangenehmsten Situation ihres Lebens, und dennoch vergaß sie alles, ihr Puls begann zu rasen und ihr Körper wurde ganz heiß vor Verlangen.
Sie musste irgendwie fort von hier.
„Will, ich weiß, du willst mit mir reden, aber ich kann einfach nicht. Es tut mir leid. Ich gebe mir wirklich Mühe, aber du musst mich gehen lassen.“
Sie presste ihre Hände so fest zusammen, dass die Knöchel sich weiß abhoben, und kämpfte mit aller Kraft gegen die Tränen an, die schon wieder unter ihren Lidern brannten.
Offenbar blieb Will von ihrer Verzweiflung nicht ungerührt. Er stand auf und reichte ihr ihre Kleider.
„Ich möchte nur eins wissen“, sagte er, als sie Rock und Bluse an die Brust drückte. „Sag mir, was ich falsch gemacht habe.“
Eine verräterische Träne lief ihr die Wange hinunter. Leah holte tief Luft, um sich nicht wieder vollends zum Narren zu machen.
„Oh, Will, du hast nichts falsch gemacht. Es war … unglaublich.“
„Warum sitzt du dann so ängstlich da, als ob ich mich auf dich stürzen würde, um Himmels willen?“, stieß er hervor.
Sie stand hastig auf und wich vor ihm zurück. Ihre Antwort kam erst, als sie schon fast wieder im Flur war. „Weil ich die Kontrolle über mich verloren habe.“
Sie konnte sehen, dass er sie nicht verstand.„Oh, Will, siehst du denn nicht? Du hättest mich um alles bitten können heute Nacht, und ich hätte alles getan, ohne auch nur einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden. Das hat noch niemand bei mir geschafft. Und das soll auch nie wieder jemandem gelingen.“
Sie drehte sich um und lief ins Badezimmer, wo sie sich in Rekordzeit anzog. Mit ihrem Haar konnte sie im Moment nichts tun, um es zu bändigen, aber zumindest war sie wieder angezogen. Zum ersten Mal seit Stunden holte Leah befreit Luft.
Will hatte ihre Schuhe und Handtasche bereitgelegt, als sie zurückkam. Sie schlüpfte in die Schuhe und suchte nach den Autoschlüsseln, während sie schon zur Hintertür floh. Will ließ sie fast die ganze Länge der Küche durchqueren, bevor er sie am Arm packte. Leah zuckte zusammen, nicht aus Angst, sondern weil seine Berührung sie nur noch mehr aufwühlte.
„Wir müssen miteinander reden, das weißt du.“
Sie senkte den Blick und zuckte nur mit den Achseln. „Ich schicke morgen meine Mitarbeiter, um den Rest aufzuräumen.“
„Mach dir darüber keine Sorgen. Ich werde mich darum kümmern.“
„Nein, wirklich …“
„Leah, vergiss es. Ich rufe dich morgen an, aber mach dir keine Gedanken um das Haus.“
Sie nickte und eilte zu ihrem Wagen.
Will machte auf dem Weg zu seinem Schlafzimmer die Lichter hinter sich aus. Er zog die Jeans aus und schlüpfte, immer noch vollkommen verwirrt, unter die Decke. Selbstverständlich hatte sie die Kontrolle über sich verloren! Sie war völlig außer sich geraten und hatte sich wild stöhnend unter ihm gewunden. Aber das war es ja auch, was einzigartigen Sex ausmachte.
Will hielt sich zwar nicht für einen Casanova, aber er wusste genug über guten Sex, um seine Partnerinnen und sich selbst zu befriedigen, ohne doch jemals eine Reaktion wie die von Leah heute erhalten zu haben.
Aber es war nicht sein männlicher Stolz, der getroffen war. Was ihm wirklich Sorge machte, war Leahs offensichtliche Qual. Er erkannte, dass sie sehr wenig mit ihrer körperlichen Vereinigung zu tun hatte. Irgendetwas hatte ihr ganzes Wesen bis ins Innerste
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