BACCARA EXKLUSIV Band 47
rechnete. Doch nun erwiderte er: „Stolz? Ja, schon möglich. Aber das alles hat meine Mutter verdient“, erklärte er, und es war, als würde er ihr ein bisschen sein Herz öffnen. „Und auch mein Vater.“ Und er fuhr fort: „Wir haben nicht immer so viel besessen. Wir waren arm, Cassandra. Wir alle haben in einem Haus mit nur einem Schlafzimmer gelebt und waren auf die Hilfe der Kirche angewiesen.“
Cassie dachte daran, dass sie Steven zwar beinahe geheiratet hätte, aber dass sie sich nie über so persönliche Dinge unterhalten hatten. Vielleicht wäre ihre Verlobung nicht in die Brüche gegangen, wenn sie das getan hätten.
„All diese Arbeit machen Sie für Ihre Eltern?“
„Eine Ranch zu besitzen, sie zu einem Erfolg zu machen, sich mit etwas anderem Respekt zu schaffen als nur mit den Fäusten, das war der Traum meines Vaters.“Wayne blickte zum Horizont. „Er ist gestorben, ehe wir es geschafft haben.“
„Also machen Sie in seinem Namen weiter.“
„So ist es.“
„Und Ihre Familie bedeutet Ihnen alles.“
„Das ist richtig.“ In seinen blauen Augen schien eine Warnung zu liegen, an die sie sich besser halten würde. Sie machte einen kleinen Schritt von ihm weg und hoffte, dass er es nicht merkte. Doch Wayne schien offenbar nichts zu entgehen.
„Ich wollte Ihnen nicht drohen, Cassandra.“
Auch wenn sie vielleicht keinen Grund hatte, an seinen Worten zu zweifeln, blickten seine Augen noch immer so eindringlich, als wolle er seine Worte Lügen strafen. Sie vermied seinen Blick.
„Ich mache Ihnen Angst, nicht wahr?“
„Nein“, widersprach sie.
„Dann sehen Sie mich an.“
Langsam hob sie den Blick.
Er hatte ganz leise gesprochen, so wie gestern mit dem wilden Pferd. Er hatte die Macht, überzeugend zu sein, das wusste sie bereits. Und er würde bestimmt nicht zögern, diese Macht zu seinem Vorteil einzusetzen. Doch sie war ja vorsichtig, und das machte sie immun gegen seine Bemühungen.
Oder etwa nicht?
Sie räusperte sich und straffte dann die Schultern. „Ich habe keine Angst vor Ihnen“, betonte sie es noch einmal.
„Und was war gestern Abend?“
Sie grub die Hacken ihrer Stiefel in die ausgetrocknete Erde und brauchte all ihre Willenskraft, um ihn anzusehen. „Es ist nichts geschehen.“
„Ich habe Sie geküsst.“
„Das ist nicht wahr, wir haben nur …“
„Es war nicht sehr viel, das gestehe ich ein. Aber es war ein Kuss.“
„Wayne …“
„Und Sie sind weggelaufen. Und als wir zum Reiten gegangen sind, hätten Sie alles gegeben, um nicht mit mir allein sein zu müssen.“
„Ich habe keine Angst, Wayne.“ Bis sie ihm begegnet war, hatte sie noch nie gelogen. Jetzt hoffte sie nur, dass er die leichte Röte nicht sah, die ihr ins Gesicht gestiegen war.
„Was mich am meisten daran stört, ist, dass ich es noch einmal tun möchte“, gestand er ihr.
Am liebsten hätte sie sich jetzt in einem Mauseloch verkrochen.
„Und wie steht es mit Ihnen, Cassandra?“
„Ich …“ Ihr Kopf war plötzlich wie leer, und sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Das kann ich nicht.“
Er trat noch einen Schritt näher.
„Aber Sie fühlen das doch auch.“
Ihr Herz raste. Sie fühlte sich bedroht, doch nicht von ihm, viel eher von ihren eigenen Gefühlen. Seine Nähe überwältigte sie. Und als er sie an sich zog, legte sie die Hände auf seine Brust, aber nicht, um ihn wegzuschieben. Doch sie wehrte sich dagegen, auch noch dem Wunsch nachzugeben, in seine Arme zu sinken und das zu tun, wonach ihr Körper sich sehnte.
„Wayne, bitte. Ich …“ Atemlos suchte sie nach Worten. „Ich bin nicht wie meine Schwester.“
„Das habe ich auch nie angenommen.“
„Aber …“
„Sie sind zu mir gekommen, Cassandra, nicht Jeanie.“ Er nahm eine Strähne ihres Haares, die der Wind gelöst hatte. „Und Sie sind es auch, die ich küssen möchte, und keine andere.“
„Aber Sie werden glauben …“ Sie sah in seine Augen. „Ich bin kein lockeres Mädchen.“
„Das weiß ich.“
Viel zu intensiv war sie sich seiner Nähe bewusst, und viel zu deutlich fühlte sie seine muskulöse Brust. „Und … was jetzt?“
Er seufzte und strich ihr die Strähne hinters Ohr. „Wir wollen eines klarstellen. Hier geht es nicht um Jeanie oder Billy. Und auch nicht um Chad. Es geht darum, was mit uns geschieht.“
„Es gibt kein ‚uns‘.“
„Nein?“, fragte er.
Sie wusste nicht, was sie noch sagen sollte, sie war verloren und hilflos, trotz all der
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