BACCARA EXKLUSIV Band 47
Vielleicht bildete sie sich das Ganze aber auch nur ein, weil sie selbst aufgewühlt war.
Eine rotbraune Stute reckte den Kopf über die Tür der ersten Box, und Jenna streichelte geistesabwesend ihre Nüstern. Bei einem Spaziergang hatte sie versucht, über alles nachzudenken, jedoch keine Lösung gefunden.
Nie würde sie bereuen, sich Flint hingegeben zu haben, doch wie sollte sie die Rocking-M-Ranch verlassen, wenn ihr Herz zurückblieb?
„Was machst du hier?“
Jenna zuckte bei Flints schroffer Frage zusammen. Er richtete ein Gewehr auf sie und blickte durch das Zielfernrohr. „Leg die Waffe weg!“, verlangte sie.
Er senkte den Lauf. „Ich habe dich etwas gefragt.“
Betroffen setzte sie sich auf einen Ballen Heu neben dem Eingang. „Ich ging spazieren, kam am Stall vorbei und fand, dass die Stuten unruhig sind. Darum wollte ich nach ihnen sehen.“
„Sie wirken bei Weitem nicht so unruhig wie du.“
„Wärst du vielleicht nicht erschrocken, hätte jemand mit einem Gewehr auf dich gezielt?“, fragte sie und überlegte, ob er vielleicht den Verstand verloren hatte.
„Woher sollte ich wissen, dass du es bist?“
Erst jetzt erinnerte sie sich an die Zwischenfälle und beruhigte sich. Es war klar, dass Flint das Schlimmste annahm, wenn er im Stall Licht sah. „Tut mir leid, ich hätte jemandem sagen sollen, dass ich spazieren gehe.“
„Das hättest du wirklich tun sollen.“ Er lehnte das Gewehr gegen die Wand. „Jetzt müssen wir aber etwas anderes als deinen abendlichen Spaziergang besprechen.“
„Gut“, erwiderte sie und hielt seinem kühlen Blick stand. Womit hatte sie das verdient? „Worüber möchtest du sprechen? Über das Wetter oder die Viehpreise?“
„Die Viehpreise wären kein schlechter Anfang. Sieht ganz so aus, als hätten mehrere Ranches, auf denen du gearbeitet hast, Ärger mit Viehdieben gehabt.“
Sie starrte ihn an. Glaubte er, sie würde sein Vieh stehlen?
„Ja, das ist richtig. Aber wir wissen beide, dass Ranches von der Größe der Rocking-M-Ranch oft von Viehdieben heimgesucht werden. Das war immer so und wird immer so sein.“
„Allerdings warst du jedes Mal auf der betroffenen Ranch.“
Sie versuchte, geduldig zu bleiben, obwohl das bei diesem Mann vermutlich nicht einmal eine Heilige geschafft hätte. „Hattest du denn vor meiner Ankunft auch schon Probleme?“
„Ja.“
„Wäre das nicht ein Hinweis darauf, dass ich nichts damit zu tun habe?“
„Nach deiner Ankunft wurde die Sache heißer.“
„Das Wetter auch“, entgegnete sie gereizt. „Willst du mir auch daran die Schuld geben?“
„An deiner Stelle würde ich den Mund nicht so voll nehmen“, erwiderte er scharf. „Du solltest mir lieber erklären, warum du so ein Vagabundenleben führst, obwohl du auf einer Bank in Austin eine Viertelmillion liegen hast und auf einem Konto in Oklahoma City fünfundzwanzigtausend.“
Jenna schnappte nach Luft. „Was erlaubst du dir? Das geht dich gar nichts an!“
„Doch, ich finde schon.“ Er sah sie durchdringend an. „Wieso lebt eine Frau, die sich mühelos ein eigenes Haus leisten könnte, wie eine Nomadin? Und wieso fährt sie kein ordentliches Auto?“
„Dazu habe ich nichts zu sagen“, erwiderte sie und sprang auf. Sie hatte nicht die geringste Absicht, Flint oder sonst jemandem ihren Lebensstil zu erklären. Und sie würde sich auch keine Vorwürfe mehr anhören.
Er hielt sie am Arm fest. „Du hast mir noch nicht geantwortet.“
Sie blickte auf seine Hand. Auch jetzt reagierte sie auf seine Berührung, doch er hatte in ihrem Leben herumgeschnüffelt, und dafür verachtete sie ihn. „Du hattest kein Recht, deine Nase in meine Angelegenheiten zu stecken, McCray.“ Zornig riss sie sich los. „Und ich denke gar nicht daran, mich vor dir zu rechtfertigen.“
„Du arbeitest aber für mich, und ich will über meine Angestellten Bescheid wissen.“
„In unserem Vertrag steht, dass ich dein Pferd trainiere. Es steht nicht darin, dass ich mich dir als Sklavin verkauft habe.“
Er versperrte ihr den Weg, als sie den Stall verlassen wollte. „Wärst du nicht misstrauisch, wenn eine spitzenmäßige Pferdetrainerin einen Truck fährt, der aussieht, als käme er vom Schrottplatz?“
Der Vorwurf schmerzte, doch Jenna zeigte ihm nicht, wie elend sie sich fühlte. „Du hast keine Ahnung, McCray, wovon du redest. Und ich werde es dir auch nicht erklären, denn du würdest es ja doch nicht verstehen.“
Sie wollte ihm ausweichen, doch er
Weitere Kostenlose Bücher