BACCARA EXKLUSIV Band 47
der Eindringling.
„Miss Morrison“, sagte er ungeduldig und riss sie aus ihren Gedanken.
Cassie setzte sich vor den Schreibtisch. Tief sank sie in den weichen Ledersessel und kam sich sehr klein und unwichtig vor. Doch sie war weder klein noch schutzlos. Sie reckte sich, entschlossen, diesem Mann zu beweisen, dass sie recht hatte und dass er sich in seinem Bruder täuschte. So hatte sie sich ihre Begegnung eigentlich nicht vorgestellt. Sie hatte davon geträumt, dass Billy in die Familie Hart aufgenommen werden würde, dass ihm seine Familie den Schutz gewährte, der ihm zustand. Es war eine lange und heiße Fahrt gewesen aus Nebraska bis nach Wyoming, und den ganzen Weg über hatte sie sich an diese Vorstellung geklammert. Und Margaret Hart war genau so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Doch Wayne Hart … Er hatte offenbar seine eigenen Gesetze.
Sie schloss für einen Moment die Augen und war dankbar, dass Margaret ihr die Tür geöffnet hatte und nicht Wayne. Er hätte sie sofort abgewiesen, hätte ihr mit einer Gerichtsverhandlung gedroht und so ihren Entschluss geschwächt.
Als sie ihn wieder ansah, lag immer noch der Ausdruck von Ungeduld auf seinem Gesicht. Sie konnte sich ihn gut vorstellen, wie er um ein Stück Land feilschte oder um den Kauf eines Pferdes. Er würde sich erst entspannen, wenn der Handel nach seinen Bedingungen abgeschlossen war.
„Mr. Hart, ich verstehe Sie, und ich respektiere auch Ihre Vorsicht.“
Er legte den Kopf ein wenig schief, dabei fiel ihm eine Locke in die Stirn. Das ließ ihn ein bisschen weniger abweisend wirken und sogar etwas menschlich.
Vorsichtig wählte sie ihre nächsten Worte. „Ihre Mutter hat erwähnt, dass Sie Grund haben, Frauen zu misstrauen.“
„Wirklich?“ Sehr aufrecht saß er da. „Und was hat meine Mutter sonst noch erwähnt, als Sie beide Ihre nette Unterhaltung geführt haben?“
„Das ist alles, was sie mir gesagt hat“, versicherte sie ihm und hatte das Gefühl, dass sie ihm bereits zu viel verraten hatte. In der Stille, die jetzt eintrat, rang sie die Hände im Schoß, doch dann hielt sie abrupt inne, als ihr klar wurde, dass ihm das nicht entgangen war.
Sie hasste Streitereien, und es wäre ihr lieber gewesen, die Sommerferien zu Hause zu verbringen und mit den Kindern zu arbeiten, die den Sommer über auf sie angewiesen waren. Stattdessen saß sie jetzt im Büro eines Mannes, der ihr nicht traute und vermutete, dass sie ein Teil seines Erbes verlangte. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie war Billys einzige Hoffnung, und das würde sie nicht vergessen.
„Ich habe nicht vor, Ihrer Familie etwas anzutun“, erklärte sie.
Er zog die Augenbrauen hoch und sah sie skeptisch an.
„Ich werde es beweisen“, sagte sie schnell und fragte sich, wie sie dieses Versprechen wohl einhalten sollte. „Lassen Sie uns zusammenarbeiten.“ Sie beugte sich vor und sah ihm in die Augen. „Wir wollen doch beide das Gleiche.“
„Wirklich, Miss Morrison?“
Es wäre ihr lieber gewesen, wenn er sie mit ihrem Vornamen angesprochen hätte. Doch sie bat ihn nicht darum, weil sie Wayne keinen Grund geben wollte, ihr näherzukommen, ganz besonders deshalb nicht, weil sie sich durchaus bewusst war, was für ein gut aussehender Mann er war.
Aber das hatte nichts zu bedeuten. Man konnte einen schlechten Charakter hinter einem guten Aussehen verstecken, diese schmerzliche Erfahrung hatte sie bei Steven, ihrem Exverlobten, gemacht. Sie versuchte, den Schmerz zu unterdrücken, der sie noch immer bei dem Gedanken an den Mann, den sie beinahe geheiratet hätte, überkam, und hoffte stattdessen, dass Wayne ihr eine Chance geben würde.
„Ich verlange nichts von Ihnen, ich stelle keine Forderungen, bis Sie mit Ihrem Bruder gesprochen haben. Vielleicht weiß Chad ja gar nichts von dem Baby.“
„Vielleicht weiß Ihre Schwester ja gar nicht, wer der Vater des Kindes wirklich ist“, gab er zurück.
Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, war diese Bemerkung fast zu viel. „Sie hat es gewusst.“
Cassie sprang auf, stützte die Hände auf den Schreibtisch und beugte sich vor. Sie war bereit gewesen, ihm zuzugestehen, dass er Zweifel hatte, ob Chad Jeanie hatte sitzen lassen. Aber sie hatte genug von arroganten Männern – und in diesem Moment ganz besonders von Wayne Hart.
„Ich habe genug von Ihren Andeutungen über meine Schwester, schließlich reden wir hier über Ihren Bruder.“
Auch
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